Kapitel 11

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Nachdem Alessandro durch die dunklen Viertel der Stadt gewandert war, traf er sich mit Lorenzo im Delirio. Es war bereits ein Uhr morgens und die letzten Gäste machten sich auf den Weg nach Hause. So hatten er und Lorenzo Zeit gehabt, über die Begegnung zu sprechen. Dabei machte Lorenzo Alessandro deutlich, wie wichtig es sei, an der Veranstaltung Präsenz zu zeigen. Es hatte zwar nichts mit den Geschäften zu tun, aber Lorenzo redete auf ihn ein, dass sie es gewollt hätte. Alessandro sprach ein paar Worte aus, die hier nicht widergegeben werden sollten, hatte aber schlussendlich eingesehen, dass es richtig war, zu gehen, auch wenn es höchste Überwindung kostete.

Nun fuhren sie am nächsten Tag auf das Gelände, bei welchem man schon von weit her sehen konnte, dass es gut besucht war. Der Fahrer hatte sie am Eingang ausgeladen, blieb aber in der Nähe, falls Alessandro es sich anders überlegen würde. So liefen er und Lorenzo zusammen mit Hank durch die Menschenmenge auf der Suche nach dem einen Stand, an dem sie Matteo finden würden. Als Alessandro sich umsah, kam es ihm vor, als würde er zurückversetzt werden. Um genau zu sein zwei Jahre, als er mit ihr hier war. Es hatte sich nichts verändert, wurde ihm klar. Die Stände waren bunt, Luftballone waren aufgehängt worden und es sah aus, als sei man auf einem kleinen Markt. Nur war es viel farbenfroher, weiss war praktisch gar nicht zu sehen.

Da klopfte ihm jemand auf die Schulter.

„Hey, aus mit der Träumerei, Matteo ist da drüben." Alessandro ging voran und steuerte auf seinen Bruder zu.
„Na sieh mal einer an, wer doch noch aufgetaucht ist", meinte sein Bruder abschätzend, schüttelte ihm aber die Hand. Lorenzo würdigte er keines Blickes.
„Ist das etwa?", hörte man eine weibliche Stimme rufen. „Alessandro! Ach, mein kleiner Junge, wo hast du nur gesteckt?" Da wurde Alessandro gepackt und in eine kräftige Umarmung eingeschlossen, die er nur zuliess, weil diese Frau ihm nur zu gut bekannt war.

„Hallo Mutter", meinte er verkrampft.

„Hallo Mutter? Ist das alles, was du zu sagen hast? Schäm dich!", sagte sie erzürnt und schlug ihm mit der Handfläche auf den Hinterkopf. Kurz blieben ein paar Leute stehen, die das Szenario beobachtet hatten. „Und was ist mit euch, habt ihr nichts besseres zu tun?", murrte sie giftig.
„Wo war ich? Ach richtig. Sandro, ich hab dich schon drei Monate nicht mehr gesehen. Drei Monate! Hast du denn keine Zeit für deine Eltern?"
„Du weißt doch, dass ich viel zu tun habe Mutter. Ich komme euch nächste Woche besuchen, versprochen. Aber wir hatten ein paar Probleme mit.."
„Josepho, habe ich schon gehört. Wobei ich mich frage, was das Problem ist, er war immerhin der Berater deines Vaters", unterbrach ihn seine Mutter.
„Du verstehst das nicht, du bist nicht mehr dabei. Josepho hat den Code gebrochen. Auch wenn er Vater's rechte Hand war, so etwas kann man nicht verzeihen."
"In Ordnung Alessandro, ich glaube dir. Vielleicht hätte es geholfen, wenn du mir die Situation früher geschildert hättest", meinte sie vorwurfsvoll. Dann erblickte sie den Blondschopf neben Alessandro.
"Ach Lorenzo, komm her, ich hab dich gar nicht gesehen, was versteckst du dich auch immer hinter Sandro."

Lorenzo lächelte sie an und umarmte sie. „Hallo Monica, schön, Sie zu sehen. Entschuldigen Sie bitte meine unfreundliches Auftreten, aber ich wollte Sie nicht unterbrechen."
„Du und deine charmante Art, Lorenzo, Sandro könnte sich ruhig eine Scheibe von dir abschneiden!", lobte ihn Monica und tätschelte Alessandro auf den Kopf. Dann nickte sie Hank zu, wohlwollend und dankbar, dass er ein Auge auf ihren Sohn warf.

„Wenn wir mit dieser freundlichen Begrüssung fertig sind, könnte mir einer endlich sagen was wir hier genau machen?" Alessandro hatte schon jetzt genug davon und wollte nicht länger um den heissen Brei herumreden.

„Natürlich, kleiner Bruder, siehst du, du bist vor allem für die Geldspende hier, am besten packst du deinen Hunde", er schaute abschätzig auf Lorenzo und Hank, „und suchst Dr. Reniotti, der sollte an einem Stand im vorderen Teil stehen."
„Wirst du dich wohl anständig benehmen, junger Mann!", tadelte Monica und drehte sich dann zu Alessandro um. „Dr. Wilson hat heute Schicht, darum sehen wir ihn nicht, aber ich glaube, dies ist auch in deinem Interesse, nicht wahr?"

Sein WunderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt