Da ist noch so viel, dass auf mich wartet.
Da müssen Weltmeere mit Schwertwalen von mir gesichtet, Berge von mir erklommen, Wolken von mir benannt, Regentropfen umarmt, Sonnenuntergänge von mir bewundert, Lieder um halb vier Uhr morgens laustark und aus vollen Hälsen von den höchsten Hochhäusern aus gesungen, sodass die ganze verdammte Stadt uns hören kann und Tänze getanzt werden, zu dem Beat, den mein Herz vorgibt. Bücher müssen noch gelesen, Filme noch gesehen, Musik noch gehört, Kunst noch bewundert und aus vollstem Herzen geliebt, gefühlt und gelebt werden. Ich muss doch noch lernen, was es bedeutet Liebe zu lieben und Hass zu hassen, und nicht umgekehrt.
Ich will mich doch noch in Farben verlieren, im Himmel untertauchen und im Ozean schweben.
Es warten Fremde darauf, von mir mit Blumen beschenkt zu werden, nur um ihren Tag ein wenig zu verschönern, Obdachlose, mit mir nicht nur ein gemeinsames Essen, sondern auch ihre Geschichte teilen zu können, Alpakas, die Bekanntschaft mit meinen vorsichtigen Händen zu machen, Menschen, die eine kostenlose Umarmung gut vertragen können.Und ich? Ich stehe da und warte darauf, dass die Ampel von rot auf grün schaltet. Darauf, dass mein Leben plötzlich lebenswert wird. Denn auch nach all den kläglich gescheiterten Versuchen meinem Leben selbst einen Sinn zu verleihen, bin ich noch immer hier und weiß nichts, aber auch rein gar nichts mit dem Präsent anzufangen, dass sich Leben nennt und dass mir ach-so großzügig einfach in den Schoß gelegt wurde.
Ich warte darauf, dass endlich ein Mensch in mein Leben spaziert gekommt - von mir aus kann er auch stolpern, Hauptsache er kommt heil an -, für den sich diese ganze Warterei gelohnt hat. Der nicht einfach nur da ist, um mein Leben zu ändern, sondern um mit mir mein Ändern zu leben. Gemeinsam.Ich will das alles, aber nichts will ich mehr, als einfach nicht mehr existieren zu müssen.
Denn wofür lohnt es sich all diese Erinnerungen zu sammeln, all diese Momente zu leben, wenn es niemanden gibt, mit dem man sie teilen kann.Also stehe ich einfach da und warte darauf, dass mein Leben an mir vorbeizieht. Dass der Abspann irgendwann ein Ende findet, und mein Ende endlich mich.
Ich hätte es geliebt, jemanden zu haben, mit dem ich all meine Freuden teilen kann. Vielleicht ist es gar nicht mein Problem gewesen, dass niemand zu meinen dunkelsten Stunden da war, sondern dass es keinen gab, der mir an hellen Tagen ein ehrliches Lachen schenken wollte, dass nur mir gewidmet war.
I just wanted someone to care
I just wanted someone to be thereMaybe then I would have been willing to live my life ...
17/05/2018 - Donnerstag [00:44 Uhr]
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Poetry"Ich ertrinke unter der Last der Worte. Sie begraben mich unter ihrem Ballast, ich gehe unter, würge, ersticke. Sie zerbrechen wie Glas in meinem Mund und ich verletze mich an ihren zersplitterten Teilen. Ich treibe verloren auf einem Meer der Bedeu...