Kapitel 5

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Pov Anja
"Marie, ich glaube, ich suche nach Lena"
"Anja..."
"Ich weiß, sie hat dich verletzt, deswegen gehe ich auch zu ihr", zum Glück sind noch Melly und Sara bei ihr. Ich kenne Lena gut, sie verkriecht sich immer in die Kabine, wenn ihr was nicht passt.
Dort sehe ich sie auch. Weinend mit Popp reden, die jetzt geht und uns alleine lässt.
Sie sitzt da wie ein Häufchen Elend. "Ich höre?", meine Augen füllen sich mit Tränen, warum werde ich so behandelt? Doch was ich dann höre verschlägt mir die Sprache. "Ich liebe dich.", ihre Hand legt sich auf mein Gesicht und ich sehe nur diese Traurigkeit und den kleinen Funken Hoffnung in ihren Augen. Hoffnung, dass ich ihr das zurück geben kann..aber ich kann gerade nicht klar denken, ich habe keine richtige Antwort dafür, keine eindeutige Reaktion. "Anja sag was", ihre Augen füllen sich mit Tränen,  aber ich sag nichts,  nehme sie in den Arm und weine los. "Lena....warum hast du mir das nicht früher gesagt? Ich hatte so Angst dich zu verlieren!".
"Bitte geh nicht, egal, wie du dich entscheidest,  nie, hörst du?", sie drückt fester zu und nach meiner Bestätigung beruhigt sie sich.
"Eines musst du noch tun..."
"Wo ist sie?", natürlich weiß sie sofort Bescheid und ich führe sie zu Marie.
"M...marie"

Pov Marie
Lena steht vor mir und kann mir merklich nicht in die Augen  sehen. Anja und sie scheinen beide geweint zu haben.
"Es tut mir richtig leid. Ich habe überreagiert und du hast es nur gut gemeint und außerdem wusste ich nicht, dass...dass..."
"Dass ich behindert bin?", sie nickt schüchtern.
"Es ist alles gut. Schau mich an. Wow...eins muss man dir sagen..deine Augen sind wunderschön.....glatt zum..", in dem Moment räuspert sich Anja. "Was?"
"Können wir das Thema wechseln?", irgendwas stimmt hier nicht. "Deine Entschuldigung nehme ich an", ich reiche ihr die Hand und lächle.
Lena atmet erleichtert auf und nimmt mich in den Arm. Solchen Menschen kann ich einfach nicht lange böse sein.
[..]

Nach einiger Zeit haben sich alle verabschiedet und wieder bleiben Anja und ich zu zweit.
"Ist alles in Ordnung? Ich habe gesehen, dsss du geweint hast."
"Stehst du auf Lena?", kommt es aus ihr heraus. Ich bleibe nur stehen und schau sie an. "Sie ist zu alt für mich...also würde ich sagen nein. Aber wärst du jünger, wärst du meine erste Wahl. Aber so als Trainer und gute Freundin bist du wahrscheinlich besser dran", bei diesen Worten muss sie lächeln, ich habe sie wohl in Verlegenheit gebracht. 
"Wieso fragst du so? Bist du eifersüchtig?"
"Nein das ist ganz schön kompliziert."
"Dann rede mit mir!"
"Marie", unsicher schüttelt sie den Kopf und schaut zu Boden.
"Schau mich an! Anja, du weinst, was ist los?"
"Ich...Lena...sie hat mir soeben ihre Liebe gestanden und ich...ich habe sie verletzt!"
"Anja, ganz ruhig", es tut weh, sie erneut so zu sehen, total aufgelöst und hilflos.
"Was hast du ihr darauf gesagt?"
"Ich weiß es nicht...Marie ich kann nicht klar denken. Ich hab nie über unser Verhältnis nachgedacht"
"Dann tus...glaub mir, wenn sie dich wirklich liebt, lässt sie dir alle Zeit der Welt."
"Danke Marie, du bist mir in so kurzer Zeit so wichtig geworden!", sie sieht mich an und ihre Tränen sind wie weggewischt.
"Du warst mir schon immer wichtig, aber jetzt bist du es noch mehr.", diese Worte scheinen Balsam für ihre Seele zu sein
"Danke, hast du Lust auf Fußball?"

Pov Anja
Es tut gut, von Marie in den Arm genommen zu werden. Sie hat  recht, ich muss mir Zeit lassen. Lena wird mich schon verstehen.
Aber jetzt muss ich mich ablenken, ich will wieder mit ihr Fußball spielen. Marie nickt begeistert und rennt auf den Platz.
"Hier!", ich werfe ihr einen Ball hinterher und beobachte sie. Hat sie daheim geübt?  Sie hat eine bessere Ballkontrolle, das gefällt mir sehr gut. "Du hast dich verbessert. Darf ich mir deine Kondition anschauen?", sofort weiß sie, was ich will und seufzt.
"Nichts da! Lass uns einige Runden laufen. Sag mir aber, sobald du nicht mehr kannst, ich will nicht, dass du tot umfällst. Los", sie joggt mir voraus und ich laufe nebenher. Sie ist wirklich konzentriert, atmet im richtigen Rhythmus und achtet, darauf, die Beine richtig zu platzieren. Wenn sie rennt, erkennt man ihre Einschränkung nicht.
Sie hält sich für ihre Verhältnisse echt gut, bereits die 3. Runde hat sie hinter sich.
"Letzte Runde, sonst stehst du morgen nicht mehr aus dem Bett auf.", ich stelle mich in der letzten Runde bei Seite und beobachte sie.
"Super gemacht! Ruh dich erstmal aus.", Marie kommt schnaufend auf mich zu, lässt sich fallen und schnappt sich ihre Wasserflasche. Trotz der Sache mit Lena lasse ich mich gar nicht ablenken und konzentriere mich auf Marie.
"Ich bin stolz auf dich. Wirklich! Man sieht wirklich, dass du dich steigerst. Und außerdem bin ich dir dankbar."
"Wofür?", sie schaut mich an und lächelt schüchtern.
"Dass du da bist, mich tröstet..", mein Blick fällt auf ihre nackten Beine, da sie Shorts trägt. Eine Narbe, am jeweiligen Bein. "Ist das von der OP?", erst ist sie verwundert, doch als ich drüberstreiche bemerkt sie meine Anwesenheit.
"Ja"
"Wie alt warst du da?"
"3"
"Wow...aber deine Zwergfüße bewundere ich immer noch. Welche Größe hast du denn?"
"36", bei der Antwort muss sie etwas grinsen.
"Haha echt? Ist ja süß. Willst du noch spielen oder sollen wir unseren Tag anderweitig verbringen?"
"Ich weiß nicht, ich könnte da sitzen und mit dir reden, Stundenlang.", sie hat recht. Stundenlang kann auch ich einfach da sitzen und mit ihr über Gott und die Welt reden. "Darf ich dir was sagen?", ich lege ein Arm um sie und warte auf eine Reaktion. "Ja, ich höre?"
"Ich hab dich lieb.", so sitzen wir da, plaudern und vergessen die Zeit und unsere Sorgen.

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