Kapitel 8

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Er

Ihr Zimmer war ein einziges Chaos. 

Ich war schon länger nicht mehr hier gewesen, in den letzten Tagen hatten wir uns meistens in der Stadt getroffen. Ich sah mich um und fing dann an all ihr Kleider aufs Bett zu werfen. Danach holte ich eine Tasche aus dem Schrank und packte ihren Schlafanzug, ein paar T-Shirts und bequemere Hosen ein. Dann ging ich ins Bad. Auch hier sah es nicht besser aus. Alles Mögliche lag kreuz und quer herum. 

Ohne etwas geholt zu haben, ging ich in die Küche. Normalerweise war diese immer sorgfältig aufgeräumt, sie hatte immer darauf geachtet alles direkt wegzuspülen, doch in den letzten Tagen anscheinend nicht mehr. Überall stapelte sich Geschirr, und es stank. Kurz überlegte ich ob ich wirklich in der richtigen Wohnung war. 

Dann sah ich die Tüte auf dem Tisch. Sie war klein und durchsichtig und gefüllt mit weißem Pulver. Ich nahm mir einen Gefrierbeutel aus dem Schrank und packte das Tütchen darin ein. Dann schaute ich mich um, irgendwo musste noch mehr von dem Zeug sein. 

In einem Schrank entdeckte ich dann einen kleinen Karton, der mit sicher fünfzig Stück dieser Tütchen gefüllt war. Ich nahm ihn und schüttete den gesamten Inhalt in den Beutel. 

Nach kurzer Überlegung stellte ich die Tasche ab und fing an zu spülen. Dann wischte ich einmal über den Boden der Küche und brachte den Müll raus. Danach ging ich zurück in ihr Zimmer und fing auch hier an aufzuräumen. Nachdem erst mal die ganze Wäsche weg war sah es schon sehr viel besser aus.

Als ich gerade ihr Bett machte fiel mir ein kleines Buch in die Hand. Vollgeschrieben von ihr. Eigentlich hätte ich so etwas niemals getan doch ich schlug es auf und las mir den letzten Eintrag durch. 

„Ich habe keine Ahnung mehr was ich machen soll. Jeden Morgen wenn ich aufwache habe ich das Gefühl zu sterben, so schrecklich fühlt sich mein Körper an. Ich will nicht mehr. Vor drei Wochen wollte ich nicht mehr um wieder bei dir zu sein, Ma. Jetzt will ich nicht mehr, weil ich diese schrecklichen Schmerzen nicht mehr aushalte. Ich bin dumm gewesen. Ich hätte mir etwas anderes kaufen können vielleicht wäre diese ganze Prozedur, das Sterben, dann nicht so qualvoll gewesen." 

Ich schlug das Buch zu und raufte mir meine Haare. Wie hatte ich nur so dumm sein können? Wenn sie wirklich solche Schmerzen gehabt hatte, warum hatte ich es dann nicht bemerkt? Ich nahm das Buch und stopfte es zu den anderen Sachen in die Tasche, dann nahm ich noch schnell ihre Zahnbürste aus dem Bad und verließ die Wohnung.


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