DREISSIG

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Ich flippte beinahe aus, als Sam an diesem Abend vor meiner Haustür stand.

Ich hatte nicht vorgehabt, heute noch einmal auszugehen. Ich wollte es mir mit einer Packung Chips auf dem Sofa bequem machen und einen kitschigen Liebesfilm schauen, weil ich angenommen hatte, dass Sam, Leo und die anderen miteinander abhangen und Playstation spielten oder so, und da wollte ich mich nur ungern rein hängen. Rosie und Harriet hatten angeblich keine Zeit und mein Vater war merkwürdigerweise auch ausgeflogen. Keine Ahnung, was der wieder trieb. Wahrscheinlich war er mit einigen seiner Arbeitskollegen bowlen.

Doch dass ausgerechnet heute der Abschlussball war, hatte ich durch den ganzen Stress der letzten Woche schon wieder völlig vergessen.

Und genauso überrascht war ich auch, als es um halb sieben an der Tür klingelte. Etwas schwerfällig hievte ich mich von der Couch und lief seufzend zur Tür. Und noch überraschter war ich, als ich sah, wer da auf der Veranda stand.

Sam trug eine schwarze Hose, darüber ein weißes Hemd und seine Haare waren ausnahmsweise mit ein wenig Gel in Form gebracht. Ich der einen Hand hielt er eine Rose, während er die andere in seiner Hosentasche vergraben hatte. Mit einem nervösen Lächeln auf den Lippen sah er mich an.

Mit offenem Mund starrte ich ihn an. „Sam? Was zum-?" Ich riss die Augen auf und als er mich anlächelte, fing mein Herz an, wie verrückt zu schlagen. Wir waren jetzt seit zwei Wochen zusammen und noch immer kam mir das alles total unwirklich vor.

„Ich dachte mir schon, dass du es vergessen hast", bemerkte Sam belustigt und ich war nur noch ratlos.

„Was-?", begann ich, doch dann fiel mir der Prom ein und ich schlug mir erschrocken eine Hand vor den Mund. „Oh, verdammt", murmelte ich und Sam lachte. „Oh mein Gott, Sam, es tut mir so leid", sagte ich bedauernd, doch mein Freund winkte lässig ab und nahm dann meine Hand. Seine Finger waren so warm und weich, dass es nicht verwunderlich wäre, wenn ich jetzt zusammenbrechen würde. Meine Knie wurden weich wie Butter und ich sah ihn an, als wäre er ein Held. Wann war ich nur so geworden?

„Ist schon okay", sagte Sam mit einem süßen Lächeln im Gesicht. „Wir können immer noch hin", schlug er dann vor und ich starrte ihn mit großen Augen an.

„Was? Jetzt?", fragte ich leicht entsetzt und Sam nickte. „Aber ich habe gar kein Kleid", sagte ich hilflos.

Sam zuckte jedoch nur mit den Schultern. „Ist doch egal", entgegnete er beschwichtigend. „Außerdem finde ich deinen Hintern in diesen engen Hosen sowieso viel heißer." Er zwinkerte anzüglich und ich wurde rot.

„Bist du sicher, dass du so mit mir zum Prom gehen willst?", fragte ich unsicher. Ich sah an mir herunter und fühlte mich bestätigt, dass mein Aussehen nicht gerade dafür geeignet war, auf einen Abschlussball zu gehen. Ich trug eine enge, helle Jeans und einen Pullover in den rot weißen Farben unserer Schule und meine langen Haare hatte ich zu einem tiefen Zopf zurück gebunden.

Sam nickte überzeugt. „Ja, Val, und jetzt komm schon, der Ball hat schon angefangen und es ist blöd, zu spät zu kommen. Außerdem sind Rosie und Harriet auch schon da", sagte er.

Ich zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Rosie und Harriet sind auch da?", fragte ich fassungslos. „Warum haben sie mir nichts gesagt?"

Sam lächelte leicht. „Ich wollte dich überraschen", sagte er und ich schnaubte.

„Na, die Überraschung ist dir definitiv gelungen", gab ich zu und Sam grinste.

„Das ist gut", erwiderte er. „Und jetzt lass uns endlich fahren." Er streckte seine Hand nach mir aus und nach einem kurzen Zögern ergriff ich sie. Er zog mich aus der Tür und ich hatte gerade noch die Zeit, meinen Schlüssel zu schnappen, als ich auch schon in seinen Armen lag. Er küsste mich, bevor er mich zu seinem Auto zog und wir in Richtung Schule fuhren.

sweet valentineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt