NEUNZEHN

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Die nächsten Tage waren lang und ich hatte das Gefühl, wo ich auch hinging, überall tauchten Sam und Laura miteinander auf. Mal war es Händchenhaltend im Korridor in der Schule, während ich an meinem Spinnt stand. Mal war es knutschend in einer Ecke auf dem Parkplatz, als ich gerade in mein Auto stieg. Mal war es vor mir in der Reihe in der Cafeteria.

Die beiden ließen sich sogar im Diner blicken, gerade als ich dort arbeitete. Glücklicherweise hatte Ruby zu diesem Zeitpunkt ihren Tisch übernommen, sonst wäre ich noch durchgedreht und hätte Laura irgendwas über ihre perfekte Bräune geschüttet.

Es war beinahe so, als würden sie mich jedes Mal genau dann abpassen, wenn sie wussten, dass ich hinsah, und als wäre es genau das, was Laura wollte. Vor meinen Augen mit Sam rumzumachen, damit ich eifersüchtig wurde. Und das klappte auch noch.

Ich wusste nicht, ob Sam die gleiche Absicht hatte, aber immerhin spielte er mit und das tat verdammt weh.

Seit diesem Tag auf dem Parkplatz, als wir uns gegenseitig angebrüllt und unsere Freundschaft mehr oder weniger beendet hatten, redeten wir nicht mehr als nötig miteinander. Ich hatte ihm geschrieben, dass ich das Englischprojekt allein weiter machen und seinen Namen dann einfach mit auf das Blatt schreiben würde, und zurück kam nur ein simples OK.

Und Laura versuchte ich auch so gut es ging aus dem Weg zu gehen. Was wirklich gar nicht so einfach war, denn sie tat nach wie vor so, als wären wir zwei die besten Freunde und als würde sie überhaupt nicht merken, wie sehr ich sie verabscheute.

Meinem Bruder hatte ich von der ganzen Sache noch gar nichts erzählt, auch wenn er irgendwie mitbekommen hatte, dass irgendwas abging. Immerhin hielten Sam und ich Abstand und machten auch kein Geheimnis daraus, dass wir nicht mehr miteinander abhingen. Aber manchmal waren Jungs einfach nur einfältig und dumm, denn als Leo mich fragte, ob alles gut sei, antwortete ich nur, dass nichts war und er sich keine Sorgen machen brauchte, und er war zufrieden damit. Vielleicht hatte er auch einfach keinen Bock sich mein Gejammer anzuhören, aber dafür hatte ich ja noch immer Harriet und Rosie. Doch auch das sollte sich bald ändern.

Ich stand gerade an meinem Schließfach, zog ein paar Bücher heraus, die ich noch brauchte, und stopfte meine Sporttasche ziemlich umständlich in das volle Fach hinein, bevor ich die Tür wieder zu drückte und mich umdrehte. Vor mir standen Harriet und Rosie. Sie sahen beide nicht gerade glücklich aus. Rosie hatte wütend die Arme vor der Brust verschränkt.

Ich runzelte die Stirn und sah die beiden fragend an. „Hey, Leute", sagte ich unsicher.

Rosie und Harriet tauschten einen Blick.

„Was ist los?", fragte ich dann langsam. „Ist was passiert?"

Rosie setzte ein falsches Lächeln auf und tat so, als würde sie nachdenken. „Oh, warte, lass mich kurz überlegen", sagte sie ironisch. „Ach ja, wegen dir weiß jetzt die ganze Schule, dass Leo und ich miteinander geschlafen haben. Vielen Dank auch."

Ich zog die Augenbrauen zusammen und schüttelte den Kopf. „Was?"

Rosie schnalzte mit der Zunge. „Warum konntest du deinen Mund nicht halten?", schnappte sie, doch bevor das ganze hier noch hässliche Ausmaße annehmen und sie mich vor allen anderen auf den Gang blamieren konnte, packte ich die beiden und schob sie zur Toilette auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs.

„Was ist dein Problem?", fragte ich Rosie ratlos, als wir schließlich alleine waren. Harriet stand wie ein bedrohlicher Bullie hinter ihr.

„Warum hast du deiner tollen Freundin Ruby erzählt, dass Leo und ich Sex hatten?", rief Rosie. „Die blöde Kuh konnte nämlich ihre Klappe nicht halten und jetzt wissen alle davon!"

sweet valentineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt