Burn

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Flammen unbändigen Zorns züngeln über meine Haut, lecken an mir, kriechen aus den tiefsten Abgründen meines Seins hervor. Nichts gelüstet mich mehr, als um mich zu schlagen, zu kratzen, meine Nägel in Fleisch zu schlagen, mein Fleisch. Ich möchte meine Zähne in meinem Arm vergraben, nur, damit der Teufel in meinem Kopf aufhört mir zuzuflüstern. Will mit Dingen um mich schmeißen, Fenster einwerfen, den Spiegel vor mir mit meiner Faust zerschmettern.

Ich
Will
Blut
Sehen.

Und es wäre mein eigenes. Ich will all diesen aufgestauten Zorn in mir freilassen, in die Welt hinausschreien, nachdem ich ihn unzählige Male immer und immer wieder bändigen und in mir begraben musste.
Mein Körper bebt. Er zittert, wird von einem Beben nach dem anderen geschüttelt.
Ich möchte meinen Kopf sprengen. Ich will, dass es aufhört. Will diese Bilder loswerden. Diese Stimmen. Ich muss sie loswerden. Bevor ich die Kontrolle verliere.
Ich möchte diese Bilder von der Wand fegen, ich will meine Faust mit voller Wucht gegen die Wand rammen, damit sie aufplatzt, nur um einen Schmerz zu spüren, einen, der mich von dem Chaostanz, den die Dämonen in meinem Kopf abhalten, ablenkt.
Es ist ein Krieg, den ich ausfechte. Und es ist nicht das erste Mal. Gewiss wird es nicht das letzte Mal sein.
Ein Krieg, der mich völlig unvermittelt überrollt und den ich oft genug verloren habe.
Gegen mich selbst.

Ich spüre sie, sehe sie, wenn ich die Augen schließe: die Flammen, wie sie emporzüngeln, durch meinen Körper jagen und jede einzelne Faser meines Seins in Brand setzen.

Ich brenne.

Ich stehe lichterloh in Flammen. Die Welt geht unter.
Die Welt muss untergehen, denn ich will es so.
Mein Zorn will es so, denn wenn es ihm nach Chaos, Zerstörung und Weltuntergang gelüstet, dann wird ihm Folge geleistet.

Der Boden bricht auf, die Welt zerbricht, als ich meine geballte Faust mit aller Macht in die Erde ramme. Die Flammen schlagen mir entgegen, verschlingen mich, und ich werde zu einem Teil von ihnen.
Ich rase durch die Welt, niete alles um, jeden um, der sich mir in den Weg stellt. Ich lasse die Welt an meinem Zorn zerbrechen, an ihm untergehen, bis nichts mehr von ihr übrigbleibt. Rausche mit aller Gewalt über jeden einzelnen Zentimeter und begrabe sie unter Asche und Staub.

In meinen Gedanken.

Regiert dieses Chaos. Diese Bilder beherrschen meinen Kopf, drängen mich dazu sie in die Tat umzusetzen. Und ich bin drauf und dran. Ich will es, nichts will ich mehr. Es brennt in mir, mich zu bewegen, zu zerstören.

Aber noch immer kämpfe ich. Dagegen an. Gegen mich.
Verliere und gewinne
Teile von mir selbst
Reiße mich in zwei Hälften
Die eine will sterben
Die andere leben
Die eine töten
Die andere Leben retten
Die eine hassen
Die andere lieben
Die eine zerstören
Die andere erschaffen

Reiße die Welt auseinander mit meinen eigenen Händen, lasse jedes einzelnes Lebewesen auf diesem gottverdammten Planeten meinen Schmerz, meine Pein, mein Leid, meinen rasenden Zorn spüren. Er ist rot. Rot, rot, rot. Tot, tot, tot.
Er rauscht durch mich hindurch, wie eine nie enden wollende Energiequelle, die mich gleichzeitig aussaugt und jeglicher Kräfte beraubt, bis nichts, aber auch gar nichts mehr von mir übrig ist.

Der Zorn und die Trauer, der Schmerz sind wie die zwei Seiten der Medaille, die mich ausmachen.
Buchstäblich.

Denn sie knipsen mir mehr und mehr das Licht aus. Bis ich blind durch die Dunkelheit tapse.

Mit größter Mühe lege ich jede Unze Zorn in mir in den Stift in meiner Hand. Bündele diese unbeugsame Energie.

Die Macht, die mir durch diese Wut verliehen wird jagt durch meinen Körper und droht ihn zu zerreißen. Ich weiß nicht, wohin damit. Es ist zu viel.
Und wenn das alles vorbei ist, dann bleibt nur ein leeres, inhaltsloses Nichts zurück.


6/04/2018 - Freitag [00:35 Uhr]

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