Du siehst mir ins Gesicht und sagst mir, du würdest nicht verstehen, weswegen ich nicht versuche, etwas an meiner Situation zu ändern. Du fändest es schade, dass ich mein Leben so wegwerfen würde.
Es ist mein Leben. Lass es mich leben, wie ich es leben möchte.
Ich sehe nicht ein, dass Menschen über mein Leben urteilen, wenn sie rein gar nichts darüber wissen. Ihr habt kein recht euch so einzumischen.Du sagst, du wüsstest nicht, wo du bei mir stündest, dass ich für dich noch immer ein Geheimnis sei, und das bei dir der Geduldsfaden allmählich "geplatzt" sei. Es tue dir leid, aber du wüsstest nicht mehr, was du noch für mich tun könntest.
Du drängst mich dazu, mich zu öffnen und es fühlt sich an, als hättest du eine geladene Waffe auf mich gerichtet und verlangst von mir mich der Welt zu offenbaren. Ich versuche dir zu erklären, dass eben alljene Dinge, die ich dir nicht erzählen kann dafür die Gründe sind, dass ich so bin, wie ich eben bin, aber du meinst nur, darüber zu reden könne mir womöglich helfen das zu überwinden und ein anderer Mensch zu werden.
Du versuchst mich gewaltsam aufzubrechen, wie eine Muschel, die eine glitzernde Perle enthält, neugierig, was mein Panzer so für Sachen bergen könnte. Dabei gehst du ohne Rücksicht auf Verluste vor. Lässt mir kaum Zeit, vielleicht von selbst meine Mauern zu senken.
Weißt du nicht, dass man sich Vertrauen verdienen muss? Dass da einfache Worte nicht ausreichen? »Du kannst mir vertrauen. Du kannst immer zu mir kommen, wenn du ein Anliegen hast und über irgendetwas reden möchtest. Ich dachte, das wüsstest du.«
Ich habe dir nie etwas anderes unterstellt. Aber nur weil da dieses Vertrauen besteht, erhalte ich keine Garantie dafür, dass ich auch verstanden werde. Und es gibt nichts schlimmeres, als sich mit einem Anliegen an jemanden zu wenden und nicht verstanden zu werden.
Ist dir noch nie in den Sinn gekommen, dass wir in derartig unterschiedlichen Welten leben, wie Tiefseefisch und Kolibri? Du schwebst irgendwo dort oben durch die Lüfte, genießt das Licht der Sonne auf deinem Gesicht, während ich hier unten alleine durch meine Dunkelheit stolpere. Ich versuche dir verständlich zu machen, dass man gewisse Dinge nur dann versteht, wenn man sie selbst erlebt hat. Allerdings möchtest du das gar nicht wirklich begreifen.
Du hast all diese Menschen um dich herum, die für dich da sind falls du es bräuchtest und ich möchte keineswegs neidisch wirken oder wie jemand, der einem nie etwas gönnen kann.
Doch all das sind die Dinge, die uns grundlegend unterscheiden.
All jene Dinge, die mich Tag und Nacht beschäftigen und mit denen du dich niemals konfrontiert sehen wirst. Wie also willst du mich in dieser Sache jemals wirklich verstehen?Ich verschwinde einfach, tauche unter und bin nicht mehr zu erreichen, was du nicht verstehst. Wenn ich ein Problem habe, kann ich es doch ganz einfach ansprechen.
Ganz einfach..
.
.Stimmt. Wieso bin ich da nur selbst noch nie drauf gekommen.
Ich denke, diese neue Erkenntnis wird mein Leben ab jetzt für immer grundlegend verändern. Ich muss die Dinge einfach nur ansprechen, dann werden sich die Probleme schon von alleine lösen. Reden hilft ja bekanntlich immer, nicht wahr? Natürlich auch, weil man immer und überall erhört wird. Und verstanden.
Dass mein Verschwinden einen Grund haben könnte, kommt dir nicht in den Sinn. Dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, als das mich jemand auf- und vom Gehen abhält. Jemanden, der mir zeigt, dass ich neben Verschwinden auch noch eine andere Option habe. Nämlich bleiben.
Dass ich vielleicht gerne jemanden hätte, der möchte, dass ich bleibe und der Angst davor hat, wenn ich gehe und sich darüber wundert wo ich abgeblieben bin, wenn ich fort bin.Du wirfst mir all diese Dinge an den Kopf und ich sitze nur da und lasse alles über mich ergehen, aber eigentlich weiß ich gar nicht wirklich, wie mir da in diesem Moment geschieht. Ob ich darüber weinen oder lachen soll.
Doch ich schaffe es. Ich mache meinen Mund auf und es kommen lauter Worte heraus, die ich mir selbst nicht abkaufe, die ich selber nicht verstehe und die von vorne bis hinten keinen richtigen Sinn ergeben.
Einfach, weil all deine Worte schon meine Seele aus meinem Leib geprügelt haben und ich eigentlich gar nicht weiß, wo mir überhaupt der Kopf steht. Träume ich das gerade bloß? Oder lebe ich diesen Augenblick gerade tatsächlich.
Wie kann man all diese Dinge nur zu jemanden sagen. Dir ist nicht einmal bewusst, was für einen Schaden du damit angerichtet hast, welch ein Chaos aus deinen Taten resultieren wird.
Wenn du nur wüsstest.
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Spiegelwörter
Poesie"Ich ertrinke unter der Last der Worte. Sie begraben mich unter ihrem Ballast, ich gehe unter, würge, ersticke. Sie zerbrechen wie Glas in meinem Mund und ich verletze mich an ihren zersplitterten Teilen. Ich treibe verloren auf einem Meer der Bedeu...