Kapitel 9

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"Ich bin dir so unendlich dankbar, dass du mich gerettet hast, ohne dich wäre ich, nein wir beide, nicht mehr hier". Ich weiss nicht, was ich antworten sollte. Mir fehlen die Worte, ich bin komplett überfordert mit der Situation. Was man mir wohl auch ansieht. "Du brauchst nicht zu antworten, ich wollte nur, dass du es weisst. Du bist mir echt wichtig". Ich wünsche ich könnte mich erinnern wer er war. Ich scheine ihm etwas bedeutet zu haben. Vielleicht mein bester Freund oder so. Ich denke ich kannte ihn schon sehr lange. Er stand mir ziemlich nah, das merkt man an seiner Verhaltensweise. "Wollen wir nach hause gehen Sebastian"? Unterbricht Felix meine Gedanken. "Ähm... Ja". Es ist schon komisch mit einer Person, die mir fremd scheint, einfach so mitzugehen aber irgendwie fühle ich mich wohl in seiner Nähe.

Er parkiert sein Auto vor meinem Haus, also zumindest sagte er, es seie mein Haus. Wir gehen nach drinnen. Die Wohnung ist mir, wie zu erwarten, komplett fremd. "Hier wohne ich also"? Frage ich leise. Mit einem Nicken bejaht er meine Frage. Es sieht nicht schlecht aus hier, damit kann ich leben. Also naja ich lebte ja eigentlich schon ziemlich lange hier, aber erinnern kann ich mich daran nicht. Wir setzen uns auf meine Couch. Es ist mir nicht danach zu reden, ihm wohl auch nicht, mehr als das Nötige redet er nicht. Vielleicht ist er einfach eine zurückhaltende Person vom Charakter her. Felix legt eine Hand an meine Wange. "Es wird alles gut". Ich sehe ihn schockiert an. Ich war nicht vorbereitet auf eine solche Berührung. Sofort zieht er die Hand wieder weg. "Es tut mir leid ich hab... Ach egal nicht so wichtig". Ihm steigen Tränen in die Augen. Ich bin noch immer nicht fähig ihm zu antworten. Ich weiss einfach nicht was ich genau sagen sollte. Ich war nicht darauf gefasst, dass er mir so nahe kommt. Vielleicht ist das ja auch normal bei uns. Mir kommen auch Tränen, es ist einfach so ein schreckliches Gefühl alles vergessen zu haben, vor allem die Leute um mich herum, die mir am Herzen lagen. "Darf ich dich um einen Gefallen bitten"? Frage ich mit weinerlicher Stimme. Er sieht mich an. Dieser eigentlich kurze Moment, als sich unsere Blicke treffen, scheint ewig zu dauern. "Kannst du mich in den Arm nehmen"? Er wirkt zuerst erstaunt, doch dann umarmt er mich und drückt mich fest an sich. Diese Umarmung tut so verdammt gut. Zum ersten mal heute, empfinde ich ein positives Gefühl. Gleichzeitig aber auch mit Schmerz. Ich weine in seinen Armen, wie ein kleines Kind, das sich verletzt hat und sich jetzt bei seiner Mutter ausheult. Was ist nur los mit mir?

Ich öffne meine Augen. Ich bin wohl eingeschlafen. Ich liege auf dem Sofa, mit einer Decke über mir. Hat Felix mir die gegeben? Ich richte mich ein wenig auf und sehe am Ende des Sofas Felix, schlafend in die Sofaecke gekuschelt. Es sieht echt unbequem aus, wie er dort im sitzen schläft. Ich beschliesse, ihm meine Decke zu geben. Als ich sie auf ihn lege grummelt er irgendwas unverständliches und schläft weiter. Ich gehe in die Küche. Ob er gerne Kaffee trinkt? Oder Tee? Oder nur Wasser? Ich wüsste es so gerne. Es ist eine Kleinigkeit aber es stört mich überhaupt nichts mehr über ihn zu wissen, obwohl er mir nahe gestanden ist. Ich entscheide mich für ein Glas Wasser, das sollte jeder mögen, denke ich. Ich fülle zwei Gläser mit Wasser und stelle sie auf das kleine Tischchen vor der Couch. Inzwischen hat Felix sich richtig hingelegt. Ich schaue meine Wohnung ein wenig genauer an, indem ich in jedes Zimmer gehe und es genauestens mustere. In meinem Schlafzimmer beende ich meine Tour und beschliesse, mich umzuziehen. Meine Kleider werfe ich in eine Ecke und als ich gerade dabei bin, mir eine neue Hose anzuziehen, lässt mich ein Geräusch hinter mir zusammen zucken. "Seba". Felix verstummt als er mich ansieht. Seine Wangen laufen rot an und er schaut verlegen zu Boden. "Ich bin aufgewacht und hab dich nicht mehr gefunden, dann hab ich dich gesucht". Ich lächle kurz und gehe auf ihn zu. "Danke Felix". sage ich während ich ihn umarme. Er scheint kurz erschreckt, denn er hält kurz die Luft an. Doch dann entspannt er sich um und erwidert die Umarmung. Das Danke steht für alles. Er passt auf mich auf, versucht mich wieder in mein Leben zu integrieren und für seine Art, die mir ein Gefühl von Geborgenheit bietet. Es tut so schrecklich gut, diese Umarmung, seine Umarmungen. Wir lösen uns langsam wieder und sehen uns an. Er ist etwa einen Kopf kleiner als ich, hat braune Haare und braune Augen. Diese Augen, irgendwie kommen sie mir bekannt vor. "Wollen wir morgen etwas zusammen unternehmen"? Fragt er mit einem Lächeln. "Na klar" antworte ich. "Toll, ich muss einfach arbeiten, dann können wir gegen den Abend was machen oder? Ja klingt gut, wo arbeitest du denn"? Das habe ich ja ganz vergessen, arbeiten. "Im Starbucks". Antwortet er kurz. "Und wo arbeite ich eigentlich"? Frage ich ein wenig verlegen. "Du arbeitest nicht, du hast sehr viel Geld geerbt und beschlossen normal zu leben, aber nicht zu arbeiten". Erklärt er mir. "Ich bin also reich? Gut zu wissen" lache ich. Wir gehe zurück ins Wohnzimmer und trinken unser Wasser, bis Felix die Stille unterbricht. Es ist schon spät, ich sollte langsam nach hause gehen". Ich hatte irgendwie gedacht er wohne hier aber so wie's aussieht hab ich mich geirrt. "Also... Ähm... Könntest du diese Nacht hier schlafen"? Frage ich während meine Wangen rot anlaufen. Was ist los mit mir? Das ist doch nur eine einfache Frage. "Also wenn du willst, dann kann ich auch hier bleiben". Antwortet er mit zittriger Stimme. Ich kann mir nicht erklären wieso, aber ich möchte ihn bei mir haben. Das Gefühl allein zu sein , macht mir irgendwie Angst.

Wir stellten den Fernseher an und sahen eine Weiler fern. Irgendwann ist Felix eingeschlafen, den ich jetzt in mein Schlafzimmer trage. Ich lege ihn auf mein Bett und decke ihn zu. Ich lege meine Hand an seine Wange und streichle mit meinem Daumen sein Gesicht. Danach stehe ich auf und gehe zurück ins Wohnzimmer, wo ich mich auf die Couch lege.

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