Kapitel 10

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Und er schaffte es Mal wieder, diesen Moment zu zerstören.
,,Du bist ein Kerl, oder?"
Ich sah ihn an, er lag immer noch dort mit geschlossenen Augen.
,,Was?"
,,Oder bist du 'ne Transe?"
Ich wurde ein wenig wütend, stand ruckartig von ihm auf.
Er öffnete seine Augen.
,,Was willst du damit sagen?!",knurrte ich.
,,Ruhig Blut, Reece.",grinste Mars nur.
Ich wollte etwas sagen, jedoch drehte mich um um loszugehen, dann entschied ich mich doch, es zu sagen.
,,Weißt du eigentlich, wie scheiße du bist?!",jaulte ich fast auf.
,,Klar."
Ich ignorierte Mars. Stattdessen ging ich auf ihn zu, er saß aufrecht dort.
,,Du machst immer alles kaputt! Manchmal habe ich das Gefühl, du würdest nett sein, und dann zerstörst du alles! Ich... Ich kann das nicht! Wieso machst du das?!",brüllte ich ihn an.
,,Oh."
,,Oh?!"
,,Ich meine: Sorry.",korrigierte Mars sich. 
,,Du findest das lustig."
Mars versuchte, sein Grinsen zu unterdrücken.
,,Nein!"
Ich sah ihn mit erhobener Augenbraue an.
,,Vielleicht ein bisschen.",fügte er hinzu.
,,Hör auf damit!"
Als er nichts sagte, meinte ich:,,Vielleicht bin ich ja ein Kerl."
Mit diesen Worten drehte ich mich um, Mars folgte mir.
,,Wir sind gleich bei den Fallen angekommen."
Ich nickte nur. 
Kurze Zeit später zog Mars mich plötzlich an der Schulter zurück.
Ich schaute auf den Boden.
Dort lag ein kleines Tier, mit braunem Fell und langen Ohren. Tot. Es war tot. Scharfe Seile gruben sich in sein Bein.
Ich sah Mars an.
,,Was ist?",fragte er nur und nahm einen Beutel aus seinem Rucksack.
Ich antwortete nicht, Mars nahm das Tier aus der Falle und stopfte es achtlos in den Beutel.
,,Sag nicht, dass du dich jetzt entschlossen hast, Vegetarierin zu werden.",schnaufte Mars.
Ich schüttelte den Kopf.
,,Ich habe nur eine grandiose Idee."
Mars sah hockend zu mir hoch.
,,Hoffen wir Mal, dass sie grandios ist."
,,Wir könnten diese Tiere züchten!",präsentierte ich stolz meinen Einfall.
Mars runzelte die Stirn.
,,Eigentlich keine schlechte Idee, aber wir müssten erst zwei solcher Tiere fangen, lebendig, und hoffen, dass sie nicht vom selbem Geschlecht sind."
,,Habt ihr denn auch Fallen, wo die Tiere nicht direkt gekillt werden?",murmelte ich augenverdrehend. Durch den Anblick des Kadavers ist mir schlecht geworden.
,,Klar."
Mars kletterte mit Leichtigkeit einen Baum hoch, nahm einen aus Garn gestricktes Netz mit einem noch kleinerem Tier darin hervor. Er sprang vom Baum, hockte sich hin und legte das Tier auf seine Knie. Es bewegte sich leicht, stupste gegen Mars' Finger. Mars streichelte seinen Kopf, machte Shhht.
Ich hockte mich hinter ihn, um das Tier besser zu betrachten.
Dann hielt Mars mir einen Dolch hin.
Ich sog scharf die Luft ein, nahm die Hände vor meinen Mund.
,,Ich kann das nicht.",sagte ich heiser.
Mars hatte seine ganze Aufmerksamkeit dem Tier geschenkt, und hielt mir das Messer hinter seinem Rücken hin, als wüsste das Wesen, was das ist. Dann erklärte er mir nur gedämpfter Stimme:,,Es ist ganz einfach. Du musst einfach durch den Hals stechen, als würdest du-"
,,Ich meine, ich will das nicht.",flüsterte ich fast.
Nun blickte er mich an.
,,Also gehörst du doch in die Küche.",entschied Mars gehässig.
Ich wurde zornig, zog ihn am Hals zurück, er landete auf dem Rücken, keuchte auf.
,,Ich gehöre Nirgendwo hin. Und erst recht nicht, wenn du es mir befielst.",zischte ich.
,,Lass mich los.",spuckte er mir finster ins Gesicht.
,,Nein! Immer willst du über jeden bestimmen und-"
,,Ja, verflucht! Das ist meine Aufgabe, ich bin Anführer! Ich muss bestimmen! Und ich werde keine Ausnahmen für irgendeine Göre machen!",brüllte er.
,,Die Ausnahme hast du schon gemacht, als du mich auf die Jagd genommen hast!"
,,Und es war ein Fehler! Also nimm deine dreckigen Pfoten von mir!"
,,Du kommst einfach nicht damit klar, dass-"
In dem Moment nahm Mars Schwung und schleuderte seine Füße in meine Richtung, sodass sein Körper mitzog.
Nun stand er vor mir, voll Wut. Ich wollte gerade aufstehen, als er stolperte und mit voller Wucht gegen mich fiel.
Ich versuchte, nach hinten auszuweichen, als ich plötzlich spührte, dass unter meinem Rücken keine Erde war. Da war nichts.
Mars hielt mich an meinem Oberteil fest, sodass ich nicht den Hang hinunterstürzte.
Ich drehte mich um, sah einen steilen Anhang, der mit Gras bedeckt war, unten ein riesengroßes Maisfeld.
,,Entschuldige dich.",höhnte Mars voller Macht.
,,Hättest du wohl gern."
Mars ließ mich ein Stück los.
,,Bist du sicher?",grinste er.
,,Immer."
In diesem Moment trat ich gegen sein Bein, er verlor das Gleichgewicht und stürzte mit mir den Hang hinunter.
Wie eine menschliche Kugel rollten wir hinunter, manchmal war ich oben und kurz darauf spührte ich wieder weiches Gras unter meinem Rücken. Ich fing an zu lachen, das machte Spaß, und Mars stimmte ein.
Schließlich kamen wir unten an.
,,Ich will nochmal!",kicherte ich.
,,Du bist echt gestört.",grinste Mars und gab einen belustigten Laut von sich.
,,Ach, und du nicht?",sagte ich und Mars hielt mir die Hand hin, damit ich aufstehen konnte. Dann kam er mir näher, pflückte kleine Äste aus meinem Haaren.
,,Nein, Reecey.",flüsterte er in mein Ohr, ,,Bin ich nicht."

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