Meaningless

68 9 6
                                    

Ich ertrinke unter der Last der Worte. Sie begraben mich unter ihrem Ballast, ich gehe unter, würge, ersticke.
Sie zerbrechen wie Glas in meinem Mund und ich verletze mich an ihren zersplitterten Teilen.
Ich treibe verloren auf einem Meer der Bedeutungslosigkeit und versinke darin.
Orientierungslos wirbele ich herum.
Verzweifelt versuche ich mich an irgendetwas festzuhalten, festzuklammern, Halt zu finden, nicht abzurutschen, aber alles, was ich versuche zu greifen, entgleitet mir.
Ich habe mich vor Jahren in den Worten verloren, habe vor Jahren meine Sprache verloren und sie nicht mehr wiedergefunden.
Ich habe vor Jahren komplett und vollständig jeglichen Sinn für Ordnung und Strukturierung verloren.
Versucht habe ich es. So oft. Immer und immer wieder. Ich habe versucht, mich in Wörtern wiederzufinden, die eigentlich nicht mir gehören, die nie mir gehörten, und ich werde keines finden, dass jemals mir gehören wird. Denn ich besitze sie nicht, keiner besitzt sie, kann sie besitzen. Ich weiß nicht, ob mich das stört.
Doch es treibt mich in den Wahnsinn, dass ich mich nicht mehr in den Wörtern wiederfinde, die aus mir herauspurzeln. Manchmal scheine ich es gar erzwingen zu müssen, dass sie überhaupt ihren Weg raus aus meinem von Chaos erfüllten Kopf finden.
Ich bin so unzufrieden, unzufrieden, unzufrieden.
Ich bin so frustriert, frustriert, frustriert.

Etwas hat mir die Sprache verschlagen, vielleicht nicht auf einen Hieb, vielleicht nur Stück für Stück, aber ich habe meinen Sinn dafür verloren, und ich habe unheimliche Angst das zu verlieren, was ich als einziges ansatzweise gut konnte.
Ich habe Angst das zu verlieren, was mich ausmacht.

Denn meine Worte sind so wirr und verschwommen, als würde man ohne Brille lesen, als hätte man einen schlechten Übersetzer benutzt, der die Worte in die falsche Reihenfolge bringt, die falschen verwendet. Als versuche man durch dichten Nebel hindurch ein Schild entziffern zu können, dass mit zu blasser Schrift geschrieben worden ist.

Die Stürme in meinem Kopf und in meinem Herzen wüten zu laut, als das ich noch verstehen könnte, was meine Worte mir zuflüstern wollen.
Orientierung und Ziel verloren, treibe ich ungesteuert umher.

Ich habe nichts mehr, wodurch ich leichter atmen könnte, nichts, was meine Seele ansatzweise von ihren Lasten befreit.

Meine letzte Chancen zu fliegen, wurde mir genommen.

Bedeutungslos, bedeutungslos, bedeutungslos.

Ich vermisse es, mir "meine" Wörter durchzulesen und mich darin zu erkennen, als würde ich in einen Spiegel blicken.

Meine Worte gehen unter in der Bedeutungslosigkeit, in der Leere, und ich versinke mit ihnen.
Jedes Wort, das ich in den Mund nehme, fühlt sich so schmutzig an, so dreckig und so benutzt, dass es mich anwidert, dass ich je zu sprechen gewagt habe.

Es sind so viele gewaltige Massen an Worten um mich herum, dass ich nur ein weiteres belangloses, unbeachtetes Staubkörnchen bin.

Nur angehaucht, und schon wieder vergessen.

03/03/2017 - 19:36 Uhr [Freitag]

SpiegelwörterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt