#7 Bernd Leno/Marc-André Ter Stegen

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Dieser OS ist wieder für Vanessa_Kimmich c: ~ J

Wütend knallte Bernd seine Torwarthandschuhe auf die Bank. Wieder einmal war er nur zweite Wahl geworden. Der Grund dafür hieß Marc-André Ter Stegen- warum musste der Kerl auch so verdammt gut aussehen?
Bernd schnaubte und schlug einmal kräftig gegen die Wand. "Autsch", fluchend hielt er sich seine Hand und sprang von der Wand weg. In seinem Kopf herrschte ein einziges Chaos, seine Hand schmerzte und er war wütend, sehr wütend. Normalerweise passierte so etwas nicht oft- er war eher bekannt für seine Ruhe und sein Durchhaltevermögen. Aber für Wutausbrüche? Nie im Leben.

Als er so unter der Dusche stand, begann er, nachzudenken. Das Wasser prasselte sanft auf ihn herab und die Wut verpuffte mit einem Schlag, als er an seine Familie dachte. Sie waren nie zufrieden mit seiner Karriere als Fußballtorwart gewesen, dabei wollte er doch nur, dass sie stolz auf ihn sein konnte. Und jetzt hatte er es schon wieder vermasselt.
Bernd seufzte, drehte das Wasser ab und stützte sich für einen Moment an der Wand ab. Mit leerem Blick betrachtete er diese, und allmählich fühlte er, wie es ihm besser ging. Er löste seinen Blick und ging sich anziehen.
Kaum eine Sekunde später flog die Tür zur Kabine auf, und so stand er nur in Boxershorts vor ihm. Bernd hatte verschreckt aufgesehen, und sofort war er wie eingefroren in seiner Handlung, als seine Augen auf Marc's trafen. Das übliche, fast schon schelmische Funkeln, Freude- aber auch etwas Undeutbares lagen darin.
Langsam schüttelte er seinen Kopf und riss sich aus seiner Starre los. Doch auch sein (leider!) Konkurrent hatte seine Schritte verlangsamt und musterte ihm. Bernd war das höchst unangenehm, schließlich war er halbnackt und so schaute er zu Boden, einen leichten Rotton auf den Wangen. Marc schloss fast schon zögernd die Tür, dann räusperte er sich. Doch bevor er etwas sagen konnte, kam Bernd ihm zuvor.
"Herzlichen Glückwunsch..." brachte er heraus, nahm den Mut, ihn anzuschauen, bereute es fast schon wieder.
"..Danke." Marc nickte unmerklich und ein kleiner Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht. Dann beendete er den Blickkontakt, indem er seine Tasche auf die Bank legte und einfach damit begann, sich auszuziehen.

Bernd konnte nicht anders. Marc's Shirt landete neben seiner Tasche und sein muskulöser, makelloser Rücken kam zum Vorschein. Dann folgte seine Hose, und kurz schaute der größere an sich herunter. Konnte er mit sowas mithalten? Nein.
Am liebsten wäre er vor Scham im Boden versunken. Verdammt, wie verhielt er sich eigentlich? Er starrte wieder auf die grauen Fliesen unter ihm, mit diesem leeren Blick- wie gefangen, und hatte alles um sich herum vergessen.
Marc grinste ihn an. Er hatte die Blicke des anderen natürlich bemerkt- und genossen. Marc war bi, das wusste er schon seit einiger Zeit, und Bernd gefiel ihm... Nur war der leider so schüchtern. Aber wo er ihn jetzt so ansah, diesen Blick in den Augen und die gesamte Körperhaltung. Er schien etwas zu verstecken, da war mehr als nur Schüchternheit.
Er ging auf ihn zu, Bernd schien ihn nicht zu bemerken, bis er seine Hand vorsichtig an dessen Hüfte legte. Benommen schüttelte Bernd seinen Kopf und schaute ihn beinahe fragend an.
"Bei dir ist alles in Ordnung... oder?" Da war es wieder, dieses undeutbare in Marc's Augen.
"Hmm.. nein." Langsam wurde er nervös.
Marc wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Er lehnte sich leicht vor, ihre Oberkörper berührten sich fast und er spürte Bernd's leichten Atem nahe seinen Lippen. Dann wurde ihm bewusst, was passieren würde, wenn er sich nicht jetzt losreißen würde. Marc trat fast fluchtartig ein, zwei Schritte zurück. Ein wenig panische achtete auf Bernd's Reaktion. Doch dieser blieb ruhig, drehte sich um und zog sich sein Shirt über den Kopf.

Marc war duschen gegangen und Bernd konnte endlich über diese Aktion nachdenken. Was war das da eben? Täuschte er sich oder.. empfand der andere etwas für ihn? Das musste er sich eingebildet haben.
Das Klingeln seines Handys riss ihn aus den Gedanken. Seufzend zog er es hervor, schaute auf das Display- und schluckte. Papa.
Wie sollte er es denn seiner Familie beibringen? Die soviel von ihm erwartete und die er gleich mit drei Worten bitter enttäuschen würde. Aber eigentlich sollte seine Familie doch auch Verständnis aufbringen sollen- ihn unterstützen, egal was passierte. In einem Anflug von Entschlossenheit drückte er auf "Annehmen".
"Hallo Sohn! Hallo! Na?" Anscheinend war er jetzt auf Lautsprecher, seine Mutter und sein Vater saßen gespannt davor.
"Hey" murmelte er.
"Du klingst ja nicht so begeistert- freu dich doch! Wir wollten dir gratulieren!" Sein Vater lachte und seine Mutter stieg direkt mit ein.
"Ja..ehmm" Seine Stimme brach ein wenig. Wie konnte er sich jetzt freuen?
"Also, wie ist es gelaufen? Was sagt dieser Markus... Marko... achja, Marc Stegen denn dazu?" Bernd's Vater lachte, Angesprochener hingegen zog ein eher gequältes Gesicht.
"Der freut sich." Er atmete einmal tief ein und aus.
"Wieso soll der sich freuen und nicht du?" Wollte die Mutter dann direkt wissen. Als ob sie es ihm nicht anmerkten.
"Ichhabsnichtgeschafft" presste er hervor.
"Wie du hast es nicht geschafft? Bernd, was soll das heißen!?" Der Tonfall seines Vaters war ernst und den letzte Satz hatte seine Mutter mit einem entsetzten Unterton gesprochen.
"Sie haben Marc genommen." Eine Träne rollte Bernd's Wange hinunter, doch er beachtete sie nicht.
"Ich bin nur zweite Wahl. Hab mich ablenken lassen.." Seine Eltern wusste nichts davon. Er war schwul, und seine gesamte Familie hasste Homosexuelle. Mit der Zeit wurde es immer schwieriger, dies zu verstecken, er brachte keine Freundin nach Hause. Und wenn es ihm einfach zuviel wurde, wenn er nicht mehr wusste, wo vorne und hinten war- dann zog er sich nahezu komplett zurück und ließ kaum jemanden mehr an sich heran. Die nicht enden wollenden Hasstiraden gegen Schwule, Lesben, Bisexuelle. Der schulischer Druck- und wenn ihn jemand auf seine Augenringe oder das eingefallene Gesicht ansprach, dann sprach er von Liebeskummer.
Stille trat ein. Seine Mutter schnappte hörbar nach Luft und auch sein Vater schien sprachlos.
"Du? Zweite Wahl? Schon wieder?"
"Ja... Mama hör zu-"
"Nicht hör zu! Du hörst uns jetzt zu!" Das war sein Vater- und beide hatten nicht gerade sehr amüsiert geklungen.
"Ist ja gut", wollte er gerade einwerfen, doch diesmal fiel ihm seine Mutter ins Wort.
"Unterbrich uns nicht!"
Bernd hatte das dringende Bedürfnis, seinen Kopf gegen die Wand zu schlagen.
"Du hast nie auf uns gehört! Nie! Jetzt schau mal dein Leben an- immer bist du zweite Wahl, du kannst gar nichts! Hättest du auf uns gehört und einen richtigen Beruf ergriffen, dann wären wir stolz auf dich, aber so nicht! Alles nur wegen deiner blöden Leidenschaft für... Fußball!", keifte sie.
Geschockt saß Bernd da. Er hatte mit einer solchen Reaktion nicht gerechnet.
"Und du hast dich wovon ablenken lassen?" wollte sein Vater in säuerlichem Tonfall wissen.
Mist, Mist, Mist. Das war ihm so rausgerutscht, was sollte er denn jetzt sagen? Dass er schwul war und deshalb nie ein Mädchen nach Hause brachte? Wohl kaum.
"Ehmm... von.. von.." stammelte er.
"Jetzt sag schon!"
"Marc-André Ter Stegen." bei diesen Worten senkte er den Kopf.
Marc stand mit verschränkten Armen an den Türrahmen zwischen Umkleidekabine und Duschraum gelehnt da. Soweit er verstanden hatte, waren dessen Eltern dran, und diese schienen sauer auf ihn zu sein. Als sein Name fiel, runzelte er die Stirn.
"Was?! Der hat dich abgelenkt?!" Seine Mutter tickte komplett aus.
"Ja..." Sie ließen ihn gar ausreden.
"Wieso hat dieser.. dieser.. Marc-André dich abgelenkt?"
Bernd hatte Tränen in den Augen. Immer versuchte er es allen recht zu machen, und von seinen Eltern kamen jedesmal solche Reaktionen, wenn er etwas falsch gemacht hatte! Langsam hatte er die Schnauze gestrichen voll.
"BERND! WIR REDEN MIT DIR!" Am liebsten würde er nie wieder in ihre Gesichter sehen wollen.
Und dann platzte es einfach aus ihm heraus.
"Ich bin schwul, verdammt nochmal" knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen,
"Und statt mich so zu akzeptieren wie ich bin, schreit ihr mich an und seid nie zufrieden: Was habe ich euch eigentlich getan? Ich habe immer mein bestes getan, und manchmal passiert es einfach- auch ich mache Fehler wie das hier! Mich in meinen Konkurrenten zu verlieben, dann von seiner Familie so verachtet zu werden, und so weiter!"
Er holte tief Luft. Jetzt war es draußen, und er ließ sich fast schon erschöpft gegen die Wand sinken. Dann schluckte er. Seine Eltern waren still geworden, und ihm wurde klar, was er da gerade offenbart hatte. Innerlich fluchte er.
"Schwul"
hauchte seine Mutter dann mit einem Ton eiskalter Verachtung,
"Erfolgslos",
ihm lief ein Schauder über den Rücken.
"Fußballtorwart." Verächtlich schnalzte sie mit der Zunge.

Marc hatte schweigend zugehört. Er verstand einzelne Satzfetzen, und was er da gehört hatte, schockierte ihn zunehmend. So eine Familie hatte keiner, wirklich keiner verdient. Er hoffte, dass Bernd genügend Selbsteinschätzung- und Vertrauen hatte, um damit klar zu kommen. Und als Bernd seine Liebe zu ihm bestätigte, fing sein Herz an zu rasen.

Seine Eltern waren entsetzt gewesen. Aber sie würden damit nicht zur Presse rennen, entschied Bernd. Das passte nicht zu ihnen. Dafür musste er damit rechnen, nie wieder vor seiner Familie aufzutauchen. Und das machte ihn am meisten fertig.
Marc hatte er vergessen, und so ließ er den Tränen freien Lauf. Schluchzte und vergrub das Gesicht in seinen Händen.
Bis er eine starke Hand auf seiner Schulter fühlte. Mit tränenverschleiertem Blick sah er Marc an, und der erwiederte diesen mit einem mitfühlenden Gesichtsausdruck. Kurz hielt er den Blick, ehe es ihn nochmal traf, und der Torwart sein Gesicht schnell wieder in seinen Händen versteckte.
Marc seufzte leise, ehe er sich neben ihn setzt und anfing, leise auf ihn einzureden.
"... und ich habe gehört, du hast dich verliebt." Meinte er leise. Jetzt oder nie.
Er konnte förmlich spüren, wie Bernd's Atem stockte. Sie saßen dicht beinander, Marc's Knie berührte das Bein des anderen. Er strich mit dem Zeigefinger sanft über Bernd's Hand.
"Ja.., ja das ist richtig." Er musste es gehört haben. Ach, was war er blöd. Jetzt würde er wohl wieder eine Abreibung bekommen.
"Dann küss mich." Marc's leise, raue Stimme ließ ihn erzittern. Und dann küssten sie sich. Es fühlte sich richtig an, und er wollte mehr. Aus dem zuerst schüchternen wurde schon bald ein heftiger, verlangender Kuss. Als sie sich schwer atmend voneinander lösten, war wieder dieses schöne Funkeln in Marc's Augen. Bernd wusste jetzt, dass dieses Funkeln ihm galt.

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