Flugangst.

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Ich stieg aus dem Bus. Der Wind der mir durch die braun gelockten Haare wehte, roch nach Benzin. Es war 7 Uhr am Morgen und die drei stündige Busfahrt hatte meiner Müdigkeit keinen falls Linderung verschafft. Ich war ein bekennender Langschläfer. Als der Busfahrer die Koffer aus dem Gepäckraum lied, schnappte ich mir meinen Trolli und schlurfte in Richtung Flughafeneingang.

 Im Flughafen hielt ich nach der Schlange für die Gepäckaufgabe Ausschau und fand diese auch nach einigen Minuten. Ich hasste es zu warten. Gott sei Dank kam ich dann doch relativ schnell an die Reihe. Müdigkeitstrunken zeigte ich Flugticket, LA nach London, und Reisepass, ordnungsgemäß vor. Die Frau am Schalter lächelte mich steif an: „Es tut mir Miss Morel, aber ihr Flug ist leider überbucht.“ Ich runzelte die Stirn, „überbucht?“ fragte ich. Die Frau am Schalter hob eine perfekt gezupfte Augenbraue, „Ja, überbucht. Ich werde mal schauen ob sich da was machen lässt.“ Miss-perfekt-gezupfte-Augenbraue hackte auf die Tasten ihres Computers ein. Runzelte die Stirn und hackte dann noch einmal. Das ganze kam mir ewig vor. Anschließend lächelte sie zufrieden und wählte schnell eine Nummer auf dem bereit liegenden Telefon. Nach einer kurzen Absprache am Telefon, verkündete sie mir stolz: „Sie wurden upgegradet, in der Acconemy class war ihr Platz durch einen Buchungsfehler doppelt vergeben. Sie fliegen jetzt Business class“. Sie zerriss das alte Ticket und drückte mir ein neues in die Hand. Die anschließende Gepäckaufgabe und die danach folgende Sicherheitskontrolle verliefen schneller als gedacht. Ich hatte noch eine Stunde Aufenthalt an meinem Gate. Schnell hatte ich eine Bank gefunden, auf der ich es mir mit meinem Handgepäck gemütlich machen konnte. Ich kramte mein Handy aus meiner Tasche und öffnete Twitter. Süchtig wie ich war, checkte ich erst mal die Tweets meiner Freunde und steckte es dann wieder weg. Ich seufzte und sah mich auf meinem Gate um, links von mir schimpfte ein Vater mit seiner Tochter, da neben saßen ein paar Rucksacktouristen mit Dreadlocks auf dem Boden, ein paar Meter weiter alberten fünf Jungs, die mir irgendwie bekannt vorkamen, laut herum, die von zwei ungefähr zwölfjährigen Mädchen unverhohlen angeglotzt wurden. „Oh mein Gott!“ kreischte eines der Mädchen und rannte dann, mit dem anderen Mädchen, auf die Gruppe zu. Das Gespräch der sieben konnte ich nicht verstehen. Ich wollte auch gar nicht, obwohl mir das Verhalten der zwölfjährigen suspekt vorkam. Ich wandte den Kopf ab und suchte das Gate nach einer Toilette ab. Mal sehen was die dreistündige Busfahrt mit meinen Haaren angestellt hatte. Ich ging an den Rucksacktouristen vorbei in Richtung der ausgeschilderten WCs. Mit dem Ellenbogen drückte ich die Klinke hinunter und trat in den gefliesten Raum der Mädchentoilette. Ich legte meine Tasche auf den Waschtisch und drehte den Wasserhahn auf. Genüsslich hielt ich meine Hände unter den warmen Wasserstrahl und spritzte mir dann ein bisschen was davon in mein Gesicht um die Müdigkeit zu vertreiben. Ich musterte mich im Spiegel, meine blass blauen Augen waren ungeschminkt und um die kurze Nase herum sah ich wie gewöhnlich etwas blass aus. Ich zupfte meinen weißen Sweater zu recht, nahm meine Tasche und ging zurück zu meiner Bank am Gate. Der Vater war inzwischen mit seiner Tochter verschwunden, doch die Jungs und die Rucksacktouristen die mir eben schon aufgefallen waren, standen noch an ihrem vorherigen Platz. Ich holte mein i-Pod hervor und steckte die Stöpsel in die Ohren. Die ersten Töne des Liedes why´d you only call me when you´re high klangen in meinen Ohren, als ich auf Play drückte. Ich lächelte, es war mein Lieblingslied. Ich schaute auf und sah, dass mich einer der fünf Jungen, die gerade noch so herumgealbert hatten, anschaute. Unter einer grauen Beanie schauten ein paar verwuschelte locken hervor und seine grünen Augen schauten direkt in meine. Der Junge lächelte und bevor ich mich daran hindern konnte lächelte ich zurück. Es war ansteckend. Er schaute mich weiterhin an, sodass ich meinen Blick abwandte.

 „Die Passagiere des Fluges 73 LA nach London werden gebeten sich für das Boarding bereit zu halten“ Ich zog mir einen Stecker aus den Ohren um die nächsten Ansagen besser hören zu können. Ich war Business class und musste daher als erstes einsteigen. Ich stand nervös auf, Ticket und Pass in der rechten Hand und in der linken meine Tasche und den I-pod. Ein wenig beladen kam ich mir vor.

Knowing you (Harry Styles ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt