EPILOG

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„Sehr geehrte Damen und Herren, Ihr Qantas Airways Flug 5033 nach New York an Gate A23 steht nun zum Einsteigen bereit. Wir beginnen mit unserem Priority-Boarding für alle BEST Kunden, HON Circle Member und Senatoren. Bitte halten Sie Ihre Bordkarte bereit. Im Namen von Qantas Airways wünschen wir Ihnen einen angenehmen Flug. Vielen Dank."

„Komm schon, Sam!", rief ich aufgeregt, während ich den Riemen meiner Tasche ein Stück weiter die Schulter hochzog und zum Schalter eilte. „Das Flugzeug hebt jeden Moment ab!"

Ich warf meinem Freund über die Schulter hinweg einen Blick zu und sah, wie er demonstrativ die Augen verdrehte. „Stress hier nicht so rum, Val. Wir haben noch genug Zeit", erwiderte er leicht genervt und ich musste grinsen.

Ich wandte mich wieder um und reichte der Frau, die die Tickets einsah, meinen Reisepass und die Bordkarte. Sie lächelte mich freundlich an, kontrollierte dann meinen Namen und die Flugnummer und gab mir anschließend beides wieder zurück. „Einen angenehmen Flug", sagte sie und ich bedankte mich, ehe ich Platz für Sam machte.

Gemeinsam liefen wir durch den langen von Neonröhren an der Decke beleuchteten Gang. Mein Herz hämmerte wie verrückt gegen meinen Brustkorb und ich musste tief durchatmen, als wir, am Ende angekommen, das Flugzeug betraten. Dort standen sowohl der Co-Pilot, als auch zwei Stewardessen, die Sam und mich freundlich begrüßten und uns eine gute Reise wünschten.

Ich warf einen Blick auf meine Karte. „16 A", sagte ich zu Sam.

Der nickte. „Ich hab 16 B."

Als wir schließlich in unserer Reihe angekommen waren, nahm Sam mir meine Tasche ab und verstaute sie mitsamt seinem Rucksack in einem der oberen Fächer, dann setzte er sich neben mich. Glücklicherweise hatte ich einen Platz am Fenster abgekriegt. Draußen war es noch dunkel und ich konnte die beleuchtete Landebahn mit den vielen blinkenden Lichtern erkennen.

Erst als ich spürte, wie Sam meine Hand nahm, wandte ich das Gesicht von der Plexiglasscheibe ab und sah meinen Freund an. Er lächelte leicht. „Alles okay?", fragte er und ich nickte.

In ein paar Stunden würden wir am JFK Flughafen in New York City landen. Dort hatten wir dann eine Woche, bevor es nach New Haven zu meinen Großeltern weiter gehen würde. Ich war schon wahnsinnig aufgeregt. Mein Bruder würde samt Rosie, Harriet und Adam in ein paar Tagen nachkommen. Den Traum, in den Vereinigten Staaten in Yale zu studieren, hatte ich aufgegeben. Stattdessen hatten Sam und ich uns an einer Reihe von Colleges in Australien geworben und waren sogar beide am East Riverdale angenommen wurden. Er für Medizin. Und ich für Politik und Rechtswissenschaften. Ich war ja schließlich nicht umsonst vier Jahre im Debattierclub gewesen.

Nach den Ferien würden wir also unsere Sachen packen und von Zuhause ausziehen. Ich bekam schon jetzt Angst davor. Aber immerhin war es der erste, wichtige Schritt in die Zukunft. Ich schaute wieder aus dem Fenster und schluckte schwer. Sams Hand in meiner fühlte sich richtig an und ich dachte an die Zeit, bevor wir zusammen gekommen waren. Und an den Plan. Der Plan war eigentlich dazu da gewesen, um Rache zu üben. An Tony und was er mir angetan hatte. Der Plan war gewesen, Laura und Sam zusammen zubringen, weil er so besessen von ihr war. Ich hatte nicht geplant, mich dabei zu verlieben. Und Sam sicherlich auch nicht. Und doch war es passiert. Und jetzt, jetzt könnte ich mir gar nicht mehr vorstellen, wie es ohne ihn wäre. Wenn alles anders gelaufen wäre und ich nicht zugestimmt hätte, ihm mit Laura zu helfen. Dann wären wir vermutlich gar nicht zusammen und ich würde ihn noch immer für den arroganten, selbstverliebten Star Quarterback halten, der er nun mal war.

Ich wandte den Blick vom Fenster ab und sah meinen Freund von der Seite an. Ich betrachtete sein Profil, die gerade Nase, seine dunkelblonden Haare und die langen Wimpern, die schwarze Schatten auf seine Wangen warfen. Und als Sam den Kopf zu mir drehte, schaute ich nicht weg. Ich lächelte leicht. Sam runzelte die Stirn. „Bist du aufgeregt?", fragte er und ich nickte nervös.

„Ich bin noch nie wo anders gewesen, als in Australien", gab ich zu. „Und jetzt werde ich gleich in New York sein." Ich schüttelte den Kopf über diese ganze verrückte Idee.

Ich konnte hören, wie Sam leise lachte. „Geht mir genauso", sagte er dann, drückte meine Finger und ich sah wieder in seine grauen Augen. „Aber ich bin froh, dass wir das gemeinsam machen."

Ich nickte hastig. „Ich bin auch froh darüber", sagte ich und Sam sah beinahe erleichtert aus. „Auch wenn du mir manchmal ganz schön auf die Nerven gehst", fügte ich hinzu und grinste, als Sam meinen Blick empört erwiderte. Er wollte gerade den Mund aufmachen, um etwas zu erwidern, doch ich sagte rasch: „Und ich liebe dich, Sam Stewart. Ich liebe dich wirklich."

Sam starrte mich einen Augenblick lang an, dann verzogen sich seine Lippen zu einem süßen, kleinen Lächeln und er gab mir einen kurzen Kuss. „Ich weiß", antwortete er. „Ich liebe dich auch, Valentine Kane."

Und ich wusste, dass dies erst der Anfang war, von dieser wahnsinnig verrückten Liebesgeschichte.

Ende

sweet valentineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt