VIER

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Den ganzen Abend und beinahe die ganze letzte Nacht musste ich über Sams Worte nachdenken. Was ziemlich doof war, besonders weil es mir den Schlaf raubte, den ich dringend gebraucht hätte.

Am nächsten Morgen stand ich also völlig benommen auf und fühlte mich dabei, wie jemand, der die komplette Nacht durch gefeiert hatte. Meine Autofahrt mit Leo war ausgesprochen ruhig, was ungewöhnlich war. Normalerweise redete mein Bruder ununterbrochen.

„Was ist los mit dir?", fragte ich ihn schließlich, als er das Radio ausschaltete, weil ihm die scheiß fröhliche Stimmung der Moderatoren auf den Wecker ging.

„Was soll los sein?", brummte Leo.

Ich zuckte mit den Schultern und hielt an einer roten Ampel an. „Du bist so komisch. Sonst redest du auch die ganze Zeit ohne Punkt und Komma", sagte ich und drehte den Kopf zu ihm.

Leo zuckte halbherzig mit den Schultern, antwortete jedoch nicht.

Ich hob die Brauen. „Es hat doch nicht etwa was mit einem Mädchen zu tun, oder?", fragte ich neckisch. Leo starrte stur gerade aus aus dem Fenster. „Nein, oder?", rief ich ungläubig. „Wurdest du abserviert?" Ich konnte nicht verhindern, dass ich hoffnungsvoll klang.

„Das ist mir noch nie passiert!", platzte es dann plötzlich fassungslos aus Leo heraus.

Ich konnte nicht anders und prustete los, während mir mein Bruder einen bösen Blick zu warf.

„Tja, derjenigen würde ich gerne die Hand schütteln", bemerkte ich grinsend und fuhr wieder los, als die Ampel von rot auf grün sprang. „Also? Wer ist das Wondergirl?"

Leo verdrehte die Augen. „Denkst du echt, das sag ich dir?", entgegnete er.

„Ach komm schon", bettelte ich. „Außer Rosie ist dir bist jetzt beinahe jedes Mädchen verfallen. Ich frag mich wirklich, warum. Der coolste bist du ja jetzt nicht gerade", grübelte ich nach.

Leo schlug über das Armaturenbrett nach mir, ich wich ihm aus.

„Alter, hör auf die Fahrerin beim Fahren zu behindern!", rief ich.

Leo warf mir einen genervten Blick zu, dann stierte er wieder geradewegs durch die Windschutzscheibe hinaus auf die Straße. „Rose ist ja auch 'ne Klasse für sich", stellte er irgendwann seufzend fest.

„Ja. Zum Glück", sagte ich. „Wenn du und Rosie jemals zusammen kommen solltet, dann werde ich alles, was nötig ist, dafür tun, damit ihr euch wieder trennt."

Leo hob die Augenbrauen. „Wie nett", erwiderte er sarkastisch.

Ich grinste ihn an. „Ich weiß. Aber das wird sowieso nicht passieren."

Ich bog auf den Schulparkplatz ein.

„Und warum nicht?", fragte Leo.

Ich zog die Augenbrauen zusammen und sah ihn ungläubig an. „Weil Rosie niemals etwas mit dir anfangen würde. Sie kann dich nicht mal leiden, was ich verstehen kann. Du bist nicht unbedingt - na ja - wie soll ich sagen?", überlegte ich, als ich eingeparkt hatte und ausgestiegen war. „Du siehst zwar gut aus und alles. Aber dass du jemals ein nettes Mädchen abkriegst, mit dem du mehr als zwei Wochen zusammen bist, ist ungefähr so wahrscheinlich, wie die Tatsache, dass Harry und Voldemort jemals Freunde werden. Mit anderen Worten, das wird nie passieren", schloss ich und zog meinen Rucksack von der Rückbank.

„Danke, Val. Jetzt geht es mir gleich viel besser", bemerkte Leo ironisch und wieder musste ich grinsen.

„Freut mich, wenn ich dir helfen konnte", gab ich zurück, während wir den Parkplatz überquerten und die Treppen zum Schulgebäude hoch stiegen.

sweet valentineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt