Kapitel 4

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Wir beginnen zu lachen. Sein Humor gefällt mir. Er legt mir die Kleider auf den Schoss und ich stehe auf um sie anzuziehen. Fertig angezogen gehe ich zu Felix, der in der Küche steht und die Tassen in die Spülmaschine räumt. "Ich müsste noch einige Erledigungen machen, möchtest du mitkommen oder hier bleiben"? Fragt Felix freundlich. "Würde ich gern, aber muss noch mit Jodie reden und mir überlegen wie ich sie aus meiner Wohnung bekomme". Antworte ich und grinse kurz. "Soll ich dich zu deiner Wohnung fahren"? Bietet er an. "Ja gern, hab nämlich keinen Plan wo ich durch müsste ohne dich".

Nach etwa einer halben Stunde machen wir uns auf den Weg zu mir. Während der Auto fahrt haben wir nicht wirklich geredet. Ich war eher damit beschäftigt, mir Argumente auszudenken, die Jodie vertreiben könnten. Das kann so einfach nicht weiter gehen. Was bin ich eigentlich für ne Pussy geworden in der ganzen Beziehung? Das fällt mir jetzt erst richtig auf.

Bei dem Starbucks Café, bei dem er arbeitet fährt er langsamer und fragt nach dem Weg zu meinem Zuhause. Ich erkläre ihm wo er lang muss und fährt zu meiner Wohnung. Ich bedanke mich herzlich bei ihm und steige aus. Ich winke kurz, nachher betrete ich das Gebäude. Ich steige die Treppen hoch, atme noch einige Male tief ein und aus, und klingle dann an meiner Haustür. Sie wird geöffnet und mir blickt eine verschlafene Jodie entgegen. "Ist ja schön, dass du dich endlich entschuldigen willst, aber könntest du das nächstes mal nicht um eine etwas spätere Uhrzeit machen"? Fragt sie genervt. Ich gehe an ihr vorbei, in meine Wohnung. "Also Jodie". Beginne ich. "Junge was spazierst du hier einfach so rein"? Werde ich unterbrochen. "Es ist immer noch meine Wohnung Jodie und das wird sich auch nicht ändern". Versuche ich möglichst ruhig zu sagen. "Also Jodie, ich will, dass du hier ausziehst, die Wohnung gehörte niemals dir und ich habe dir auch nie angeboten hier einzuziehen, also ist es meine Wohnung". Bei jedem einzelnen Wort, das ich sage, habe ich Angst vor ihrer Reaktion. Jodie komplett wütend zu erleben, macht eindeutig keinen Spass. Doch zu meiner Überraschung bleibt sie total entspannt. "Gut spätestens übermorgen bin ich weg". Antwortet sie gelassen. "Gut danke". Sage ich, auch wenn ich mich eigentlich nicht bedanken müsste. Ich gehe in mein Zimmer und öffne meinen Kleiderschrank. Ich hole mir einige Klamotten raus, die ich dann auf mein Bett lege. Aus einer Ecke, nehme ich meinen Rucksack und fülle ihn mit den Kleidern. Was braucht man noch so wenn man bei irgendwem übernachtet? Ah ja, Ladekabel, Kopfhörer eventuell. Meine Autoschlüssel! Ähm ja das wars, denke ich. Mein Portmonee hatte ich schon gestern dabei. Gut, das wäre dann alles. Mit einem Lächeln im Gesicht ziehe ich den Reisverschluss meines Rucksackes zu. "Tschüss Jodie" ich spaziere aus meiner Wohnung und laufe die Treppen runter. Aus welchem Grund ich plötzlich so glücklich bin, kann ich mir auch nicht ganz erklären. Vielleicht liegt es einfach daran, dass ich viel schlimmeres erwartet habe und sie so entspannt reagiert hat. Ich gehe zu meinem Auto und sperre es auf. Ich werde Felix anrufen und fragen wo er ist. Ich suche in meinem Handy den Kontakt von ihm, doch es gibt ihn nicht. Ich bin so ein Idiot, wieso habe ich nicht nach seiner Nummer gefragt. Genervt werfe ich mein Handy auf den Nebensitz und starte das Auto. Ich hoffe sein Haus wieder zu finden. Als er mich zu Jodie gefahren hat, habe ich versucht mir einigermassen den Weg zu merken.

Das kann doch nicht richtig sein. Ich bin irgendwo im Nirgendwo, bei Wiesen und Bäumen. Na toll und wie finde ich hier wieder zurück?! Vor mir auf der Strasse, taucht plötzlich eine Kreuzung auf, die mir sehr bekannt vorkommt. Ich biege rechts ab und schon erblicke ich das Haus von Felix. Für das es so abgelegen ist hier, ist das Haus echt modern. Felix' Auto steht nicht davor, na toll er ist also nicht zuhause. Er sagte ja er müsse noch Erledigungen machen. Ich parkiere da wo sonst Felix' Auto steht, das kann ich auch später noch wo anders hinstellen. Ich steige aus und gehe zur Haustür. Ich sehe nach ob sie offen ist, doch wie erwartet ist sie abgeschlossen. An der Tür hängt ein kleiner, gelber Zettel. "Hey Sebastian, bin grad nicht zuhause, hier ist meine Handynummer, ruf mich an, dann sag ich dir wo der Schlüssel ist Lg Felix". Unter dem Text steht seine Nummer, die ich in meinem Handy einspeichere. Ich rufe ihn an.
"Hey".
"Hey".
"Wer ist da"?
"Ich bin's Sebastian".
"Ah hey Sebastian, du hast meine Nachricht also gefunden".
"Ja sonst würde ich nicht anrufen".
Er kichert kurz.
"Also du gehst der rechten Hauswand entlang und um die Ecke, liegt der Hausschlüssel"
Ich tue was er sagt und finde ihn.
"Danke"
"Hast du ihn gefunden"?
"Ja"
"Hey Felix was machst du überhaupt"?
"Bin grad auf dem Weg zum Starbucks, bei dem ich arbeite, muss mit dem Chef reden. Komme nachher nachhause, willst du was von dort"?
"Du musst mir doch nichts mitbringen".
"Doch mach ich gerne, bist echt ein netter Typ"
Ich beginne zu grinsen wie ein kleines Kind, das Süssigkeiten sieht. Wenn mir jetzt jemand zusehen würde, würde er mich bestimmt auslachen.
"Sebastian lebst du noch"?
Höre ich Felix' lachende Stimme.
"Ähm ja entschuldige"
"Also ich nehm dir was mit, bis später tschüss".
Ich will ihm grade widersprechen da legt er schon auf. Er muss mir doch nichts kaufen. Oder vielleicht bekommt er die auch gratis, weil er da arbeitet. Trotzdem.
Ich schliesse seine Haustür auf und betrete sein Haus. Es ist schon irgendwie komisch einfach so in ein fremdes Haus zu spazieren. Es fühlt sich an als wäre ich hier schon so oft gewesen, ich fühle mich einfach total wohl. Ich gehe in das Zimmer in dem ich geschlafen habe, also sein Zimmer. Den Kleiderstapel aus meinem Rucksack stelle ich auf sein Bett. Was soll ich machen bis er zurück ist? Ich gehe in's Wohnzimmer und werfe mich auf die Couch. Ich merke wie mir langsam die Augen zufallen.

Rewilz - Diese AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt