†Ten†

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[Das Bild ist btw von mir :D]

„Ich habe Angst, dass ich draußen nicht zurecht komme."
Ein bisschen entsetzt schien er, da ich davor immer vermieden habe, etwas von mir preis zu geben.
Dann lächelte er.
„Freut mich, dass du das zugibst, aber du brauchst echt keine Angst zu haben. Alleine wohnen darfst du eh noch nicht sofort. Entweder kommst du wieder zu deinen Eltern oder du ziehst zu einem Freund oder ähnlichen."

Ich stockte.
Zu meinen Eltern, kam schon mal gar nicht in Frage.
Freunde?
Welche Freunde?

„Ich will nicht zu meinen Eltern."
Es war kaum mehr als ein Flüstern.
„Wenn du das nicht willst, brauchst du das auch nicht, keine Sorge. Wir finden schon jemanden."
„Danke."

Es herrschte kurz Stille, bis er aufstand, aus dem Raum ging und kurze Zeit später mit einem Block und einem Stift wieder rein kam.

Er gab mir den Block und den Stift und wartete. Fragend schaute ich ihn an, aber er sagte nichts.
Nach ca sechs Minuten wurde mir langweilig und ich begann zu zeichnen.
Ich liebte zeichnen.
Ich blendete alles um mich herum aus und ignorierte, dass mich Herr Tiel bei jedem Strich beobachtete.
Keine Ahnung, wie lange wir da jetzt so saßen aber er wartete so lange bis ich fertig war.
Erst zeichnete ich ein Auge.
Irgendwann noch eins.
Und dann ein ganzes Gesicht.

Ich war ganz zufrieden, obwohl das Bild sehr dunkel gehalten war.
„Hübsch.“
Da ich vergessen hatte, dass er immer noch hier saß, zuckte ich zusammen.
„Ich glaub das reicht für heute.“ sagte er mit einem Blick auf seine Armbanduhr.

Wieder zurück in meinem dunklen, kalten Raum schnappte ich mir meine Bettdecke und setzte mich damit in eine der Ecken.
Ich liebe es den ganzen Raum im Auge zu haben.
Und ich war irre froh, dass meine Gedanken von Tag zu Tag positiver wurden.
Von Tag zu Tag wurde ich immer kräftiger und mein Kreislauf dadurch auch.

Ich lehnte meinen Kopf gegen die Wand, schloss meine Augen und versank in meinen Gedanken.
Ich liebe es in meine Gedanken zu fliehen. Dort wo alles anders war, als in der Realität. Dort wo alles besser war, als in der Realität. Dort wo ich glücklicher war, als in der Realität.

Dort wo ich lachen konnte.

Ich stellte mir vor oft vor, wie das Leben ist, wenn ich hier raus komme.
Immer stelle ich mir vor, dass ich wieder glücklich leben kann.
Dass ich wieder normal sein kann.
Doch ich weiß, dass es nie so sein wird.
Dafür wurde mit mir zu viel gemacht.
Nicht nur das Mobben, nein meine Eltern.
Mein Vater.
Oh glaub mir, ich weiß wie es ist, kaputt gemach zu werden.
Und wie ich das weiß.
Ich hätte jetzt mit Tränen gerechnet, aber ein lächeln zierte mein blasses, hässliches Gesicht.
Naja ich glaube jedenfalls, dass es so aussieht.
Denn wie ich aussah, hatte ich längst vergessen.
Ich wollte es auch nicht wissen.

Müde vom Nachdenken schleppte ich mich in mein Bett und griff nach der Zeichnung von heute, die ich mit nehmen durfte.
Gezeichnet hatte ich ein Mädchen.
Ca. 14 Jahre, mit langen Haaren und einem glücklich Lächeln.
Ich malte immer das, was ich nicht hatte. Das was mir fehlt.
Eine Kindheit.
Eine schöne Kindheit.
Ich betrachtete so lange das Bild, bis meine Augen zu vielen und ich in einen leichten Schlaf fiel.

Von einem erholsamen Schlaf kann aber von keiner Rede sein, da ich wieder von Alpträumen gequält wurde.

Du bist ein niemand.
Ein nichts.
Fett und hässlich.

Panisch schlug ich wieder meine Augen auf. Mein Atem ging flach.
Alles ist gut. Es war nur ein Traum.
Irgendwann schaffte ich es wieder ruhig zu werden und einzuschlafen.

Schäm dich.
Niemand mag dich.
Jeder hasst dich.

Schlaf würde ich diese Nacht wohl nicht mehr bekommen.
So kam es, dass ich die ganze Nacht wach lag.
Ich fühlte nichts. Ich dachte nichts.
Ich machte einfach nichts.
Ich lag einfach hier. Und lebte.

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10 Kapitel!
:D

«Kill me or I will die»Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt