ZWEI

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Am Montag war wieder Schule.

Ich schlurfte durch die Korridore zu meinem Schließfach, um meine Bücher abzuladen und die, die ich brauchte, rauszuholen, machte mich dann auf den Weg zum Englischraum und versuchte nebenbei weniger wie ein Zombie aus The Walking Dead auszusehen. Ich scheiterte kläglich.

Nach dem schrecklichen Freitagabend hatte ich die restlichen zwei Tage damit verbracht, mit meinem Dad und meinem Bruder Leo alle Fast & Furious Filme, die wir hatten, zu schauen und Pizza zu essen.

Kurz gesagt, ich hatte mich in meinem gemütlichen Zuhause verkrochen und gebetet, dass ich einen miesen Schnupfen oder so bekäme, nur um am Montagmorgen nicht wieder in die Schule zurück zu müssen. Doch das war leider nicht passiert.

Ich kam in die Klasse und ließ mich auf meinen gewohnten Platz in der zweiten Reihe fallen. Ich hatte Englisch noch nie leider können. Diese ganze überzogene Literatursache war einfach nicht mein Ding.

Heute fingen wir mit Romeo und Julia an. Ein Klassiker. Zumindest würde Rosie das jetzt sagen.

Aber im Grund war es nichts weiter als ein Mischmasch aus einer unschuldigen Schönheit wie Bella aka Kristen Stewart aus der „Twilight"-Saga plus ein Hauch Erotik á la „Fifty Shades of Grey" plus ein gut aussehender Harry-Styles-Verschnitt als Bad Boy. Das alles machte einen Liebesroman wie er im Buche steht: Zwei bis aufs Blut verfeindete junge Menschen zwischen denen sich eine großartige Liebe entwickelte und die schlussendlich starben.

Bloß eben, dass Julia mit ihren vierzehn Jahren einfach mal viel zu jung war, als ihre Eltern sie an diesen alten, wohlhabenden Typen (Graf Paris) verheiraten wollten. Der gute Shakespeare hatte ja so was von keine Ahnung, was es heutzutage bedeutete, eine Minderjährige mit einem Vierzigjährigen zu verkuppeln. Sag der Freiheit Lebe wohl, Graf Paris.

Julia hätte diesen Scheißkerl anzeigen müssen, dass er ihr an die Wäsche gegangen ist.

Ich ließ den Blick durch die Klasse schweifen. Harriet kam gerade gefolgt von Rosie durch die Tür. Die Blondine winkte mir zu und setzte sich in die letzte Reihe, während Rosie zu mir hinüber kam und sich auf ihren gewohnten Platz neben mich fallen ließ. „Guten Morgen!", sagte sie fröhlich.

Ich runzelte die Stirn. „Hi", murmelte ich müde und gähnte einmal herzhaft.

Rosie warf mir einen kurzen Blick zu und packte dann ihre Sachen aus. „Warum so schlecht gelaunt?", fragte sie mich.

Ich schloss die Augen und legte meinen Kopf auf die kühle Tischplatte. „Warum so gut gelaunt?", antwortete ich mit einer Gegenfrage.

Rosie zog die Augenbrauen hoch. „Oh, na klar. Ist ja nicht gerade so, als hätte ich keinen Ärger von meinen Eltern bekommen", sagte sie schnippisch und verschränkte die Arme vor der Brust.

Ich riss den Kopf wieder hoch und sah sie empört an. „Entschuldige mal. Ich hab doch gar nicht-", motzte ich, doch Rosie unterbrach mich.

„Nein, überhaupt nicht", sagte sie ironisch.

Ich stöhnte und schnalzte genervt mit der Zunge. „Du wurdest immerhin nicht von deinem total peinlichen Vater abgeholt", entgegnete ich.

Rosies Miene glättete sich besänftigend und sie lachte sogar. „Ja, zum Glück", prustete sie.

Ich schüttelte grinsend den Kopf, dann tauchte plötzlich Sam im Zimmer auf und meine Gesichtszüge entgleisten.

Cooles Wortspiel, oder? Gesichtszüge entgleisen. Wie witzig ich doch war.

sweet valentineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt