Wolfsrudel

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Wir sind im Bayou und irgendwie habe ich ein ganz mulmiges Gefühl. Ben ist ganz angespannt und sieht sich immer wieder aufmerksam um. Andauernd fliegt mir irgendwelches Ungeziefer ins Gesicht oder verfängt sich in meinen Haaren. "Sind wir bald da?" frage ich ihn und sehe runter auf meine matschigen Schuhe. "Ja gleich." antwortet er knapp. Genervt sehe ich ihn an. "Bist du mir immer noch böse?" "Wieso sollte ich?" "Wegen dem Schlafmittel..." er schüttelt den Kopf. "...warum bist du dann so komisch zu mir?" er bleibt stehen und dreht sich zu mir um. "Ich will dich nicht hier haben!" sagt er ernst. Geschockt sehe ich ihn an. "So war das nicht gemeint." "Und wie dann?" "Der Ort hier ist gefährlich Robyn, ich will einfach nicht das dir was passiert..." wir sehen uns einen Moment lang an. "...das könnte ich nicht ertragen." ich lächle ihn verlegen an, trete ein Schritt näher an ihn ran und nehme seine Hand. "Ich gehe aber nicht mehr ohne dich irgendwo hin." er grinst mich an und legt eine Hand auf meinen Rücken. "Das will ich auch hoffen." er beugt sich vor um mich zu küssen doch wir werden durch ein Geräusch unterbrochen. Er lässt von mir ab, schiebt mich schützend hinter seinen Rücken und sieht sich um. Man hört wildes knurren gefolgt von einem Jaulen. Verdammte Scheiße das sind doch nicht echt Wölfe oder? Angestrengt sehe ich zwischen die Bäume aber erkenne nichts. Wieder ein knurren und Ben lässt mich los. Er geht auf  eine Baumgruppe zu und hebt die Hände. "Ich bin es Ben..." sagt er ruhig und ich sehe gebannt auf die Baumgruppe. Aus dem Schatten der Bäume tritt ein riesiger schwarzer Wolf hervor, sein Fell glänzt in der Sonne und seine leuchtenden bernsteinfarbenen Augen fixieren Ben. Hinter ihm tauchen zwei weitere Wölfe auf aber nicht so riesig wie der erste. Sie sind größer als Ben und als der schwarze den Kopf hebt überragt er ihn bei weitem. Mir rutscht das Herz in die Hose und gehe automatisch zurück. "Hey Phoebe..." seine Stimme ist ruhig und auch ein bisschen verrucht. Wie redet er den mit dem Wolf? Der Wolf sieht nach rechts und links zu seinem Gefolge. Ich trete noch einen Stück zurück und stoße gegen etwas weiches und starkes. Erstart bleibe ich stehen und höre es hinter mir schnaufen. Heißer Atem jagt durch meinen Nacken und lässt meine Haare nach vorne fliegen. Nein, ich drehe mich auf keinen Fall um. Der schwarze Wolf zieht den Kopf zurück und seine Gestalt beginnt zu verschwimmen bis sie sich wieder klärt und eine wunderschöne junge Frau vor uns steht. Sie trägt ein langes weißes Sommerkleid was ihre schlanke Figur bedeckt, ihre Haut ist blass und in ihren langen dunkelbraunen Haare hat sie Perlen eingearbeitet. Auf ihrem Unterarm hat sie drei lange tiefe Narben direkt nebeneinander und um ihren Hals trägt sie eine Kette mit einem silbernen Wolfskopf. Sie ist wirklich wunderschön, schon fast perfekt und ihre bernsteinfarbenen Augen leuchten immer noch. Sie sieht Ben einen Moment an, doch dann lächelt sie, tritt mit schnellen Schritten an ihn heran und küsst ihn. Bitte was? Mir bleibt das Herz stehen und ich hab das Gefühl als würde es tonnenschwer in die Tiefe gezogen. Ben drückt sie vorsichtig von sich Weg und lächelt sie an. Was geht denn jetzt ab? "Was führt dich zu uns?" fragt sie ihn freudestrahlend. "Hast du mich vermisst?" Ben lacht leise und kratzt sich am Hinterkopf. "Etwas ja, aber ich bin hier um deinen Vater um einen Gefallen zu bitten." sie mustert ihn. "Ben, du kommst immer nur zu uns wenn du etwas willst..." ihr Blick fällt auf mich und wirkt herablassend. Was guckt die so blöd? Die hat gerade meinen Freund geküsst, ich sollte blöd gucken. Okay, einen Gang zurück O'Brain, Ben ist NICHT dein Freund. Noch nicht! "Wer ist die?" ich verenge meine Augen und sehe sie an. "Die heißt Robyn und wer bist du?" frage ich schnippisch bevor Ben antwortet kann. Er dreht sich mit großen Augen zu mir um aber ich ignoriere ihn. "Phoebe!..." sie sieht wieder Ben an. "Ist das deine Freundin?" "Ja." "Nein." wir antworten beide gleichzeitig. Phoebe grinst süffisant, mustert mich kurz wieder und sieht dann Ben wieder an. "Deine Kleine scheint sich da nicht so sicher zu sein wie du Ben." er dreht sich wieder zu mir um und ich sehe schnell an ihm vorbei. "Na gut..." sagt sie und gibt mit einer Kopfbewegung dem Wolf hinter mir zu verstehen das er ran treten soll. Der große dunkelbraunen Wolf stellt sich direkt neben mich. Ich sehe zu ihm rauf und er sieht mit seinen saphierblauen Augen zu mir runter. "..ich hoffe du bist schwindelfrei Schätzchen." ich sehe Phoebe wieder an. "Keine Sorge ich hab schon schlimmeres erlebt." sie lacht und verwandelt sich wieder in den schwarzen Wolf, geht in die Hocke und Ben steigt auf ihren Rücken. Eifersüchtig sehe ich den beiden zu. Ja steig auf ihren Rücken, hast schon sicherlich mehr mit ihr gemacht als nur auf ihrem Rücken zu reiten. Oh ja sie hat dich sicherlich auch geritten. Schluss jetzt, ich werde noch bekloppt. Der Wolf neben mir beugt sich vor, ich klettere rauf und ich kralle mich in seinem struppigen Fell fest. Als er los rennt bleibt mir die Luft weg. Sie sind unglaublich schnell und ich kann vom Bayou nichts mehr erkennen. Panisch kralle ich mich an ihm fest und schließe die Augen. Am besten gucke ich nicht hin. Mir jagt das Adrenalin durch den Körper und ich hab zugleich panische Angst runter zu fallen. Da fliege ich doch lieber auf Herkules. Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen bei der Erinnerung wie Alex mir diese wunderschönen Pegasus gezeigt hatte. Ich verdränge den Schmerz und öffne die Augen weil der Wolf langsamer wird. Vor mir macht sich eine richtige kleines Dorf breit. Wir gehen auf einem Weg entlang, rechts und links sind kleine Hütten und genau vor uns ein großes viktorianisches weißen Herrenhaus. Ich sehe rüber zu Ben der nachdenklich auf den Rücken von Phoebe sieht. Ich hoffe er hat gemerkt das mich sein Kuss mit ihr verletzt hat. Vor dem Haus bleiben sie stehen und Ben steigt ab, kommt zu mir und reicht mir die Hand. Ich sehe an ihm vorbei und hüpfe runter. Verwirrt sieht er mich an. "Das kann ich auch alleine." ich gehe an ihm vorbei und er atmet genervt aus. Die Wölfe verwandeln sich zurück in die Männer die sie eigentlich sind. Phoebe sieht mich grinsend an. "Wir sind Gestaltwandler, eine fast ausgestorbene Rasse...." sie geht voran und ich folge ihr die Stufen des Haus nach oben. "... es gibt nur noch unser Rudel hier in Amerika." sie drückt die Tür auf und wir betreten ein elegantes und von innen modernes Haus. Alles ist weiß und ich muss mir unweigerlich vorstellen was das für einen Sauerei es wäre wenn einer der Wölfe hier dreckig rumläuft. Ben und ich folgen Phoebe durch das Haus in ein Arbeitszimmer, hinter dessem Schreibtisch ein Mann mit grau meliertem Haar und den selben Augen wie Phoebe sitzt. "Benjamin." er steht auf und kommt um seinen Schreibtisch herum auf Ben zu. Er trägt einen edlen Anzug und sieht aus wie ein tüchtiger Geschäftsmann. Um seinen Hals trägt er ebenfalls eine Kette wie Phoebe. Er umarmt Ben und sieht ihn an. "Was führt dich zu mir mein Sohn?" "Ich benötige deine Hilfe Matt." er verzieht das Gesicht nachdenklich und mustert ihn. "Du kommst immer noch zu mir wenn du die Hilfe von deinem alten Freund brauchst. Und wer ist dieses wunderschöne Geschöpf an deiner Seite." er lächelt mich an und ich lächle verlegen zurück. Auch wenn er schon was älter ist, sieht er verdammt attraktiv aus. Ben dreht sich zu mir und lächelt mich kurz an. "Das ist Robyn, meine..." er zögert kurz. "Die Tochter des Zeus." Matt sieht Ben mit großen Augen an. "Das ist die Tochter des großen Zeus?" er nickt. Matt kommt staunend auf mich zu und reicht mir die Hand. "Freut mich dich kennenzulernen Robyn." ich reiche ihm meine Hand und er hält sie mit beiden Händen fest. Ich fühle mich plötzlich so nackt und das er mir direkt in die Augen sieht macht es auch nicht viel leichter. "Deine Energie ist bemerkenswert." ich nicke mit einem dankenden lächeln und er lässt mich los. "Dann sag mir doch was euer Belangen ist?!" er sieht mich an nicht Ben. Fragend sehe ich zu ihm rüber doch er zuckt nur die Schultern. "Ehm um ehrlich zu sein habe ich keinen blassen Schimmer weshalb Ben hier ist." Matt dreht sich zu Ben um. "Das ist aber unverschämt Ben. Du hättest sie wenigstens einweihen können." er sieht ertappt zu Boden. "Ich hätte ihr sagen sollen das du Immobilienmakler bist." "Ja das hättest du, sie kommt sich ziemlich dumm vor." oh ja und wie. "Also was willst du Ben? Ein paar Wölfe? Geld? Oder soll ich dich wieder aus irgendeiner Scheiße rausholen?" Ben grinst ihn an. "Nein ich habe mich gebessert. Ich brauche eine Immobilie." Matt lehnt sich an seinen Schreibtisch und verschränkt aufmerksam seine Arme vor der Brust. "Eine Immobilie?" Ben nickt. "Was hast du dir da vorgestellt?" "Eine deiner Herrenhäuser? Wir brauchen viele Zimmer." Matt zieht eine Augenbraue hoch. "So teure Häuser kann ich dir nicht einfach so überlassen." Ben geht auf ihn zu. "Bitte Matt wir brauchen eins. Du hast sicher welche." "Benjamin, weißt du was für Kosten auf mich zu kommen wenn ich euch das Haus überlasse?" ich sehen abwechselnd zwischen den beiden hin und her. "Ich weiß aber ich würde dich nicht bitten wenn es nicht wichtig wäre." "Was ist wenn ich das Haus kaufe." werfe ich ein. Matt, Phoebe und Ben sehen mich kurz verwundert an und dann fangen sie an zu lachen. Bis auf Ben, der mir mit seinem Blick zu verstehen gibt das ich das lassen soll. "Schätzchen mit Drachmen kannst du hier nicht zahlen." wirft mir Phoebe schnippisch an den Kopf. Ich sehe sie genervt an. "Ich meine echte amerikanische Dollar." ich sehe Matt wieder an. "Ich hab genug Geld, ich kaufe ein Haus." Matt sieht mich staunend an. "Hast du ein Limit?" ich zucke mit den Schultern und sehe ihn ernst an. "Geld spielt keine Rolle vertrauen sie mir." er lacht und sieht Ben an. "Ich mag sie." er steht auf und geht zu einem Miniatur Model der Stadt. "Na gut komm her..." ich gehe zu ihm und sehe auf die Stadt. "Ich gehe mal davon aus das ihr etwas außerhalb der Stadt sein wollt wegen eurerFähigkeiten." er zwinkert mir zu. "Wenn das möglich ist, ja. Zumal wir mehr als Zehn Schlafzimmer benötigen und wir brauchen Wasser am besten direkt am Grundstück." Matt sieht mich staunend an. "Klare Vorstellungen, verstehe." er lässt seinen Blick über das Model schweifen und zeigt dann auf ein Grundstück direkt am Bayou, außerhalb der Stadt. "Das Herrenhaus hat zwölf Schlafzimmer und sollte für eure Bedürfnisse voll und ganz ausreichen..." er dreht sich rum zu Ben. "Wenn ihr wollt dann kann ich ein paar meiner Jungs zur Patrouille an eurem Haus vorbei schicken?" Ben nickt. "Das wäre sehr nett, danke." antworte ich. Matt sieht mich wieder an und lächelt. "Alles klar, dann machen wir die Papiere fertig." ich nicke und wir drehen uns um. "Phoebe, Ben ich bitte euch das sind Geschäfte zwischen mir und dieser zauberhaften Halbgöttin, wartet bitte draußen." sie nicken und gehen. Mir ist gar nicht wohl dabei das Ben jetzt mit dieser Phoebe alleine ist. Verfluchte Eifersucht. "Setz dich Robyn." er hält mir einen Stuhl hin, ich setze mich und er setzt sich wieder hinter seinem Schreibtisch. Während er die Papiere fertig macht kann ich mich vor neugier nicht mehr zurück halten. "Darf ich fragen woher sie Ben kennen?" Matt grinst mich an. "Ich bin Matt, Robyn du brauchst nicht so förmlich sein..." verlegen lächele ich ihn an. "Ich habe Ben kennengelernt da war er gerade sechszehn und mit seinem Bruder Simon auf der Jagd nach einer Harpyie hier in New Orleans...." verwirrt sehe ich ihn an. Sein Bruder Simon? Matt sieht zur Seite und wirkt in traurigen Erinnerungen. "Die beiden haben meine Frau und meine Tochter vor anderen Jägern gerettet, danach hatten sie etwas gut bei mir. Seitdem war Ben immer mal wieder hier, war auch mal eine Zeit lang mit meiner Tochter zusammen." ich sehe nach unten auf den Boden. Matt schweigt kurz. "Robyn..." ich sehe auf. "Das zwischen den beiden ist sehr lange her..." verlegen sehe ich an ihm vorbei. "Verstehe." ich spüre Matts intensiven Blick. "Er mag dich Robyn, sehr sogar sonst hätte er dich nicht mit hier hin genommen. Er will dich an seiner Welt mit teilhaben lassen." ich sehe Matt an. "Nur habe ich das Gefühl das er mir sehr viel seiner Welt verschweigt..." er sieht mich fragend an. "Ich wusste nichts von einem Bruder, nur von einer Schwester." Matt zieht eine Augenbraue hoch. "Eine Schwester? Du meinst Sarah?" ich nicke. "Sie ist nicht seine Schwester. Sarah ist die Tochter der Persephone, Hades hat sie adoptiert." verwundert sehe ich ihn an. "Ben hat nur seinen älteren Bruder Simon gehabt. Sie hatten die gleiche Mutter und ihre Verbindung war sehr stark." "War?" frage ich vorsichtig, wohl wissend das ich die Antwort schon kenne. Matt sieht mich traurig an. "Simon ist gestorben vor ein paar Jahren." er blinzelt kurz. "Aber das soll dir Ben selbst sagen. Lass ihm etwas Zeit." ich nicke. "So..." er reicht mir die Papiere. "Jetzt noch deine Unterschrift und dann steht eurem neuem Heim nichts mehr im Weg." ich lächle ihn an, nehme den goldenen Kugelschreiber den er mir überreicht und unterschreibe. Tja, jetzt habe ich mein eigenes Haus, in New Orleans. "Wunderbar, aber eins noch, du musst viel Arbeit reinstecken." ich zucke mit den Schultern. "Dann ist es ja gut das wir eine Hobby Innenarchitektin dabei haben." er lacht ebenso wie ich. "Treffen wir uns doch gegen vier am Haus und ich überreiche euch die Schlüssel?" ich nicke und wir stehen auf. "Sehr schön." ich verlasse sein Arbeitszimmer und stoße fast mit Ben zusammen der an der Tür gelauscht hat. Verwundert sieht er mich an. "Wir können gehen." er nickt und folgt mir aus dem Haus.

Robyn Die Tochter der Götter Band 4 #wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt