Pov Marie
Wieder der normale Tag: Aufstehen, Kaffee trinken und ab zur Arbeit. Ja, irgendwann wird das ganze zur Routine. Nur gibt es ab heute einen Unterschied. Sonst habe ich mich nach der Arbeit immer aufs Sofa gelehnt und entspannt. Heute? Heute würde ich mir dafür in den Hintern treten, Heute packe ich meine Trainingstasche und laufe zum Bolzplatz.
"Na dann wollen wir mal", voll motiviert laufe ich mich erstmal einige Runden warm und dann wiederhole ich die Übungen, die ich bisher mit Anja gemacht habe. Nach jedem Mal werde ich besser und merke, wie sehr mir das liegt. Ich merke mir selbst nicht an, dass ich gestresst von der Arbeit bin, dass ich von einigem genervt bin. Jedes Mal blende ich es aus. Es gibt nur den Ball und mich - sagte mir Anja immer wieder. "Nur ich und der Ball. Nur du und ich", ja ich führe gerne Selbstgespräche.
Nach einer Zeit merke, dass ich gar nicht bei Sache bin. Irgendwas stimmt mit mir nicht. Wahrscheinlich wohl nur übermüdet. Also laufe ich erschöpft in der Dämmerung heim. Zum Glück hat der Wetterbericht gestern gelogen und es regnet doch nicht, wie angegeben.
"Puu! Endlich Zuhause!", es fehlen noch wenige Schritte zu meiner Wohnung
"Na wen haben wir denn da? Wo warst du?", fuck! Nein, mein Vater!
"Du hättest auch anrufen können!"
"Habe ich etwa 20 mal, man erreicht dich nicht! Also, wo warst du?!"
"Arbeiten und trainieren, wie du vielleicht siehst", genervt zeige ich auf die Tasche.
"Ha! Dass ich nicht lache! Trainiert? Was denn?"
"Fußball!", da ist sie - diese Wut, weil ich genau weißt, was jetzt kommt.
"Du kannst es nicht! Schon vergessen? Du bist behindert, du hast Probleme. Es ist sogar ein Wunder, dass du laufen kannst.
Fußball ist nicht gut für dich, er macht alles schlimmer! Hör auf damit, hör auf mit Fußball!"
"Verschwinde...VERSCHWINDE! ICH WILL DICH NIE WIEDER SEHEN. NIE!!", völlig wütend dräge ich mich zu meiner Haustür und lass ihn stehen.
"Warum...WARUM?!", wieder ist es meine Wand, die dran glauben muss. Zu meinem Glück habe ich nette Nachbarn, denen es nichts ausmacht, wenn es mal lauter wird.
Total verheult checke ich mein Handy ab und wirklich - sehr viele Anrufe in Abwesenheit. 4 davon von Anja.
"Na komm...geh ran, bitte", es dauert wirklich lange, bis mich endlich die sanfte Stimme am Ende der Leitung begrüßt.
"Marie? Alles..alles in Ordnung?"
"Warum? Anja, warum?", eigentlich habe ich es mir ja geschworen nicht zu heulen - eigentlich.
"Irgendwie wusste ich, dass ich dich nicht alleine lassen sollte. Was ist passiert?"
"Ich war trainieren und als ich heim kam, stand er da. Er sagte mir, ich kann kein Fußball, er hat es mir verboten. Warum werde ich immer so nieder gemacht?"
"Hör zu! Morgen ist Freitag, da kommst du zu uns! Keine Widerrede!"
"Anja, ich brauche dich..."
"Meine kleine, fühl dich gedrückt", seufzt sie durchs Telefon.
"Anja?"
"hm?"
"Telefoniere mit mir, bis ich einschlafe, erzähle mir was schönes. Du beruhigst mich so sehr. Bitte", und sofort ertönt ihre ruhige Stimme, worauf ich einfach meine Augen schließe und gar nicht lange brauche, um einzuschlafen.
Pov Lena
"Alles in Ordnung mit dir? Du bist so unruhig. ", schon den ganzen Tag sitzt meine Freundin wie auf Kohlen. Jetzt schaut sie stumm in ihre Teetasse und rührt keinen Kekskrümel an, obwohl ich ganz genau weiß, dass sie Kekse liebt.
"Hey, jetzt schau mich mal an. Was ist los?", fürsorglich schiebe ich ihre Tasse zur Seite und nehme ihre Hände.
"Ich habe sie lange nicht erreichen können. Ich mache mir Sorgen"
"Marie? Arbeitet sie denn nicht?"
"Doch..aber sie hat schon eine Stunde lang Feierabend und sie meldet sich immer gleich bei mir..", total ungeduldig schaut sie auf die Uhr, doch für sie tickt der Zeiger unerbittlich runter.
"Wo bist du?", eine Träne trifft meine Hand.
"Anja, mach dir keinen Kopf.. komm her", sofort ziehe ich sie in eine Umarmung und tröste sie.
"Ich mache mir deswegen Sorgen, weil sie mir erzählt, was sie momentan erlebt und wie es ihr momentan geht. Und ihr geht es nicht gut."
"Das muss sie sein!", im Bruchteil einer Sekunde wischt sie sich die Tränen vom Gesicht, springt auf und nimmt ihr läutendes Handy auf.
"Marie?", ihre ruhige Stimme verschwindet im Schlafzimmer, also beschließe ich , abzuräumen und später zu ihr zu kommen.
Pov Anja
Sie braucht mich, Marie braucht mich. Ich kann sie nicht alleine lassen.
"Hör zu, ich erzähl dir was schönes.", setze ich vorsichtig an.
"Lena und ich, wir sind ein Paar. Du hattest recht, wir sollten reden. Das haben wir auch getan, die ganze Nacht lang und irgendwann sind wir beide eingeschlafen. Jetzt, jetzt habe ich 2 sehr wichtige Menschen in meinem Leben. Die Lena und...", am Ende der Leitung sind nur noch Atemzüge zu hören, doch ich weiß, dass sie noch nicht ganz schläft und aufnahmefähig ist. "Lena und dich.. du bist mir wichtig geworden, du brauchst mich. Glaub an dich, du bist gut, du wirst Fußball spielen, hörst du? Ich bin stolz auf dich, dass du heute trainiert hast. Du hast - wir haben noch einiges vor uns. Und hör nicht auf das, was dir nicht gut tut! Ich hab dich gern, hörst du? Du bist mir wichtig!", nun schläft sie aber. Sie muss echt fertig gewesen sein. "Morgen hole ich dich ab. Gute Nacht, Marie."
Pov Marie
"Oh man, halt doch die Klappe!", wie immer macht mein Wecker an einem Freitag so ein Lärm. Um wirklich ehrlich zu sein, geht es mir heute beschissen. Mir tun die Leute leid, die mir heute über den Weg laufen. Eigentlich sage ich es selten, aber heute bin ich förmlich mit dem falschen Fuß aufgestanden. Das einzig positive gestern war..Anja..
Niemand hat sich sonst bei mir gemeldet, nicht einmal Anna. Mir tut alles weh und geschlafen habe ich auch kaum. Mühsam klettere ich aus dem Bett und spiele mit dem Gedanken, mir heute frei zu nehmen, was ich auch tue - mit der Begründung, dass es mir heute sehr schlecht geht. Dafür muss ich zwar Fehlstunden opfern und zum Arzt, aber das ist mir egal.
"Marie Süss. Dass man dich wieder sieht. Mensch, du siehst echt fertig aus, was kann ich für dich tun?", Dr. Weiß, meine Ärztin, kommt auf mich zu und wir geben uns kurz die Hand. Und ja, ich heiße mit Nachnamen wirklich 'Süss', aber das ist eher nicht relevant. Eigentlich will ich nur ins Bett.
"Ach hallo Frau Weiß. Kopfschmerzen, mein Kreislauf spinnt rum und bin ziemlich übermüdet. Geben sie mir einfach das richtige Rezept", lächle ich müde.
"Werde ich tun, aber untersuchen will ich dich trotzdem", zustimmend lächle ich.
Nach einem kurzen Untersuchungscheck drückt sie mir das Rezept in die Hand, wünscht mir eine gute Erholung und verabschiedet sich von mir.
'Endlich ins Bett' denke ich mir, als ich die Praxis verlassen hatte, doch dann sehe ich ein besonders Gesicht mir entgegen laufen. "Anja, was machst du hier?"
"Du hast mir doch geschrieben, dass du heute zum Arzt gehst und ich habe dir gesagt dass ich dich abhole. Also hopp!"
"Muss noch schnell zur Apo, habe ein Rezept bekommen."
"Lass mich das schnell erledigen, setz dich schon ins Auto.", brav gebe ich mich geschlagen und folge ihrer Anweisung.
Pov Anja
Bei der nächsten Apotheke hole ich Maries Tabletten. Mit der Dosierung wird sie sich als PTA schon auskennen. Zurück beim Auto angekommen schüttle ich verblüfft den Kopf. Wie kann man so schnell einschlafen. Ich muss noch schnell zu ihr und ihr ein paar Sachen einpacken, damit sie bei Lena und mir verbleiben kann. Prüfend lege ich meine Lippen auf ihre Stirn und muss leider feststellen, dass sie leichten Fieber hat.
Die arme Maus hat es sehr erwischt.
Innerhalb von 10 Minuten erreiche ich ihre Wohnung, nehme ihren Schlüssel, suche im Zimmer nach ihrer Tasche und packe das Nötige ein.
"Schlafzeug, Zahnbürste, Klamotten und Unterwäsche. Müsste alles sein.", also schließe ich hinter mir die Tür, überführe die Tasche in den Kofferraum und gebe Gas.
Bei Lena angekommen schläft Marie immer noch tief und fest.
"Marie, wir sind hier", keine großartige Reaktion. Also nehme ich sie vorsichtig aus dem Auto und trage sie ins Haus, sofort ins Bett.
"Anja! Wie geht's ihr?", flüstert meine Freundin fast unhörbar.
"Nicht gut. Sie hat Fieber und ist total fertig.", ich bin besorgt und das sieht sie auch.
"Hey, jetzt ist sie ja bei dir!", ich bin wirklich froh, Lena zu haben. Ohne sie wäre ich aufgeschmissen.
"Anja...wo, wo bin ich? An..nja, mir ist schlecht", mit blassem Gesicht springt Marie fast schon panisch auf und sucht wohl das Klo auf.
Verdammt!
"Marie alles ist gut", um sie etwas zu beruhigen knie ich mich neben sie und streiche ihr beruhigend über den Rücken.
Irgendwann atmet sie erschöpft auf und ihr ist die Peinlichkeit ins Gesicht geschrieben.
"Tut mir leid für diese Umstände."
"Du musst dich für das hier nicht entschuldigen, das ist ein Prozess deines Magens"
"Die rückwärts gerichtete Entleerung des Magens", meint sie plötzlich, worauf ich einfach nur die Stirn runzle.
"Die Medizinische Definition des Erbrechens. Habe ich irgendwann mal in der Ausbildung gelernt", mit diesen Worten richtet sie sich auf.
"Warte ich hab dir deine Zahnbürste mitgenommen. Hier"
"Daran hast du gedacht? Danke Anja", dankbar nimmt sie mich in den Arm und verschwindet dann im Bad.
"Du solltest deine Tablette nehmen und auf jeden Fall Fieber messen, mein Sorgenkind"
"Jaja Mama!", mit dem Gedanken wie lange sie noch so gut drauf ist, verpasse ich ihr einen Kuss auf die Stirn.
[...]
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Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. :)
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Mein Wegbegleiter
Fanfiction(OC) Marie ist ein Leben lang daran gehindert, ihren Traum zu verwirklichen. FUSSBALL. Doch als sie auf Anja Mittag, ihren Vorbild trifft, ist es eine neue Welt für für sie, die man ihr eröffnet und in der man sie begleitet.