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"Und das ist eure neue Schülerin", legte mir mein neue Tutor die Hand auf die Schulter.
"Möchtest du dich vorstellen?"
Ich nickte. "Mein Name ist Luna, ich bin siebzehn und werde mit euch den Abschluss machen, wenn alles gut läuft. Ich komme aus einer Kleinstadt namens Aquasol hier in der Nähe."

Der Physikleistungskurs sah mich nur schweigend an. Neunzehn Augenpaare musterten mich.
"Du darfst dich zu Emma setzen", deutete Herr Sacher.
Ich nickte und tat es.
"Nun, holt eure Bücher heraus und lest euch zum erinnern die Seiten über Einzelspalt, Doppelspalt und Gitter durch. Achtet dabei aber auf den Unterschied beim ESP mit dem Minimum."
Meine Sitznachbarin legte ihr Buch zwischen uns.
"Um ehrlich zu sein", vernahm ich ihre nervöse Stimme, "bin ich keine der Überflieger hier. Ich kann dir zwar gerne meine Unterlagen von der elften Klasse geben, aber..."
Ich schenkte ihr ein Lächeln. "Das ist kein Problem. Wir können ja gemeinsam für die erste Klausur lernen."
Ihre Augen strahlten.

Gemeinsam lasen wir uns die drei Doppelseiten durch. "Wenn ihr fertig seid, redet mit eurem Sitznachbar noch einmal über die Unterschiede."
Auf die Anweisung hin begann leises Gemurmel.
"Um ehrlich zu sein... Ich hab es nicht so ganz verstanden..."
"Soll ich versuchen, es zu erklären?"
Sie nickte.
"Fangen wir mit dem Einzelspalt an. Das Licht des Lasers fällt auf einen Spalt. Als ein Bündel kann es ja schlecht ein Interferenzmuster ausbilden. Deswegen teilen wir das Licht in zwei Bündel. Verstanden soweit?"
Sie rollte auf mein Lächeln hin amüsiert die Augen.

"Der erste Strahl des ersten und des zweiten Bündels haben dabei einen Gangunterschied von λ/2. -"
"Was?"
"Eine Welle fängt mit einem Bogen nach oben an, bevor dann einer nach unten kommt, okey? Wir haben ein Maximum hier oben und ein Minimum hier unten. Dann treffen sich Welle und x-Achse dreimal. Beim Ursprung, zwischen den beiden Bögen und am Ende. Es ist eine Sinusfunktion."
"Das weiß ich noch!", freute sie sich.

"Eine ganze Wellenlänge bezeichnet man als Lambda, mit diesem griechischen Buchstaben  λ. Eine halbe Wellenlänge heißt dann..."
"Nur ein Bogen nach oben, bis zur Mitte der ganzen Welle"
"Genau"
Wir besprachen noch den Rest mit dem großen und kleinem Dreieck, bevor wir noch ein paar Experimente dazu machten.
Vier aufsteigende Töne, die verdächtig einem gebrochenen Akkord glichen, beendeten den Unterricht.

Ich verstaute meinen Block und Stifte in meine Tasche. "Luna, du kannst dir deine Bücher mit Emma in der Mittagspause abholen."
"Danke, Herr Sacher."
Emma bat mich um meinen Stundenplan. Dabei sah ich mir die anderen aus meinem Kurs an. Es herrschte ein 1:1 Verhältnis von Junge und Mädchen. Das war sehr interessant.
"Wir haben gleich noch zusammen Englisch und Bio!", freute sich Emma.

"Dann können wir ja -", wurde ich vor der Tür im Flur von einem aufgeregten Mädchen, welches auf Emma zulief, gestoppt.
"Emma, wir haben in unserem Deutsch-LK einen neuen Schüler! Der ist voll heiß und noch Single!!!"
Einer der letzten Jungs stützte sich hinter mir an einer Wand ab. "Ganz ruhig, Lisa. Er könnte ja auch ein Player sein, dein armes kleines naives Herz könnte darunter leiden", spottete er mit einer aufgesetzten mitleidigen Geste.

Ich drehte mich auf dem Absatz um und funkelte ihn an. "Das ist nicht sehr nett von dir", fuhr ich ihn an.
Er zuckte kurz zusammen, bevor er mich abcheckte. "Du bist die Neue, da will ich mal nett sein. Leg dich nicht mit mir an, Sweety, ich bin sehr gefährlich." Er schenkte mir ein hinterhältiges Lächeln.
"Ach, das nennst du nett? Da fühle ich mich hier ja richtig zu Hause", mischte sich jemand ein. Alle unsere Aufmerksamkeit lag nun auf den blonden Typen, welcher auf der anderen Seite des Flurs lehnte.
Er sah wirklich gut aus, aber er war definitiv nicht mein Typ. Da fand ich den netten Typ hinter mir mit seinen blauen Augen -ich habe selber zwar auch blaue, aber dennoch mag ich blaue Augen voll- eher als anziehend.

Zwei Drogendealer und ein MissverständnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt