Pov Anja
Hab ich was falsch gesagt? Jetzt weint Marie nicht nur, weil sie mich sieht, anscheinend berdrückt sie etwas. Ich nehme sie fest in den Arm und versuche sie zu beruhigen. Doch irgendwie will das nicht so ganz klappen...
"Hey, Marie! Sag was. Hab ich was falsches gesagt?"
"Nein, es, es ist bloß.."
"Was ist bloß? Ich weiß, wir kennen uns nicht, aber du bist mir oft aufgefallen und ich habe dir deine Sehnsucht angesehen..dir fehlt was im Leben, richtig?", ich hebe ihren Kopf an, so, dass sie mir nun in die Augen sehen muss. "Anja...ich kann nicht Fußball spielen...ich kann mit den anderen einfach nicht mithalten. Ich..", ihr Blick schweift nach unten. "Ich bin behindert", erst dachte ich, es sei eine Art Sarkasmus, doch lasse sie erst einmal ausreden. "Ich finde es traurig, dass das Wort 'behindert' als Beleidigung verwendet wird, denn es ist eine Tatsache, unter der viele Menschen leiden. Wie ich..weißt du, ich habe mich nie getraut, das durchzuziehen, weil ich einfach Angst hatte, nicht mithalten zu können..ich habe Angst zu versagen und verletzt zu werden, denn das wurde ich in meinem Leben einfach viel zu oft..ich habe mittlerweile Angst davor neue Leute näher kennenzulernen, weil ich am Ende nur noch verarscht werde."
"Was hast du denn?"
"Meine Beine..ich kann weder richtig laufen, noch das Gleichgewicht richtig halten und ohne OP würde ich jetzt im Rollstuhl sitzen.", ohman..ist doch klar, dass sie sich da Gedanken macht. Die Arme..
"Wieso? Wieso erwischt es dich, wieso wirst du verarscht, wieso wirst du von den anderen nicht ernst genommen, weil du eine Einschränkung hast?"
"Anja, das nennt sich Schicksal und lässt sich nicht ändern."
"Aber weißt du...ich weiß zwar nicht, warum du mir das erzählt hast, aber mir bedeutet es immer viel, wenn sich Leute mir anvertrauen. Du bist wirklich eine nette Person, wieso sollte man dich verletzen, wenn du so schon eine Herausforderung im Leben hast?"
"Ich weiß es nicht Anja, ich weiß nur, dass dies unsere Welt ist. Nichts mehr, nichts weniger. Wie lange sind wir schon hier?", diese Frage ist berechtigt, denn das Stadion scheint leer zu sein. "Weiß ich nicht. Hey, wo willst du hin?", sie steht auf und geht auf den Platz. Nun sehe ich, was sie meint und es versetzt mir ein Stich ins Herz..
"Hey warte mal!", ich hole einen Ball und werfe ihn zu ihr. Sie hat sehr gute Reflexe, das muss man schon sagen.
"Der Platz gehört dir, tob dich aus. Zeig mir doch mal, was dir am Ball Spaß macht.", sehr unsicher schaut sie mich nun an "Mach das, was dir Freunde macht, ich werde dich nicht kritisieren", um sie zu ermutigen, lächle ich und tatsächlich lässt sie den Ball zu Boden fallen und rennt damit los. Dabei bemerke ich immer wieder, wie sie beim Stoppen des Balles den linken Fuß verwendet. Muss wohl ihr stärkerer sein.
"Hey, pass ihn zu mir rüber!", es ist was anderes mit ihr Passübungen zu machen, als mit jemand anderem, aber es ist schön die Freude in ihren Augen zu sehen.
"Kanst du auch das?", ich balanciere den Ball einfach locker von einem Fuß auf den anderen. Sofort schüttelt sie den Kopf. "Kann nicht, gibt's nicht, los, versuchs", fordere ich sie auf und sie nimmt den Ball. Setzt mit dem linken Fuß vor und bemüht sich wirklich, das hinzugekommen. Aber immer wieder scheitert sie dran, bis sie irgendwann den Ball weg kickt und sich auf den Boden setzt. So schnell geben wir hier aber nicht auf!
"Siehst du, ich kann nicht mal sowas", ich bin mir sicher bei dem, was sie mir erzählt hat, dass sie von anderen dafür jetzt schnell ausgelacht wird, aber ich werde sie wieder ermutigen, hole wieder den Ball und geh zu ihr. "Hey, komm, ich zeige dir, wie es geht"Pov Marie
Eine Hand legt sich auf meine Schulter, Anja kommt vor und reicht mir wieder den Ball, dabei schaut sie mir in die Augen. Dieser Blick sagt mir, ich kann ihr vertrauen "Komm schon, ich helfe dir", sie zieht mich hoch und reicht mir den Ball. "Welcher ist dein besserer Fuß?"
"Links"
"Dann verlagere das Gewicht so, dass du mit dem rechten nicht viel Kraft brauchst.", gesagt, getan. Aber ich kann den Ball bis auf einige Male einfach nicht weiter kontrollieren, ich stehe zu unsicher suf den Beinen.
"Ich kann dabei schlecht mein Gleichgewicht halten"
"Das haben wir gleich. Reich mir deine Hand", wie kann ein Mensch so viel Geduld mit mir haben? Dank ihrem starken Griff, kann ich beim Schwanken meine Kraft auf ihrer Hand ausüben, um nicht hinzufallen. Nach langem hin und her klappt das wirklich gut. Es ist noch sehr schwammig, aber ich kann den Ball ganz gut hin und her kontrollieren. Ein Stückchen Freude kommt auf. Als der Ball irgendwann doch abprallt, setze ich mich auf den Rasen und atme erstmal durch. "Hier, hast du dir verdient", Mittag reicht mir eine Wasserflasche und setzt sich zu mir.
"Weißt du, was du brauchst? Du brauchst jemanden, der dich versteht, der Geduld mit dir hat"
"Danach habe ich immer gesucht. Ich war immer ein Einzelkämpfer. Meine Eltern haben mich immer dazu gezogen, alles selbst durchzuziehen und selbstständig zu sein."
"Hier ist die jenige, die du gesucht hast"
"Warum machst du das? Du kennst mich nicht und bist so fürsorglich", ich schaue sie an und bin wieder kurz davor zu weinen, aber unterdrücke es.
"Weil du ein toller Mensch bist. Ich habe mich mit dir zwar nicht lang unterhalten, aber ich habe sofort gemerkt, dass du ein ehrlicher und authentischer Mensch bist. Und gerade in deiner Situation solltest du kein Einzelkämpfer sein.."
"Anja..ich mag es nicht, wenn man mich so in Schutz nimmt, aber ich mag es auch nicht, wenn ich alleine alles durchzustehen habe. Ich bin zwar 18, werde von vielen aber entweder bemitleidet oder nicht ernst genommen. Ich will beides nicht. Mitleid ist das Letzte, was ich brauche und nicht ernst genommen zu werden tut weh, auch wenn ich es von außen nicht zeige. Ich will....ich will verstanden werden..und vielleicht hast du recht, ich selber und meine Mitmenschen brauchen oft Geduld mit mir..", jetzt aber weine ich wieder, nie konnte ich je mit jemandem so reden. "Ich bin da! Kopf hoch. Ich verstehe zwar nicht, wie du dich in deiner Situation fühlst, aber ich verstehe, was du brauchst!"
"Aber..."
"Nein kein aber. Du hast mir dein Herz geöffnet, was nicht selbstverständlich ist und ich will einfach für dich da sein und dir meine Fußballwelt zeigen. Zusammen machen wir dein Traum war. Du wirst Fußball spielen können, das verspreche ich dir!", Anja hilft mir hoch.
"Weißt du Anja, vielleicht ist es Schicksal, dass ich dich getroffen habe.", ich nehme sie in den Arm und bin einfach glücklich, endlich verstanden zu werden.
"Sag mal, wo musst du denn jetzt nach Hause?"
"München. Aber ich habe morgen einem freien Tag, da ist es egal, welchen Zug ich nehm."
"Weißt du was? Ich lad dich zu einem Dink ein und dann gehen wir zusammen zum Bahnhof."
"Anja das ist nicht nötig!", sofort bekomme ich einen ernsten Blick zugeworfen, den nur sie drauf hat.
"Gut! Aber noch was! Kann ich...deine Nummer...also"
"Gib her!", lachend zerrt sie mir das Handy aus der Hand und lächelt erstmal, als der Bildschirm aufleuchtet, denn ich habe sie als Hintergrundbild eingestellt. Nachdem sie die Nummer eingetippt hat, reicht sie mir wieder mein Handy, nimmt ihre Sachen und wir machen uns auf den Weg.
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Soooo das war der 2. Teil meiner Story, ich hoffe, sie hat euch gefallen und freue mich über Kommis :)

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Mein Wegbegleiter
Fanfiction(OC) Marie ist ein Leben lang daran gehindert, ihren Traum zu verwirklichen. FUSSBALL. Doch als sie auf Anja Mittag, ihren Vorbild trifft, ist es eine neue Welt für für sie, die man ihr eröffnet und in der man sie begleitet.