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Sie blieb stehen und seufzte: "Du könntest mich in Ruhe lassen... Aber das wirst du wohl nicht tun."
"Sweety, es tut mir verdammt nochmal leid, was auch immer ich getan haben soll. Warum quälst du mich so?"
"Weil du in bestimmten Kreisen verkehrst. Aber wo wir schon bei Quälen sind, fahr dein Motorrad nach Hause. Maftoa werde ich bitten, dich zu untersuchen."
Sie wandte ihr Gesicht von mir ab. Hatte ich...Mitleid gesehen? Warum?

Sie stieg in ihren Mini und fuhr weg. Ich tat, was sie gesagt hatte. Meine Tasche hatte ich sogar vorbildlich in mein Zimmer verstaut. Es klopfte an meinem Fenster. Vorsichtig öffnete ich und Maftoa hockte am Ast vor meinem Zimmer.
"Darf ich rein?", fragte sie höflich. Ich machte ihr den Weg frei.
"Vorab, an was genau von unserer Begegnung gestern Abend erinnerst du dich?", sprang sie geschmeidig in mein Zimmer.
Ich erzählte: "Fenstergeklopfe, du bist da rein. Ich lag auf dem Bett und lauschte, bewegungslos. Du hast irgendwas gesagt, mir was in den Hals gespritzt und fertig."

"Darf ich mir die Einstichstelle ansehen?", sah sie mich an. Ich konnte kaum ein Gefühl aus ihren braunen Augen lesen, legte aber den Hals zur Seite.
Sie trat vor mich. "Weißt du, Maftoa. Ich wundere mich, warum du so zurückhaltend bist. Sonst bist du nicht so verunsichert." Ich beobachtete, dass sie sich anspannte. Mit einem Seufzer sah sie mich an.

"Ich bin verunsichert, weil ich nicht weiß, warum du dich nicht erinnerst." Sie verzog ihre schwarzen Lippen zu einem Strich. Es glitzerte verräterisch.
"Du hast Folie auf den Lippen."
Sie biss die Zähne zusammen und ging zum Spiegel. Vorsichtig nahm sie eine dünne durchsichtige Schicht von ihren Lippen.
"Ich werde dich in mein Labor fahren. Das ist riskant, weil Fi dort sein Zeug holt. Wirst du die Augenbinde tragen und nichts anfassen?"

"Unter einer Bedingung."
"Sprich."
"Du hast die Wahl. Du erzählst, wer du bist oder lässt dich von mir flachlegen."
Sie starrte mich entsetzt an. "Dir ist bewusst, wie unverschämt das ist?!", zwang sie sich, ruhig zu bleiben. "Ich würde dir gerade so gern einen auf die Fresse geben."
"Warum tust du es dann nicht?"
"Weil ich gekommen bin, damit ich dich untersuchen kann. Nicht zum prügeln. Die Bedingung, die du stellen willst... Was für Alternativen gäbe es da noch?"

"Ein Kuss mit dir; eine Nacht mit Luna; dass Luna mir verzeiht; Wettgewinn-", zählte ich auf.
"Damit Luna dir verzeiht, musst du in erster Linie wissen, warum sie überhaupt sauer ist. Meintest du nicht", sie seufzte niedergeschlagen auf, "irgendetwas von einem Knutschfleck?"
"Du meinst, dass ich Luna einen verpasse?", fragte ich nach.
Sie nickte angespannt. "Jedoch kann es nicht heute geschehen. Luna würde morgens früh bei dir vorbeikommen. Und wenn ich dir einen Tipp geben darf: Sprich sie nicht auf gestern an."

Ich überlegte. Es war zwar nicht direkt das, was ich wollte... Aber auch ziemlich verlockend.
"Kann es sein, dass ihr beide nicht möchtet, dass Fi Wind davon bekommt?", vergewisserte ich mich.
Sie nickte. "Luna hat ihren Bruder zwar ganz doll lieb und so. Aber er kann halt sehr beschützerisch sein. Und solange ich nicht weiß, warum er dich nicht einfach umlegt oder lahmlegt, wäre es besser."
"Du meinst, er hätte mich wirklich einfach so aus dem Weg schaffen können?", vergewisserte ich mich.
"Wirst du mitfahren?", wechselte sie wieder das Thema. Ich nickte.

Maftoa war aus dem Fenster geklettert. Lunas schwarzer Mini hielt vor der Tür. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und sie fuhr los.
Eine Weile später hielt sie an einer verlassenen Straße. "Aussteigen."
Das tat ich. Maftoa stellte sich hinter mich und band mir eine Augenbinde um. "Es tut mir leid, dass ich dich außer Gefecht gesetzt habe", murmelte sie und strich sanft über meine Wunde.

Von ihrer Berührung bekam ich eine Gänsehaut, sie hatte nämlich kalte Finger. "Kannst du etwas sehen?", strich ihr Atem an meinem Ohr vorbei.
"Nein"
"Gut. Ich werde dich jetzt in den Wagen setzen." Maftoa nahm meine Hand und schob mich zum Beifahrersitz. Ich spürte, wie sie sich vorbeugte, um mich anzuschnallen.
Meine Tür knallte zu und etwas später auch die Tür auf der anderen Seite.
Maftoa fuhr weiter.

Zwei Drogendealer und ein MissverständnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt