Kapitel 8

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Ich kann mir selbst nicht erklären, was ich gerade fühle. Ich habe mich so schnell in Felix verliebt, aber kann das wirklich funktionieren? Wir kennen uns nichtmal richtig. Ich werde noch eine Nacht drüber schlafen. Oder feiern.

Ich bin zuhause und schaue fern. Ich weiss nicht, was ich sonst hätte tun sollen um die Zeit bis zum Abend totzuschlagen. Ich öffne die Nachrichten auf meinem Handy und lese sie.

"Sebastian"?
"Wieso ignorierst du meinen Anruf"?
"Was ist los"?
"Sebastian bitte antworte mir😭".
"Ist dir etwas passiert"?
"Du ignorierst meine Nachrichten schon den ganzen Tag, wieso"?
"Ich mache mir schreckliche Sorgen um dich".
"Bitte antworte"!
"Sebastian ich liebe dich, bitte komm zurück".
Bei den Worten "ich liebe dich", stockt mir der Atem. Liebt er mich wirklich? Ist das überhaupt möglich in so kurzer Zeit? Ich denke nicht, wieso sollte er mich auch lieben? Ich habe es nicht verdient, denn ich habe ihn betrogen!
Ich beschliesse, erstmal nichts zu antworten. Vielleicht werde ich später zurückschreiben aber im Moment wüsste ich einfach nicht was.

Ich verbringe den ganzen Tag zuhause, bis es dunkel wird. Ich gehe wieder raus, diesmal in eine andere Bar als gestern. Der Duft von Schweiss und noch ganz anderen Dingen, genauso wie die laute Musik, strömen mir entgegen, als ich die Tür öffne. Ich werde mich besaufen, damit ich wenigstens eine kurze Zeit, Felix vergessen kann. Ich zerbreche mir nämlich schon den ganzen Tag den Kopf darüber. Ich gehe geradewegs zur Bar und bestelle einen Drink. Ich kippe ihn schnell hinunter und bestelle schon den nächsten. Sehr sehr viele Drinks später, torkle ich aus der Bar hinaus, an die frische Luft. Das würgen einer Person erweckte meine Aufmerksamkeit. Jemand kotzt sich um die Ecke, die Seele aus dem Leib. Der Mann hat wunderschöne braune Haare, in denen nebenbei etwas Kotze klebt. Ich gehe zu ihm hin und frage mit schwer verständlicher Stimme:" Hey duuuu gehts dir nicht gut? Ka... Kann... Kann ich dir irgendwie helfeeeen"? Ich bezweifle, dass er verstanden hat, was ich gesagt habe, aber er dreht ruckartig den Kopf zu mir um. Er sieht mich geschockt an. Diese Augen! "Felix"! Er liess sich auf den Boden fallen, direkt in sein Erbrochenes. "Felix mann wie viel hast du getruunken bist du vöööllig bescheueeert? Iich rufe Polizeiii, oder nein Krankenwaaaagen ist besseeer". Ich nehme mein Handy hervor und versuche es zu entsperren. Nach dem 6. Versuch habe ich es geschafft, das Passwort richtig einzugeben. Ich rufe sofort einen Krankenwagen hier hin...

Ich wache in einem weiss bezogenen Bett auf. Wo bin ich? Bin ich im Krankenhaus? Wieso? ich habe keine Ahnung was los ist. Ich will mich aufrichten. In diesem Moment beginnt der unendliche Schmerz in meinem Kopf. Mit einem schmerzvollem Stöhnen lasse ich mich zurück ins Bett gleiten. Bin ich schon lange hier? Habe ich etwa eine Krankheit wie Krebs oder sowas? Ich kann mich an rein gar nichts mehr erinnern. "Sebastian, wie geht es Ihnen"? Ich öffne meine Augen und ein Typ in weissem Kittel blickt auf mich herab. Warte, bin ich Sebastian? "Meinen sie mich"? Er nickt. "Also wie's mir geht, ich weiss es nicht". Was war das denn für eine Antwort, wie kann man nicht wissen wie es einem geht? Bin ich komplett dumm? "Was ist hier los"? Frage ich verzweifelt. "Sie haben eine Alkoholvergiftung. Sie haben es gestern komplett übertrieben, aber dafür haben sie sich und einem jungen Mann das Leben gerettet, indem sie den Krankenwagen angerufen haben". Gestern? Ich kann mich an gar nichts mehr erinnern. Ich dachte, ich wäre hier schon mein Leben lang oder sowas. Ich kann mich nicht an mein Leben erinnern. Ich weiss nichts mehr. Leben meine Eltern noch? Habe ich eine Freundin oder Frau? Habe ich Kinder? Wo wohne ich? Wie alt bin ich überhaupt? Mit einem lauten Knall klatschte die Tür des Krankenzimmers an die Wand und ein junge mit braunen Haaren und braunen Augen, kommt auf mich zu gerannt. Er umarmt mich und drückt mir einen Kuss auf die Wange. "Dir geht es besser!" Sagt er währen er mich noch immer nicht loslässt. "Lass mich los! Wer bist du"? Er schreckt zurück. Ich habe keine Ahnung wer er ist, aber irgendwie kommen mir seine hübschen Augen bekannt vor. Vielleicht ist er mein Bruder oder bester Freund oder sowas. "Ich bin Felix, kennst du mich etwa nicht mehr"? Tränen bilden sich in seinen Augen. "Tut mir leid nein, ich hab keine Ahnung wer du bist". Antworte ich verlegen. "Er hat seine Erinnerungen verloren". Sagt der Arzt zu Felix, "aber wenn Sie wollen, können sie ihm helfen, ihn wieder in sein Leben zu integrieren. Er muss auch nicht hier bleiben, es geht ihm körperlich gut". Was? Ich habe alle meine Erinnerungen verloren. Wie kann das sein? Und wer ist dieser Junge, der mir helfen soll? Irgendwie kommt er mir ja schon bekannt vor. "Ich lasse sie jetzt alleine". Sagt der Arzt und verschwindet aus dem Zimmer. "Ich bin so glücklich, dass du es überstanden hast". Sagt Felix und lächelt mir zu. Dieses süsse Lächeln. "Du weisst nicht mehr wer ich bin oder"? Fragt er während sein Lächeln schlagartig verfliegt. "Nein, es tut mir leid, aber ich weiss gar nichts mehr. Was hattest du mit mir zu tun, das klingt jetzt irgendwie komisch aber ich weiss es nicht". Ich sehe wie sich Tränen in seinen Augen bilden. Es scheint als wäre er eine sehr wichtige Person gewesen. Zumindest ich für ihn. "Du hast mir das Leben gerettet". Sagt er monoton. "Wie"? Er streicht sich eine Träne von der Wange. "Wir waren beide Stockbesoffen, du hast mich gefunden während ich mich mehrmals übergab. Du hast den Krankenwagen gerufen. Ich hatte eine kleine Alkoholvergiftung, weil ich den Grossteil meines Mageninhaltes ausgekotzt habe und ich früh genug im Krankenhaus war, ging alles gut. Bei dir war es anders, du hattest viel mehr getrunken als ich und auch alles bei dir behalten, du hast dir praktisch selbst das Leben gerettet, aber du warst fast tot. Aus irgend einem Grund, kannst du dich jetzt an nichts mehr erinnern". Es ist gut zu wissen, was passiert war aber meine wichtigste Frage, :"Was hattest du mit mir zu tun?", wurde nicht beantwortet.

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