Kapitel 9

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Ich öffne meine Augen, es ist dunkel draußen. Ich liege in meinem Bett, mit Jogginghose und T-Shirt. Ich bin wohl eingeschlafen, ich schaue auf mein Handy, es ist 00:16 Uhr.
Ich stehe auf und gehe mir eine Strickjacke holen, da es im Zimmer ziemlich kalt ist. Als ich wieder aus dem Begehbaren Kleiderschrank komme, höre ich Klänge, ich gehe näher zur Tür und horche. Da spielt jemand Klavier, es klingt wunderschön, aber auch sehr traurig. Ich schließe leise und langsam meine Tür auf, auf dem Flur ist es sehr dunkel, doch auf einer Kommode steht eine Lampe, die an ist. Ich folge dem Klang des Klaviers und gehe durch den Flur, laufe an unbekannten Türen vorbei und dann ist der Flur zu Ende. Ich gehe ein paar Schritte zurück und bleibe an einer abgelehnten Tür stehen, durch den Spalt sehe ich ein großes Französisches Fenster und wie sich ein Licht dort drin spiegelt. Ich öffne leise die Tür, das Zimmer ist riesig,  links und vorne mit Fenster verkleidet, es ist sehr offen. An der Zimmerecke treffen sich die Fenster und schräg vor der Ecke steht ein Flügel, wo jemand spielt. Ich kenne doch das Stück. Ich gehe weiter in das Zimmer rein und schaue mich um überall Bücher über Bücher, manche Artefakte und viele Regale mit noch mehr Büchern. Ich gehe näher an den Flügel und jetzt sehe ich auch wer am Flügel sitzt und spielt, es ist Jason. Ich stehe eine Weile hinter ihm und höre ihm zu, er spielt es mit so viel Leidenschaft und Gefühl, ob ihm wohl was bedrückt? Vielleicht der Streit von heute Abend, nimmt er das sich so zu Herzen?
"Jin Shi?" sage ich plötzlich und abrupt hört Jason auf zu spielen, "Nein, nicht aufhören," sage ich und stelle mich an den Flügel. Jason sieht mich an und sagt: "Ja. Narrate. Du kennst ihn?"
"Ja, ich habe das Stück irgendwo schon mal gehört."
"Soll ich es nochmal spielen?"
"... Okay."
Jason legt seine Finger auf die Tasten und fängt an zu spielen, ich schaue seinen Fingern zu, wie sie über die Tasten fliegen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Jason mich manchmal anschaut. Plötzlich hört er auf, schaut mich an, rutscht auf den Hocker zur Seite und sagt: "Möchtest du meine Begleitung sein?"
Ich sehe ihn an und lächele, gehe zum Hocker und setzt mich neben ihn. Er lächelt mich an und legt seine Hände auf die Tasten, ich mache das gleiche und auf einmal spielen wir beide das Stück. Die Melodie erfüllt den ganz Raum, es ist so entspannend und beruhigend.

Das Lied ist zuende und ich lege mein Hände auf meine Oberschenkel. "Myla?" fragt Jason mich und schaut mich mit seinen Kristall Blauen Augen an "Kann ich dir etwas zeigen?" Ich schaue ihn an und nicke langsam. Er springt auf ergreift meine Hand und zieht mich aus dem Zimmer, ich bin so überrascht das ich ihm einfacher nur Folge. Wir laufen den Flur entlang, kurz vor der Treppe, die zum Wohnzimmer führt, bleibt Jason, vor einer weißen Tür, stehen und öffnet sie. Hinter der Tür ist eine alte Wendeltreppe, er lässt meine Hand los und nimmt seine Krawatte ab. Ich sehe erst jetzt das er immer noch in seiner Arbeitskleidung ist. "Vertraust du mir?", fragt Jason mich, schaue ihn fragend an. "Ich will dir nur dir Augen verbinden, es soll eine Überraschung sein." führt er fort. Ich nicke und er lächelt wieder wie ein kleiner Junge, welches mein Herz wieder zum schmelzen bringt. Jason verbindet meine Augen und höre wie er die Tür weiter öffnet und ein Schalter betätigt, könnte ein Lichtschalter gewesen sein. Nun steht er neben mir, denn ich rieche sein After Shave, ich spüre sein Atem an meinem Ohr: "Ich komme gleich wieder." flüstert er mir ihn mein Ohr und dann ist er weg.
Nach einer Minute ist er wieder da und sagt: "Hier zieh die Jacke an es kann frisch sein." Ich tue was er sagt und sage "Fertig!"  "Super!" sagt er und auf ein Mal nimmt Jason mich hoch und trägt mich, ich bin so überrascht, dass ich einen leises 'Quieken' von mir gebe, dabei höre ich ein leichtes Kichern von Jason. Ich boxe ihn leicht gegen die Brust. "Aua! Myla, werde hier nicht Gewaltätig." Ich lache. "Es ist unglaublich schön, wenn du lachst." Vor lauter Scharm, merke ich, wie rot ich werde.
"Du musst nicht rot werden."
"Ich bin überhaupt nicht rot!" ('beleidigt')
*Lach* "Wollen wir wetten? Ich glaube ich weiß es besser, da ich dein Gesicht sehen kann."
"Ich bin trotzdem nicht rot. Ist auch egal!"
"Stimmt, den wir sind da. Lass die Augen aber noch zu, wenn ich dir die Krawatte abnehme. Versprochen?"
"Versprochen!"

Jason setzt mich wieder auf den Boden ab und führt mich noch ein Stückchen. Ich merke ein Luftzug an meinem Kopf, er ist kühl, angenehm kühl und so erfrischend. Jason nimmt mir die Krawatte ab und wie versprochen halte ich meine Augen zu, aber Jason ist weg, er steht nicht mehr neben mir. "Jason!?"
"Myla? Öffne jetzt deine Augen."

Ich öffne sie und glaube meinen Augen nicht, ein mega großes Gewächshaus auf dem Hausdach. Überall Ranken sich Rosenpflanzen, überall Töpfe mit Blumen und anderen Tropischen Pflanzen, am Dach eine Lichterkette, auch bei manchen Pflanzen stehen kleine Lichter. Ein Runder Tisch mit einem Blumenstrauß und zwei Stühlen stehen am noch freiem Fenster. Es ist einfach wunderschön, so unglaublich schön und ich stehe mitten drin. Jason taucht hinter mir auf und fragt: " Und ist die Überraschung gelungen?"
"Jason?! Es ist unglaublich schön. Danke!"
"Bedanken kannst du dich gleich, komm mal mit."
Er ergreift meine Hand und führt mich an dem Tisch mit dem Strauß vorbei, raus auf eine Art Veranda des Gewächshauses, wo auch überall Pflanzen stehen. Jason geht mit mir bis zum Zaun, vor dem Zaun beginnt das Dach und in der Ferne sieht man die Skyline von Seattle. Die ganze Stadt leuchtet und es sieht so schön aus. "Schau mal hoch," flüstert Jason. Ich schaue in den Himmel und sehe die Milliarden von Sternen. "Wie atemberaubend schön. Ich glaube, das wird mein Lieblingsplatz." Ich schaue zu Jason, er sieht mich bewundernd an, ich schaue in seine Augen und sage: " Okay jetzt sage ich aber Danke!" Jason lächelt, in diesem Moment sieht er einfach aus wie ein ganz normaler Junge, kein Geschäftsmann, kein Milliarden schwerer Verdiener, Nein einfach wie Jason, der ganz normale Junge, der manchmal ein Kindliches Lächeln hat. Jason streicht meine Haar Strähne hinters Ohr und lässt seine Hand auf meiner Wange ruhen, wir schauen uns immer noch in die Augen, automatisch kommen wir mit unseren Gesichtern immer näher und wir schließen unsere Augen. Ich spüre sein Atem an meinen Lippen und dann...

Moment! Wollen wir uns gerade Küssen? Myla? Hallo? Er hat dich einfach geheiratet und du hast dir geschworen, dass nur für deine Eltern  zu tun. Also hör auf ihn Küssen zu wollen!

Ich weiche dem Kuss aus und drücke Jason von mir weg: "Es tut mir leid, ich kann das nicht." Ich drehe mich um und gehe, doch Jason packt mich am Arm und zieht mich in seine Arme.
"Es muss dir nicht leid tun, es ist okay. Es war mein Fehler, ich hätte die Situation nicht ausnutzen dürfen."
"Ich kann das nicht!" Ich fühle mich so wohl in seinen starken Armen, ich höre sein Herz, wie es pocht. Und jetzt bereue ich meine Aktion...

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