Eigentlich hatte ich mir geschworen, nie wieder jemanden an mich ran zulassen, denn sobald du abhängig von einem Menschen bist, hast du verloren. Das musste ich schon mehr als einmal feststellen.
Trotzdem nickte ich, auch wenn mein Verstand sich dagegen wehrte.
Du wirst das bereuen.
Du wirst allein gelassen.
Du wirst verletzt werden.
„Okay ich werde mal mit ihm reden. Ach ja, er heißt Marijan nur so nur Info.“ sagte Herr Tiel und grinste mich an. Wieder nickte ich nur.Die restliche Zeit bei Herr Tiel zeichnete ich und natürlich musste ich mich am Papier schneiden. Für normale Menschen ist es nur ein Kratzer, für mich allerdings löst er weit mehr aus. Dieses Verlangen. Mehrere Sekunden starrte ich auf den Schnitt der sich langsam leicht rot färbte.
Dieses Verlangen.
Schnell schüttelte ich mich, um diese Gedanken und das Verlangen los zu werden. Es reicht ja nicht schon, dass ich immer wieder diese Kämpfe mit meiner Depression hatte, nein grade jetzt musste es mir auch scheiße gehen. Oft war mir tagelang schlecht, Schlaf hatte ich auch kaum und wenn, dann keinen schönen.Der Montag kam immer näher und mit jeder Stunde wurde ich aufgeregter. Geklärt war alles. Ich würde am Montag also mit Marijan einem völlig fremden aber doch so bekannten Jungen in eine Wohnung ziehen. Ich habe keine Ahnung was auf mich zukommt aber verdammt große Angst. Therapie Stunden nehme ich dann immer noch und Herr Tiel meinte, egal was los ist, ich kann ihn jederzeit anrufen.
Ihm habe ich so viel zu verdanken.
Wegen ihm bin ich hier bald raus.
Wegen ihm habe ich so viel geschafft.
Jedenfalls für meine Verhältnisse.Wie jede Nacht saß ich hier, mit meiner Decke in der Ecke (Höhö) und starrte mit den Wänden um die Wette.
Meine Augen fielen immer und immer wieder zu, aber entweder wurde ich durch Alpträume geweckt oder ich kam gar nicht erst zum schlafen.Mittlerweile musste ich echt schrecklich aussehen. Daran, dass ich Leute durch die Gänge laufen und Stimmen hörte, konnte ich mir denken, dass es wohl morgens war.
Wie so oft wollte ich auch heute wieder der Realität entfliehen, was in diesem Raum aber schlecht ging, weshalb ich beschloss duschen zu gehen.Als das heiße Wasser über meinen Körper floss, fühlte ich mich für einen Moment frei von all den Sorgen und Fragen.
Normale Menschen denken beim duschen nach. Ich bin das Gegenteil.
Beim duschen dachte ich nichts, sondern genoss einfach dieses Sorgenfreie und die Stille. Dafür verbrachte ich die Nächte mit Nachdenken, wo normale Menschen die Stille genießen und schlafen.Aber naja, ich glaube es ist klar, dass ich nicht normal bin.
Wieder zurück in meiner Ecke bemerkte ich welcher Tag heute ist.
Sonntag.
Morgen ist Montag.
Ich schluckte.
Will ich wirklich hier raus?Meine eine Hälfte schrie Ja! die andere Hälfte schrie Nein!
Ich stützte meinem Kopf auf meinen Händen ab und seufzte.
So verharrte ich einige Minuten lang, bis ich endlich zum Frühstück geholt wurde.
Mittlerweile schaffte ich es sogar, mehr als ein Toast zu essen, womit ich früher niemals mit gerechnet hätte.
Ich setzte mich wie immer zu Marijan und es war irgendwie so eine Art Ritual von uns geworden.Er war immer schon vor mir da.
Saß immer am selben Tisch und wartete auf mich.
Ich setze mich immer vor ihn, wir schauen uns kurz an und aßen dann gleichzeitig.Ich frage mich, wie sich seine Stimme anhört. Und vor allem frage ich mich, wie sich sein Lachen anhört. Und wie sich meins überhaupt anhört. Ganz früher habe ich viel gelacht. Bis alles kam. Die Trennung meiner Eltern. Der Tod meines Bruders. Und. Er.
Schnell verdrängte ich diese Erinnerungen wieder und widmete mich wieder meinem Essen.
××××××××××××××××××××××××××××××××
Hey!
Wie gefällt euch die Story bisher?
DU LIEST GERADE
«Kill me or I will die»
Horror„Vertraue mir." „Ich kann nicht. Ich bin kaputt. So scheiße kaputt." flüsterte sie und Tränen bahnten sich ihren weg über ihre kalte Haut.