Lass mich dir sagen, wie es zu jetziger Zeit ist in dieser Welt zu leben.
Wir starren mehr als den halben Tag lang auf Bildschirme, manche immer noch mit der Hoffnung lebend, eines Tages doch noch eingesaugt zu werden, nur um von der Bildfläche zu verschwinden und ihr Leben an einem anderen Ort als diesem weiterführen zu können.
Die Menschen knallen sich mit allem zu, Drogen, Alkohol, Sex, noch mehr Drogen, nur um eine Weile allem entfliehen zu können, nur um sich für einen Augenblick in ihrer eigenen Haut wohlzufühlen.Und ja, mag sein, all das Predigen und Verurteilen und Anklagen bringt nichts. Die Welt war schon immer schlecht, es gab schon immer irgendetwas auszusetzen, daran wird sich nie etwas ändern, denn diese Welt wird niemals perfekt sein.
Und dennoch - viele scheinen nur eine sehr vage Vorstellung davon zu haben, wie grau und trist und eintönig alles in Wirklichkeit ist.
Wir wollen es nicht sehen, wir wollen unsere Augen vor all dem Bösen in dieser Welt verschließen, solange es uns nicht selbst betrifft.»Das ist normal«, »Tja, so ist das Leben halt. Da kann man nichts machen« pflegt man zu sagen.
Und ich habe es satt. Ich will es nicht hören und ich werde es nicht akzeptieren.Diese Welt ist nicht grau, die Menschen machen sie grau. Und nur weil das seit ihrer Existenz der Fall sein muss, heißt es nicht, dass ich es akzeptieren muss. Ich weigere mich.
Immer schneller, immer weiter, immer höher, immer besser.
Immer kälter.
Immer einsamer.Es ist keine Seltenheit, seht euch doch nur um. Ihr könnt mir doch nicht erzählen, dass ihr keine Person kennt, der es nicht auch so geht. Und das ist nicht okay, man sollte es nicht einfach hinnehmen, weil es nicht normal ist und das war es auch nie. Das ist eine globale Lüge auf die sich alle kompromisslos und ohne weitere Fragen geeignet haben. Warum?
Nur weil man Angst hat alleine dazustehen? Nur weil man sich fürchtet aufzufallen, herauszustechen aus der eintönigen, langweiligen Einheitsbreimasse?Lasst mich euch nun die Wahrheit sagen:
Jeder fühlt sich allein. Jeder.
Was tun wir nicht alles, um uns nicht alleine zu fühlen. Wir trinken, bis jeder Baum unser bester Freund ist, wir rauchen, bis wir über den Wolken schweben, wir haben Sex, bis wir nicht mehr laufen können, wir nehmen dies, nehmen jenes, am besten alles gleichzeitig.
Und ihr könnt mich nicht anlügen, jeder tut es. Mag sein, dass es nicht bei jedem auf den ersten Blick auffällt. Manchmal muss man eben genauer hinschauen. Auch wenn diese Frau dort hinten nicht raucht, so heißt es nicht, dass sie keine Schuhe im Übermaß kauft, von Geld, dass sie nicht hat.
Vielleicht nicht immer, aber früher oder später tut es jeder im Leben. Klar, das mag normal sein, denn schließlich kann es einem nicht immer gut gehen.Der entscheidende Punkt aber ist, dass es die meisten von uns über eine schlechte Phase hinaus tun. Weil diese Phase einfach nicht mehr enden möchte. Diese Phase wird zu deinem Leben. Bis du es nicht mehr erwarten kannst, dass die nächste Eintritt.
Der Tod.Nein, eingestehen möchte das keiner, weder sich selbst, noch anderen Menschen. Denn Schwäche ist etwas, dass sich keiner leisten kann. Schwäche ist eine Schande.
So erzählt man sich.Also schweigt man sich lieber an, anstatt auszusprechen, was einen bedrückt.
Die Probleme lösen sich natürlich von alleine in Luft auf.
Selbstverständlich häufen sie sich auch nicht an, bis so viel Unausgesprochenes zwischen einem steht, dass man sich fremd ist, wie am ersten Tag.Man pflegt auch lieber oberflächliche Beziehungen. Nähe ist etwas Unerträgliches. Es steht gänzlich außer Frage, jemanden so nah an sich heranzulassen, dass er einen verletzen kann.
Und obwohl man so viel Zeit miteinander verbringt, kennt man nicht mal die Namen der Eltern des jeweils anderen.
Eigentlich kennt man gar nichts. Die unscheinbaren Kleinigkeiten fehlen.
Was sind die Songs, zu denen du weinen, lachen, tanzen musst? Was ist deine Lieblingsfarbe, und warum? Ich wette mit dir, als Kleinkind hattest du eine andere.
Mein Lieblingsteletubbie war Tinky Winky, und deiner?
Wie ist die Verbindung zu deinen Eltern?Das ist alles unwichtig. Hauptsache ich weiß, welchen Alkohol du am liebsten trinkst, welche Marke du am liebsten hast und welchen Club du regelmäßig aufsuchst.
Wir begraben uns unter tonnenweise Arbeit, um eine Ausrede zu haben, weshalb man nicht genügend Zeit mit Freunde und Familie verbringen kann, weil es etwas gibt, was man einfach nicht erträgt. Man flieht, Flucht ist alles was wir kennen.
Der Druck steigt stetig, alles muss schneller gehen, besser werden.
Was unterscheidet uns noch gleich von Maschinen? Ein schlagendes Herz?
Was nützt ein schlagendes Herz, wenn es nie Alarm schlägt.Ich weigere mich, verdammte scheiße, zu akzeptieren, dass es normal sein soll, sich im Alltag gegenseitig anzukeifen, anzurempeln, beiseitezuschieben, sich schlichtweg den Tag zu vermiesen, nur weil man es eilig hat, nur um bessere Leistungen zu erzielen.
Inwiefern soll es mich dazu bringen, besser zu arbeiten, wenn du mich anschreist und fertig machst?Zudem - soll das schon alles sein?
Wollt ihr mir allen Ernstes weismachen, dass ich nur auf dieser Welt bin, um zu arbeiten? Natürlich kann man sich kein Vergnügen leisten, ohne zuvor eine gewisse Leistung erbracht zu haben.
Aber was für ein Leben ist es denn bitte, wenn ich nach einer Woche Arbeit so gestresst bin, dass ich wieder vier Wochen Urlaub gebrauchen könnte?Wir werden in diese kalte Welt geworfen als ein rohes Stück Fleisch. Und wenn wir nicht aufpassen, werden wir zerfetzt, von den vielen hungrigen Haien, die im großen, weiten Ozean mit den ungeahnten Tiefen lauern.
So ist das Leben, für junge, sensible Menschen, die es einfach nicht auf die Reihe bekommen, ihre Haut zu stählern, egal wie oft sie schon durchbohrt wurde.
Und ihr wundert euch, warum wir all das nicht ertragen können.Hör auf, mich anzuschreien. Ich habe dir nichts getan.
Hör auf zu verlangen, dass ich fehlerfrei bin. Du bist es selbst nicht.
Hör auf mit dem Finger immer auf andere zu zeigen. Mach's selbst besser.
Hör auf Worte zu missbrauchen. Dafür sind sie nicht gedacht.Hör.
Einfach.
Auf.Buchstäblich.
Denn wenn du nicht aufhorchst, kann es sein, dass du sehr bald taub durch die Gegend läufst.
Und blind bist du sowieso schon.17/11/2017 - Freitag [15:26 Uhr]
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Spiegelwörter
Poetry"Ich ertrinke unter der Last der Worte. Sie begraben mich unter ihrem Ballast, ich gehe unter, würge, ersticke. Sie zerbrechen wie Glas in meinem Mund und ich verletze mich an ihren zersplitterten Teilen. Ich treibe verloren auf einem Meer der Bedeu...