Angekommen

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Der Stau dauerte drei Stunden,innerhalb deren ich den Akku, meines Handys, verbraucht hatte.Komischerweise ging er immer schnell leer, weshalb ich jetzt weder Musik hören, noch lesen konnte. Ich saß dementsprechend drei Stunden mit meinen Eltern, die mich quasi abschieben wollten, in einem Kleinwagen fest.

Auf der Autofahrt redete ich mit meinen Eltern kein einziges Wort. Ich spürte ihre düsteren Blicke im Rückspiegel.

"Mensch Kylie, wir wollen doch nur dein Bestes! Außerdem kannst du dich dann wieder mit den Vieren vertragen", versuchte mich meine Mutter aufzumuntern, doch sie wählte genau die falschen Worte. Anstelle mich zu beruhigen, spürte ich, wie das Blut in meine Finger schoss und meine Hände anfingen zu kribbeln. Am liebsten hätte ich auf etwas eingeprügelt, irgendwas, solange es nur in meiner Reichweite war.

"Ich will mich aber nicht mit diesen Scheiß Schwanz gesteuerten Arschlöchern vertragen!" Ich presste meine Hände gegen die Lehne des Beifahrersitzes, um nichts unüberlegtes zu tun. Durch meine gewaltbereites Wesen hatte ich schon mehrmals zum Psychiater gemusst, und das letzte was ich jetzt noch gebrauchen konnte, waren Therapie Stunden.

"Nicht in diesem Ton Fräulein und schon gar nicht so ne Kraftausdrücke".
Mein Vater war auf hundert achtzig, was man daran merkte, das er einen tief roten Kopf hatte und die Backen auf blies. Ich war mir sicher, dass er in meinem Alter mir sehr ähnlich gewesen sein musste, doch meine Mum hatte ihr komplett verändert.

Zum Glück ging der Stau vorbei und die restliche Fahrt verlief ruhig. Die beiden probierten es nach ihrem ersten Fehlversuch nicht nochmal und auch ich machte keine Anstalten mit ihnen zu reden.
Wir kamen in eine moderne Stadt Es gab viele Einkaufsläden und Restaurants, was mich aber ehrlich gesagt einen Scheiß Dreck interessierte. Weder Kleidung noch teure Schickimicki Läden, in denen man Muscheln schlürfen konnte, interessierten mich, doch meine Eltern schienen es als Paradies auf Erden zu sehen. Ich hielt sie gerade noch ab mit mir in ein Restaurant zu gehen namens „die Nachtigallzunge". Enttäuscht fuhren die beiden weiter, auf eine kleine Landstraße. Eine große Holztafel wies uns den Weg und links und rechts waren riesige Sportfelder abgegrenzt.

Wir kamen vor einen großen imposanten Gebäude zum halten, was einen an das alte Griechenland erinnerte. Säulen stützten das Gemäuer und unheimliche Statuen säumte die Treppe. Ich fühlte mich in einen Horrorfilm versetzt, als die eine Tür sich knarrend öffnete und zwei Jungs raus, an und vorbei, huschten.

Von außen sah man, dass das Gebäude in drei Trakte aufgeteilt war. Es war wie in diesen Märchen- oder Kinderbüchern.

Wundervolles Haus, wunderschöne Mädchen, wunderhübsche Jungs die auf weißen Pferden angeritten kamen und wunderbare stinkende Blumen, die einfach alle nur toll fanden. Bei dem Anblick hätte ich kotzen können. Ein Schauer lief mir die Arme herunter. Wenn ich Pech hatte, dann würde das für die nächsten Jahre mein Zuhause sein. Ich gab ein unterdrücktes Würgen von mir.

Ich hasste Märchen, denn das einzig spannende an ihnen waren die Bösewichte.
Mich regte es einfach auf, dass es ein Happy End gibt, denn daran glaubte ich schon lange nicht mehr.

Die Erde war einfach nur die erste Hölle, die uns auf die darauffolgende vorbereiten sollte.

Wieso sonst hätten, falls es den Typen da oben gibt, meine Brüder sich nicht bei mir gemeldet.
Ich hatte es ihnen zwar auch nicht leicht gemacht, eigentlich sogar sehr schwer, aber ich wollte das sie sich persönlich bei mir entschuldigen.

Doch dazu kam es nie. Sie hatten mir tausend Nachrichten geschickt um sich zu entschuldigen, mich versucht paar mal anzurufen, aber entweder legte ich auf oder ging gar nicht erst ran.

Ich konnte mich noch ganz genau an ihren ersten Anruf erinnern. Mum hatte mich zum Telefon gerufen, weil sie selbst am Herd stand. Ich hatte den Hörer abgenommen und meinen Namen angegeben. Sofort meldete sich ein wirres Durcheinander an Stimmen.

Bad Girls BrothersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt