#20
- Justin -
Verschlafen stöhnte ich, als mich das grelle Tageslicht, dass durch die Fenster fiel, mich dazu zwang, meine Augen zu öffnen und mich aus meinem Schlaf nahm. Ich schluckte, mein Hals war immer noch völlig trocken und ich rieb meine Augen. Als ich das Stechen in meiner Brust wieder spürte, sackte ich schmerzerfüllt zusammen und stöhnte frustriert. Ich lehnte mich wieder zurück, als mein Blick auf Kelsey fiel, die neben meinem Bett tief und fest schlief.
Der Anblick, wie sie da zusammengekauert auf dem offensichtlich ungemütlichen Krankenhausstuhl mit nichts als einer dünnen Wolldecke zugedeckt, die sie wahrscheinlich nicht wirklich wärmte, lag, erregte tiefstes Mitleid in mir. Ich beugte mich vor und rüttelte sie vorsichtig, um sie zu wecken, da ich das nicht mehr länger mit ansehen konnte.
»Babe,«, sagte ich heiser und sah sie an, als sie mich mit ihren klimpernden Wimpern einige Male anblinzelte und sich auf einmal abrupt aufrichtete und neben mir saß.
»Ist alles okay?«, murmelte sie verschlafen und schaute sich um, ob etwas nicht stimmte. »Ist irgendwas passiert? Brauchst du was?«
Ich konnte mir ein Lächeln wegen ihrem Drang, mir andauernd helfen zu wollen, einfach nicht verkneifen. »Ne, mir geht‘s gut, Baby, aber ich wüsste da schon einen Gefallen, den du mir tun könntest.«
»Undzwar?«, fragte sie und lächelte mich konfus an.
»Ich will, dass du nach Hause gehst und dich etwas ausruhst, bevor du noch so ausgelaugt bist, dass sie dich auch auch noch ins Krankenhaus einweisen.«
»Mir geht‘s gut.«, verteidigte sich Kelsey und verdrehte ihre Augen verärgert.
»Du warst den ganzen Tag hier. Du lebst ja schon quasi von Kaffee und dem Mist, den sie in dem Snackautomaten verkaufen.«, entgegnete ich ihr und versuchte, sie zu überzeugen. Es ist nicht gesund für sie, hier rund um die Uhr ohne Schlaf, geschweige denn vernünftigen Essen zu verbringen.
»Ich würde es nicht gerade Mist nennen; So schlimm ist es gar nicht...wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat.«, sagte Kelsey bedenkenlos und zuckte mit den Schultern, doch auch das überzeugte mich nicht.
»Wie auch immer, richtiges Essen kann man das trotzdem nicht nennen. Etwas frische Luft würde dir auch gut bekommen, wenn man bedenkt, dass du diesen Raum nur verlassen hast, um auf die Toilette zu gehen oder um eine Krankenschwester zu rufen. Du musst mal wieder raus gehen und die Sonne sehen, den Himmel...dich hier drin zu verschanzen macht es auch nicht besser. Für dich macht es das alles nur schlimmer.«
»Ich hatte genug frische Luft.«, sagte Kelsey und winkte abschätzig mit ihrer Hand. »Carly und ich sind vor ein paar Stunden zum Diner gefahren und ich bin auch einmal nach Hause gegangen.«, protestierte sie schmollend.
»Einmal.«, wiederholte ich. »Das ist es ja. Du machst dir einfach viel zu viel Stress.« Ich seufzte. »Wie kann das für auch nur einen von uns beiden gut sein, wenn du kollabierst, sobald ich wieder entlassen werde?«
»Ich will dich hier nicht alleine lassen...was wäre, wenn––«
»Nicht.«, unterbrach ich sie, bevor sie weiter redete. »Es gibt keine »was wäre, wenns«. Das schlimmste habe ich schon durchgestanden, hörst du? Mach dir keine Sorgen um mich. Mir geht es gut. Ich weiss nur nicht, ob es dir in ein paar Tagen noch gut gehen wird, wenn du so weiter machst.« Ich leckte über meine Lippen und atmete tief ein. »Ich will nicht, dass das ganze hier jetzt zu einem Streit wird. Mach einfach, was ich dir sage, okay?«
»Du liegst flach in einem Krankenhausbett und du findest trotzdem noch einen Weg, mein Leben zu kontrollieren.«, murmelte Kelsey scherzhaft und lächelte mich etwas zurückhaltend an, als sie aus dem Stuhl aufstand und sich streckte.
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