Where is my mind?

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Irgendwer. Ist da irgendwer?

Ich schaffe es nicht. Ich schaffe es nicht, meine Dämonen zu besiegen.
So glaube mir doch, wenn ich dir sage, dass ich mehr als alles andere will, normal zu sein. Nur ein kleines bisschen. Und es ist mir egal, dass "normal" keine richtige Definition hat. Und es ist mir gleich, dass normal langweilig ist.

Geh einen Tag in meinen Schuhen. Sei einen Tag lang ich, sehe, wie ich, höre, wie ich, fühle, wie ich.

Lebe
Und sterbe
Wie ich.

Nur einen Tag.
Mit all diesen Stimmen in meinem Kopf. Mit all diesen grauenhaften Bildern und qualvollen Erinnerungen.

Und dann sag mir: Wie kann ich es schaffen?

Wie kann ich etwas schaffen, wenn ein Teil von mir es nicht einmal schaffen will, einfach nur aus dem Grund, weil er Angst hat zu scheitern? Weil dieser Teil von mir nicht mehr wagt zu hoffen und jeglichen Lichtschimmer verbannt und ablehnt, denn die Enttäuschung und das Gefühl des Versagens wäre nicht zu ertragen.

Ich weiß nicht, was ich hier schreibe, ich weiß nicht, warum. Diese düsteren Gedanken meinerseits, die ein Stück meines wahren Ichs offenbaren, sollte niemand zu sehen bekommen. Welchen Sinn hätte das.

Das Leben, ein Käfig, ein Gefängnis, die Verdammnis.
Die Hölle.

Ein jeder in seiner eigenen persönlichen Hölle gefangen, zum Leiden verdammt. Und wenn wir es einmal aus dem Käfig rausgeschafft haben, stoßen wir die anderen weg, herunter und nieder, zurück in das Loch, aus dem jeder emporgekrochen kommt. Bei dem Versuch, an diesen Mauern, die uns in unserem Gefängnis einsperren hochzuklettern, reißen wir uns gegenseitig in die Tiefe.

Ich leide, du leidest, er leidet, sie leidet.
Leid, Leid, Leid.
Überall.
Ich bin es leid.

Sag, wie kann ich es ändern? Wie kann ich wieder an das Gute in den Menschen glauben, wie kann ich neutral sehen, wenn schon nicht optimistisch?
Wann finden diese Gedanken je ein Ende, die mich bis hin in den Schlaf verfolgen?

Nein, ich will mich nicht dem Leben fügen, so wie es jeder andere tut, eben nur aus dem Grund, weil es jeder andere tut. Ich will nicht leben, um zu arbeiten. Ich will Spaß haben und lachen können, denn für solche Momente lebt man doch schließlich angeblich?
Den Gedanken, tagein tagaus immer und immer wieder dasselbe zu tun schreckt mich zutiefst ab und löst in mir Entsetzen und Furcht aus.

Schule. Lernen. Noch mehr lernen. Arbeiten. Sterben.
Ist das alles?

Jeden Tag ausgewogen essen, genügend trinken, treib ja Sport und Schlaf genügend. Lache viel, denn es tut dir gut.
Tu das alles, um gesund zu bleiben.

Es wirkt so primitiv.

Wir tun alles mögliche, um schön zu sein, um gesund zu sein, um reich zu sein.
Weil wir uns erhoffen davon glücklich zu sein?

Wieso ist mein Glück von so viel materialistischem abhängig?
Wieso bin ich glücklich, wenn ich mir das neuste, teuerste Smartphone kaufe, nur um im nächsten Jahr dann nach dem nächsten zu hetzen?

Schnell.
Alles geht so schnell.

Die Welt dreht und dreht sich und zieht an einem vorbei, dabei verlieren wir alles aus den Augen, sehen nur noch mit verschwommen Blick. Wir sind so fasziniert von allen möglichen verschiedenen Dingen, denn es gibt so viel zu sehen, dass wir gar nicht mehr wissen, wie man sich auf eine einzelne Sache konzentriert. Wie man den Fokus auf eine Sache richtet.
Und im Moment lebt.

Anstatt den Blick immer wieder nach links und rechts zu wenden, nach vorne und nach hinten, nach unten oder nach oben.

Wieso interessiert es mich so sehr, was der andere hat, wieso muss ich ständig vergleichen, wieso bin ich neidisch und eifersüchtig und wieso kann es mir nicht einfach egal sein, wieso kann ich nicht mein eigenes Leben leben und einen Scheiß darauf geben, was andere machen?
Wieso muss ich überhaupt erst nach den Meinungen anderer fragen, wieso reicht es nicht, wenn ich von einer Sache überzeugt bin, und was geht es dann andere an?
Wieso kann ich nicht aufhören an so absurde Sachen zu denken wie diese, wieso kann ich nicht aufhören in der Vergangenheit zu leben und vor der Zukunft wegzurennen, wenn meine Welt im Hier und Jetzt dadurch nur immer weiter in die Brüche geht und zu Staub und Asche zerfällt.
Wieso kann ich nicht aufhören nach Perfektion streben zu wollen, auf meine Fragen immer Antworten erhalten zu wollen, die es nie geben wird.
Wieso kann ich nicht aufhören so zu verabscheuen, wieso lassen mich diese Stimmen nicht in Ruhe, die mich überallhin verfolgen und mir immerzu ins Ohr flüstern.
"Du bist so hässlich".
"Siehst du nicht, wie dumm du bist?"
"Wie stellst du dich nur an".
"Oh Gott, wie peinlich".
"Wie kannst du nur so rumlaufen?"
"Schau, die da kann nichts und ist total dumm. Und noch dazu hässlich ..."
"Guck mal, was für eine Fratze die zieht".

HÖRT AUF MICH ANZUSEHEN

Nein, so hab ich nie sein wollen.
Und ich trage dieses Gesicht zur Schau, weil ich nicht durchschaut werden will.
Damit nicht jeder sieht, wie es darunter aussieht.
Ein Haufen Scherben, ein Haufen Müll.
Zerbrochen und wertlos.

Wieso kann ich nicht einfach akzeptieren.

08/08/2017 - Dienstag [19:01 Uhr]

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