SIEBEN

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„Jetzt bist du an der Reihe."

Ich lief den Korridor entlang. Laura Benner kam mir entgegen. Ich steckte bewusst den Kopf in ein Buch und tat so, als würde ich lesen. Dann rempelte ich sie, natürlich völlig unabsichtlich, an. Ich ließ das Buch fallen, sie ihre Tasche.

„Oh mein Gott!", schrie ich und wir beide fielen gleichzeitig auf die Knie. „Tut mir leid!"

Ich half Laura, ihre Stifte, Blöcke und und Hefte aufzusammeln und reichte sie ihr. „Ist nicht schlimm", sagte sie freundlich, als sie ihre Sachen wieder zurück in die Tasche packte.

Ich versuchte verlegen zu lächeln. „Trotzdem", entgegnete ich. „Die Biomembran macht mich blind für alles andere."

Ich hielt mein Biologiebuch in die Luft und Laura lachte. „Kenn ich. Keine Sorge, alles in Ordnung", erwiderte sie.

Man oh man, sie war wirklich toll.

Ich grinste sie an. „Hey, du bist Laura, oder?", sagte ich dann.

Laura lächelte breit. „Ja."

Ich streckte meine Hand aus. „Ich bin Valentine", stellte ich mich vor.

Laura ergriff sie und wir schüttelten uns die Hände. „Na klar. Du bist Leos kleine Schwester, oder?", fragte sie.

Ich nickte. „Ja, leider."

Laura begann zu lachen. „Ich verstehe dich", sagte sie und ich hob überrascht die Augenbrauen. „Oh, nein, also", fuhr sie rasch fort, „ich meine, ich mag deinen Bruder, echt. Ich hab nur selbst große Geschwister und ich weiß, wie sehr die manchmal nerven können."

„Ach so." Ich fing an zu lachen. „Aber du stehst nicht auf Leo, oder?", fragte ich sie dann.

Hastig schüttelte Laura den Kopf. „Nein, nein. Versteh mich nicht falsch, Leo ist toll, aber nein...", sagte sie.

Ich grinste. „Okay. Na dann. Wir sehen uns?", sagte ich, wobei es eher wie eine Frage klang.

Laura lächelte und nickte. „Ja, das hoffe ich doch." Und damit wandte sie sich ab und verschwand in der Menge.

Ich starrte ihr einen Moment hinterher und konnte mein Glück noch gar nicht so richtig fassen. Ich hatte tatsächlich ein Gespräch mit Laura Benner geführt, ohne mich wie der letzte Trottel zu benehmen. Sie schien mich sogar ganz nett zu finden.

Schritt Eins meiner Mission, check! Herausfinden, in welcher Beziehung Laura zu Sam steht: Erfolgreich gemeistert!

Ich wollte gerade einen Luftsprung machen und einen Jubelschrei ausstoßen, was ich mir jedoch beides irgendwie verkneifen konnte, als plötzlich Sam hinter mir auftauchte, mich begrüßte und mich damit so sehr erschreckte, dass ich einen kleinen, verkrüppelten Hüpfer machte, ehe ich mich verärgert zu ihm umdrehte.

„Sag mal geht's noch?", zischte ich böse. „Du hast mich zu Tode erschreckt!"

Ich sah das hinterlistige Grinsen auf seinem Gesicht und überlegte, ob ich mir die Sache, ihm mit Laura zu helfen, vielleicht doch noch einmal anders überlegen sollte. Ich ließ es aber bleiben und steuerte stattdessen auf mein Schließfach ein paar Meter weiter entfernt zu.

Sam folgte mir. „Und? Was hat sie gesagt?", fragte er neugierig und ignorierte dabei völlig die Tatsache, dass ich ihn eben ziemlich angepampt hatte.

Ich verdrehte genervt die Augen, drehte an dem kleinen Rädchen mit der Zahlenkombination und zog die Tür meines Spindes auf. „Dass sie nicht auf meinen Bruder steht."

sweet valentineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt