Werdet ihr gebraucht?
Habt ihr euch das jemals gefragt?
Habt ihr das Gefühl, gebraucht zu werden?
Es ist okay, wenn es nicht so ist. Es ist in Ordnung, wenn ihr feststellt, dass dem nicht so ist, es euch aber nichts ausmacht.
Es spielt auch keine Rolle, wenn ihr selbst die Person seid, von der ihr gebraucht werdet. Ich schätze, etwas besseres kann einem gar nicht passieren.
Hauptsache ist, dass ihr das Gefühl habt, gebraucht zu werden.
Das ist alles.Ob ihr nun von eurer besten Freundin, eurer Mutter, eurem Vater, euren Geschwistern, eurem Partner oder von eurem Haustier dieses Gefühl vermittelt bekommt. Solange ihr glücklich damit seid, ist alles in Ordnung.
Und wenn nicht?
Dann hat man Pech. So wie sonst auch im Leben.Ich weiß, jeder definiert das Gefühl von »gebraucht werden« anders.
Ich fühle mich gebraucht, wenn ich ohne jegliche Zweifel weiß, dass ich unersetzbar bin, dass ich essentiell bin für das langfristige Wohlbefinden einer Person.
Wenn ich ganz einfach unverzichtbar bin.Fühle ich mich, als wäre ich unverzichtbar?
Hah.Wie schön muss es sein, die aufrichtigen Worte »Ich brauche dich« zu hören und »Ich kann nicht ohne dich leben, weil ich ohne dich nicht leben will«.
Na gut, ganz so extrem muss es vielleicht dann doch nicht sein.Ich glaube, ein ganz wesentliches Problem ist, dass wir allesamt so erzogen werden, dass wir so unabhängig wie möglich bleiben sollen. Und wisst ihr, ich glaube selbst, dass es stimmt, dass es wichtig ist. Von klein auf wurde mir immer wieder das eingebläut.
Aber wissen wir auch, wo das hinführt?
Zur Isolation.Ein jeder von uns kapselt sich selbst ab. Aus Angst, verletzt zu werden. Wir versuchen unter jeden Umständen zu vermeiden, abhängig zu werden. Denn was könnte es schlimmeres geben, als auf eine andere Person angewiesen zu sein?
Manchmal kann man sich nicht dagegen wehren, gegen die Macht, die eine Person auf einen ausübt.
Doch für gewöhnlich geht heute keiner mehr freiwillig das Risiko ein, sich auf jemanden in diesem Sinne einzulassen.
Wieso sollte man auch? Wer wäre schon so erpicht darauf, verletzt zu werden?Ich fühle mich einsam.
Nicht nur, weil ich nicht das Gefühl habe, gebraucht zu werden, bzw. weil ich es weiß, sondern weil dieser Körper so einschränkend ist.
Ich bin die einzige Seele in diesem Körper.
Wenn ich Schmerzen empfinde, dann bin ich die einzige, die diese fühlt.
Menschen können noch so einfühlsam und empathisch sein, aber sie werden dennoch niemals verstehen können, wie ich fühle. Ich kann versuchen, es ihnen zu beschreiben, so ausführlich und detailliert wie möglich, aber es wird nichts ändern.
Sie sind sie, ich bin ich. Individuell. Individuelle Sichtweisen, die sich durch nichts beheben lassen.Es gibt keine Möglichkeit, unsere Seelen verschmelzen zu lassen, in einer übernatürlichen Weise, die über das körperliche hinausreicht.
Wir können andere Personen berühren, sowohl physisch als auch psychisch.
Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass wir alleine sind.
In diesem Körper.
Gefangene Seelen.
Eingeklemmte Flügel.
In einem Käfig.
Aus Fleisch und Knochen.Was tust du, um hin und wieder herauszubrechen?
20/10/2016, Donnerstag [13:25 Uhr]
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Spiegelwörter
Poesia"Ich ertrinke unter der Last der Worte. Sie begraben mich unter ihrem Ballast, ich gehe unter, würge, ersticke. Sie zerbrechen wie Glas in meinem Mund und ich verletze mich an ihren zersplitterten Teilen. Ich treibe verloren auf einem Meer der Bedeu...