†Seven†

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Langsam öffnete ich meine Augen, um sie an das grelle Licht zu gewöhnen.
Ich spürte eine Nadel in meiner Hand und wusste, dass ich an eine Infusioün angeschlossen war.

Ich seufzte und ließ mich zurück in mein weiches Kissen fallen.
Mich überkamen wieder, all die negativen Gedanken, weshalb ich stumm anfing zu weinen.

Die Tür öffnete sich, ich rechnete mit einem Arzt oder Assistenten, der mich wieder voll quatscht.
Ich verstand nur irgendwas wie
Antidepressiva, abgesetztz, Stimmungsschwankungen.

Dadurch, dass ich die Medikamente nicht mehr bekam, hatte ich wohl Stimmungsschwankungen.

Die Tür schloss sich, öffnete sich aber dann erneut.
Deswegen habe ich wohl ziemlich komisch geguckt, als vor mir Herr Tiel, mein Therapeut stand. Er lächelte mich freundlich an, was ich schlagartig erwiederte.

Er setzte sich einfach stumm an mein Bett und betrachtete den Raum.
Plötzlich, brauch ich all meine Versprechen, all meine Gedanken und sagte

Ich will hier raus."

Wow, es wunderte mich, dass ich überhaupt noch reden kann.
Ich habe mir geschworen, hier mit niemandem zu reden.
Ich habe meine Fassade grade zerstört.

Doch schlecht fühlte sich es nicht an, im Gegenteil... es fühlte sich...
erleichternd an.

Und wieder einmal merkte ich, wieso ich Herr Tiel so sehr mochte.
Ihn wunderte es nicht, dass ich aufeinmal sprach.
Ihn wunderte es nicht, wieso ich so bin wie ich bin.

Stattdessen sagte er nur
„Wir schaffen das."

Ich fühlte mich geborgen. Ich fühlte mich nicht mehr einsam. Ich fühlte mich... anders.
Irgendwann, fielen mir meine Augen zu und als ich sie wieder öffnete war Herr Tiel weg.
Sofort wurde mir kalt, ich fühlte mich einsam und setzte wieder meine Fassade auf die soviel sagte wie
Ich brauch eure Hilfe nicht.

Den ganzen Tag lang, lag ich nur in mein Bett und diskutierte mit mir selber. Zwischendurch kam ein Arzt herein und kontrollierte meine Gesundheit, bis ich endlich wieder ab von dem ganzen Zeug kam.

Sofort ließ ich mich in eine der Ecken gleiten und versank in meinen Gedanken.

Ich will nicht mehr.

Oder doch?

Ich will hier raus.

Ich will gesund werden.

Ich will nicht bei jedem glänzenden Gegenstand wieder dieses Verlangen spüren. Ich will nicht einsam sein.
Morgen habe ich ein Gespräch bei dem Leiter der unteren Etage.
Ich habe Angst.
Große Angst, dass ich wieder nach oben muss.
Dabei bin ich grade auf dem Weg der Besserung.

Meine Gefühle spielten verrückt. War ich jetzt wütend, traurig oder glücklich? Ich weiß es nicht.
Irgendwann fielen meine Augen zu und geweckt wurde ich erst von einem lauten Klopfen.
„Sofie, mach dich fertig."
Fuck. Der Termin.
Ich sprang auf, was ich mit meinem Kreislauf sofort wieder bereute und suchte mir frische Klamotten. Dann brachte mich ein Betreuer in den Waschraum. Gott, wie ich diesen Raum hasse.
Nachdem ich mir kurz Wasser ins Gesicht gespritzt habe, wurde ich wieder in mein.. Raum gebracht.
Gleich gab es Frühstück. Mittlerweile sollte ich im Essensraum essen, obwohl ich es in meinem Zimmer tausend mal besser fand.

Ich bekam ein Tablett mit Suppe und Brot voll. Ich fühlte mich unter Druck gesetzt. Zwar aß ich mittlerweile immer ein bisschen, aber es viel mir immer noch unglaublich schwer und jedes mal würde ich es danach sofort wieder auswürgen.

Der Betreuer starrte mich an.
Die anderen aßen alle schon.
Meine Kehle schnürte sich zu.

Trotzdem nahm ich einen Löffel und versuchte dieses Gefühl und alles um mich herum zu unterdrücken.
Nach fünf Löffeln drehte sich mein Magen um und ich konnte nicht mehr. Für mich war das viel. Dafür, dass ich vor einigen Wochen gar nichts gegessen habe.

Mein Betreuer schaute mich aufmunternd an, ich schüttelte aber nur den Kopf und durfte zurück.
Man sagte mir, dass ich gleich abgeholt werde, und dann zum Gespräch gebracht werde.
Also setzte ich mich auf mein Bett und wartete.

Ich genoss die Stille, bis das Klopfen mich in die Realität brachte.
Ein junger Betreuer, den ich zuvor noch nie gesehen habe holte mich ab und führte mich durch mehrere trübe, weiße Gänge. Hinter all diesen Türen saßen Menschen, wie ich.

Zerstörte Menschen.
Gebrochene Menschen.
Missbrauchte Menschen.

Schließlich machte der Betreuer vor eine dieser tausend Türen halt.
Okay.
Du schaffst das.
Meine Hände zitterten und für kurze Zeit verschwomm alles vor meinen Augen.
„Viel Glück.“ sagte der Betreuer und lächelte mich freundlich an.
Ich lächelte schief zurück, atmete nochmal ein und drückte die Klinke herunter.

«Kill me or I will die»Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt