Kapitel 13

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Er

Etwa eine Stunde später betrat ich das Krankenhaus wieder. Ich ging zum Aufzug und drückte auf den Knopf mit der 3. Den Weg zu ihrem Zimmer kannte ich mittlerweile auswendig.

Kurz bevor ich ihr Zimmer betreten konnte, wurde ich von einem Arzt abgefangen. Er fragte mich wie es mir ginge und ich versuchte mit einem aufgezwungen Lächeln mit „Gut“ zu antworten. Er sah mich mit einem traurigen Blick an.

„Nun, wir müssen ihre Freundin auf die Intensivstation verlegen. Ihr Zustand hat sich in den letzten Stunden leider drastisch verschlechtert.“

Fassungslos starrte ich ihn an. Damit hatte ich absolut nicht gerechnet. „Aber sie wird es doch überleben oder?“, fragte ich zaghaft.

„Das wünschen wir uns natürlich alle, aber versprechen kann ich zu diesem Zeitpunkt leider nichts.“

In diesem Moment ging die Tür des Zimmers auf und ihr Bett wurde herausgeschoben. Sie lag dort, trug eine Atemmaske und es sah so aus als würde sie schlafen. Sicher war ich mir allerdings nicht. Einen Augenblick schaute ich sie an, da sprach mich eine Krankenschwester an und drückte mir einen Zettel in die Hand.

„Den haben wir in ihrem Bett gefunden. Steht ihr (von dem Jungen) Name drauf.“ Verdutzt und etwas überfordert ließ sie mich stehen.

Als ich mich wieder gefasst hatte war der Flur schon wieder leer. Der Arzt war verschwunden und sie weg. Wo genau sie jetzt war wusste ich nicht.

Ich sah mich auf dem Flur um und erblickte die Schwester von eben die auf mich zu kam. „Könnten Sie vielleicht ihre Kleider zusammenpacken und nach oben bringen?“ Ich nickte. „Gut danke“ 

Ich drehte mich um und sah auf die Tür ihres Zimmers. Machte einen Schritt darauf zu. Und noch einen. Dann legte ich meine Hand auf die Klinke. Aber ich drückte sie nicht herunter. Ich atmete einmal aus. Dann drehte ich mich um und verließ den Flur, die Station, das Krankenhaus. Ich brauchte dringend frische Luft. Als ich draußen vor diesem riesigen hässlichen Betonklotz stand ging ich einfach los. Ohne Ziel. Ich hatte einfach das Gefühl weg zu müssen. Mich zu bewegen.

Ohne es bemerkt zu haben kam ich irgendwann bei unserem See an. Ich ließ mich auf die Bank fallen und sah auf das Wasser. Die kleinen Wellen schwappten ans Ufer.. „Sie darf nicht sterben“, dachte ich immer und immer wieder. „Sie darf einfach nicht sterben.“

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