Dangers back <3 German Kapitel 1

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Kapitel 1 

„Der lokale Gangster Justin Bieber wurde heute entlassen, nachdem er drei Jahre in Haft verbracht hat. Der Teenager wurde unmittelbar nach seinem Mord an Lukas Delgado festgenommen–“ Ich schaltete den Fernseher aus und warf die Fernbedienung achtlos zur Seite, bevor ich tief ausatmete.

Den ganzen Morgen über waren Nachrichtenkanäle, Radioprogramme und Zeitungen überflutet von dem Trubel um Justin‘s Freilassung aus dem Gefängnis.

Währenddessen konnte ich an nichts anderes denken, als wie ich reagieren würde, wenn ich ihn nach drei Jahren das erste Mal wieder sehen würde.

Drei Jahre.

Allein diese Worte; Sie zu sagen, sie zu hören und sie zu lesen...es erschien mir nicht normal. Alles fühlte sich so irreal an, als ob es alles ein riesiger, grauenhafter Alptraum war und wenn ich mich kneifen würde, ich aufwachen würde und alles wieder normal wäre.

Ich würde mit meinem Freund und meiner Familie Zuhause am Esstisch sitzen und das leckere Essen genießen, über die Witze lachen, die wir uns erzählten und wir alle alle glücklich wären und das letzte Abendessen, dass so extrem eskaliert wieder gutmachen würden.

Aber nein, stattdessen wurde ich mit den Nachrichten über meinen Freund konfrontiert–derjenige den ich lieben und vertrauen sollte, egal was kommt–, der wegen eines Mordes in Haft genommen wurde.

Plötzlich wurde ich durch das Vibrieren meines Handy in meiner Hosentasche aus meinen Gedanken gezogen. Ich ignorierte das unbehagliche Gefühl, das sich in meinem Magen aufstaute und zog es heraus, um zu sehen, dass das Display mit den Worten „1 Neue Nachricht von: John“ erleuchtet war.

Mein Atem stockte und ich wischte mit dem Finger über das Display, um die Nachricht zu lesen, die sofort aufleuchtete.



Von: John

Bist du bereit?

Ich erstarrte und mein Herzschlag verschnellerte sich schlagartig, als mein ganzer Körper taub wurde und meine Hände schwitzig wurden. Das bin so gar nicht ich. 

Ich leckte über meine Lippen und schaffte es trotz meiner Aufregung ihm mit zittrigen Händen zurück zu schreiben.

An: John

Ja, ich bin bereit.



Einen Scheiß bin ich, höhnte mein Unterbewusstsein und verspottete mich mit einer enormen Menge von Zweifel und Aufregung, die sich im Nebel von all den Ängsten in meinem Bauch aufstaute.

Ich sollte fröhlich, entlastet und vor allem voller Vorfreude sein...

Aber warum fühlte ich mich gerade überhaupt nicht so?

Warum fühlte ich mich stattdessen verloren, beängstigt, enttäuscht und vor allem...verwirrt und orientierungslos?

Das Klingeln an der Haustür schallte durch das ganze Haus und dröhnte durch mein Trommelfell, als es mich aus meinen Gedanken zog und ich mit dem Kopf in Richtung Tür schnappte. Ein ungeduldiges Klopfen war an der Tür zu hören und dann wusste ich...es war soweit.

Ich biss auf die Innenseite meiner Wange, stand langsam auf und nahm mein Handy mit mir, als ich zur Tür ging.

In dem Moment, als ich sie öffnete, wusste ich, dass es jetzt kein zurück mehr gab. Ich atmete tief ein und drückte die Türklinke runter, bevor ich die Tür aufzog und Carly und John vor mir zum Vorschein kamen.

Ich konnte das Mitleid in Carly‘s Blick erkennen, denn sie wusste dank der unzähligen Nächte, in denen sie bei mir geblieben ist und ich mich bei ihr ausgeheult und immer wieder gesagt habe, wie leid es mir tut und dass ich von Anfang an auf sie hätte hören sollen, nur zu gut, wie es mir gerade ging. 

Zu sagen, dass ich verletzt war, wäre eine komplette Untertreibung. Meine Gefühle waren wie totgeschlagen. Ich war von Kopf bis Fuß betäubt und wusste nicht mehr, wie mein Leben weitergehen sollte, aber ich war auf dem Weg der Besserung und hatte langsam wieder gelernt, mich zu beherrschen.

Es hat mich wirklich eine Menge Kraft gekostet, mich wieder aufzurappeln und wieder auf den Beinen zu stehen, bis ich gehört habe, dass Justin nach seinen rechtmäßigen drei Jahren im Gefängnis wieder frei gelassen werden sollte.

John sah mich mitleidig an, denn er hatte aus erster Hand erfahren, wie ich mich gefühlt hatte.

„Alles okay bei dir?“, fragte Carly mich und brach damit die unangenehme Stille zwischen uns und kniff augenblicklich ihre Augen zu und verfluchte sich selbst in ihren Gedanken.

John legte einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich heran, um ihr mitzuteilen, dass sie lieber nichts mehr sagen sollte.

Ich gab ihr ein ironisches Grinsen und strengte mich an, nicht die Stirn runzeln zu müssen. „Mir geht‘s gut, Carls.“ Ich schloss die Tür hinter mir, bevor ich meinen Weg an ihnen vorbei manövrierte und den Weg, der zur Straße führte, hinunterging. 

Ich nickte zu den anderen Jungs, die im Wagen saßen und mich intensiv musterten, um irgendwelche Zeichen von Leid zu finden. Ich winkte ihnen verlegen zu und setzte ein müdes Lächeln auf, bevor ich mich umdrehte und sah, dass John und Carly hinter mir waren.

Sie ging an mir vorbei, öffnete die Tür und setzte sich auf die Rückbank, bevor ich mich neben sie setzte. Wir schlossen die Tür und Bruce trat auf das Gaspedal um in Richtung der Anlage der Justizvollzugsanstalt loszufahren.

Niemand von ihnen stellte Fragen, denn sie wussten die Antwort alle schon.

Ich wendete meinen Blick aus dem Fenster und die verschwommenen Bilder der Landschaft zogen meine Aufmerksamkeit auf sich und mein Geist verirrte sich in die Richtung der Erinnerungen aus der Vergangenheit.



„Ich will einfach nicht, dass dir was zustößt.“

„Wird es schon nicht.“

„Sag das nicht.“ Ich schüttelte mit dem Kopf. „Speis mich nicht mit Lügen ab.“

„Mache dich doch nicht–“

„Doch.“, betonte ich ernst. „Du bist nicht unverwundbar, Justin. Du magst vielleicht nicht von der Polizei untergebracht worden sein, aber es gibt bei weitem viel schlimmere und gefährlichere Menschen, die dich verletzen und dir schlimme Dinge antun können.“

Ich kniff meine Augen zu und versuchte, den Schmerz zu unterdrücken und verzweifelt versuchte, alles zu verdrängen.

„Kelsey...“

„Ich habe Angst.“, flüsterte ich. „Okay? Ich habe Angst, dass ich eines Tages einen Anruf von Bruce oder John erhalten werde und sie mir sagen, dass du tot bist.“



Ich biss auf meine Unterlippe und spürte, wie mich meine Gefühle überwältigten, weil alles was ich gesagt habe, all die Versprechen, die er mir gegeben hat, bei mir zu bleiben, waren nichts als Lügen.



„Verdammt, Kelsey...“, murmelte er. „Hör auf, so zu denken.“

„Wie kann ich es nicht tun?“ Ich sah ihn ungläubig an. „Falls du es noch nicht gemerkt hast, dein Leben ist ganz schön abgefuckt.“

„Denkst du, das weiss ich nicht?“, zischte er. „Aber ich gebe mein bestes, okay? Ich kann 

nicht einfach die schlimmen Dinge automatisch ausschalten. Glaub mir, wenn das gehen würde, dann hätte ich das schon längst getan.“



Ich lehnte meinen Kopf gegen das kühle Glas der Fensterscheibe und atmete ein paar mal tief ein und wieder aus, um mich zu beruhigen.



„Ich wünschte, ich könnte einfach normal sein und ohne Sorgen mit dir zusammen sein, aber das kann ich nicht. Nicht mit diesem Leben, das ich lebe.“



„Nicht mit diesem Leben, das ich lebe...“ Ich wiederholte seine Worte in meinen Gedanken und zuckte bei dem Gedanken daran zusammen. Ich leckte über meine Lippen und schluckte. Mein Magen zog sich krampfhaft zusammen und mein Herz pumpte schneller als je zuvor.

Meine Augenlider öffneten sich wieder und ich stöhnte leise, als das Tageslicht mich wieder blendete. Mein ganzer Körper fühlte sich schlapp an und ich hatte wahnsinnige Kopfschmerzen.



„Kelsey! Oh mein–Kelsey, du bist wach!“ Ich zog meine Augenbrauen zusammen, weil auf einmal so eine Dringlichkeit in ihrer Stimme steckte. Ich drehte mich um und sah, wie meine Mutter auf mich zugerannt kam und ihre Arme um meinen zerbrechlichen Körper legte, als sie mich fest an sich schmiegte. „Danke, Gott.“

Sie weinte in meine Schulter und streichelte meinen Hinterkopf mit ihrer Hand.

Ich hielt mich an ihr fest und war verwirrt, weil ich auf einmal nicht mehr wusste, was los war. 

„Mama...“ Ich verlor mich in meinen Gedanken und sah auf, um meinen Vater und Dennis zu sehen, die mich ganz benommen anstarrten.

„Was ist hier los?“, murmelte ich.

Ich bemerkte erst jetzt, wie rot ihre Augen waren und was für Augenringe sie hatten.

Ich schluckte und ließ meine Mutter los. Als ich mich umsah, erschrak ich. Die weißen Wände, das medizinische Equipment, Maschinen, Blumen auf dem Nachttisch...ich war im Krankenhaus. 

„Mama, Papa...warum bin ich hier?“ Ich leckte über meine trockenen Lippen und meine Stimme war wegen dem Mangel an Flüssigkeitszufuhr vollkommen heiser.

„Trink erst mal etwas Wasser, Liebling.“ Sie nahm ein Glas, das neben dem Bett stand und goss etwas Wasser ein, bevor sie es an meinen Mund hielt und mit ihrer anderen Hand mein Kinn hielt, bevor sie das Glas langsam kippte, sodass ich daraus trinken konnte.

Ich schluckte die kühle Flüssigkeit hinunter und stieß einen erfrischten Seufzer aus, bevor ich meine vorige Frage wiederholte. „Mama...?“

Ihre Augen verdunkelten sich und ein Blick von großem Mitleid ließ meinen Magen sich schmerzvoll zusammenziehen.

"Es tut mir so leid.", flüsterte sie.

„Um Himmels Willen, Melissa!“, brüllte mein Vater und schob sie beiseite, als er energisch den Kopf schüttelte. „Wir haben das doch schon diskutiert.“, zischte er durch seine zusammengebissenen Zähne und seine Augen verdunkelten sich vor Empörung. 

„Das ist alles seine Schuld, dass sie im Krankenhaus gelandet ist.“, zischte er bitterlich, seine Stimme klang streng und an diesem Punkt verursachte er bei mir eine Gänsehaut. "Einzig und allein er trägt die Schuld, also hör endlich auf, diesen gottverdammten Jungen zu verteidigen, oder ich schwöre bei Gott–" Er brach den Satz ab und sein Kiefer zuckte vor Zorn.

„Kann mir vielleicht mal jemand sagen, was hier los ist?“, murmelte ich und war vollkommen verwirrt über den Wutausbruch meines Vaters.

Mein Vater ließ den Arm meiner Mutter los und wendete sich zu mir und sein Gesichtsausdruck wurde sofort um einiges weicher. „Kelsey...“ Er hielt inne und war genauso sprachlos wie meine Mutter. 

„Okay, jetzt reicht‘s mir mit dem Abwürgen.“, zischte ich und wurde langsam ungeduldig. „Ich bin im Krankenhaus und ich würde gerne wissen, warum.“

Meine Mutter wendete ihren Blick von meinem Vater ab, um mich anzusehen. Sie legte eine Hand auf den Arm meines Vaters. „Ich regle das.“, murmelte sie und forderte ihn damit vorsichtig auf, den Raum mit Dennis zu verlassen, bevor sie auf mich zuging. 

Sie nahm sich einen Stuhl und setzte sich darauf, bevor sie meine Hand nahm. „Kelsey...“

„Mama, jetzt sag es mir doch endlich.“, forderte ich und langsam ging mir das alles ganz schön auf die Nerven.

Sie schob eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und griff wieder nach meiner Hand, um sie mit ihren zu umschließen. „Du bist zusammengebrochen.“

Ich zog meine Augenbrauen zusammen. „Zusammengebrochen?“

Sie nickte und umfasste meine Hand noch etwas fester. „Du hast mir geholfen, den Tisch zu decken und dann habe ich dich gebeten, den Fernseher auszuschalten. Du bist ins Wohnzimmer gegangen, aber nach einer Weile bist du nicht mehr zurückgekommen. Ich habe angefangen, mir Sorgen zu machen, also wollte ich nach dir sehen. Ich habe mehrere Male deinen Namen gerufen, aber keinerlei Antwort erhalten. Als ich dann nach dir gesehen habe bist du einfach...umgefallen. Du bist mit dem Kopf gegen die Tischkante geknallt und bist damit so stark auf dem Boden aufgekommen, dass du eine Gehirnerschütterung bekommen hattest und genäht werden musstest.

„Genäht...eine Gehirnerschütterung?“, rief ich vollkommen überrascht. „Aber...“ Ich hielt inne und versuchte, das alles zu verstehen. „Warum bin ich überhaupt ohnmächtig geworden?“ Ich schüttelte ungläubig mit dem Kopf und versuchte, zu verstehen, wovon sie da redete.

„Ich wusste es zunächst auch nicht, bis ich auf den Fernseher blickte und es selbst sah.“, flüsterte sie als die Traurigkeit sich in ihren Augen breit machte.

„Was hast du gesehen?“, fragte ich und konnte mir einfach keinen Reim daraus machen, was sie mir mitteilen wollte. 

Sie schüttelte mit dem Kopf und biss auf die Innenseite ihrer Wange, denn sie wollte nicht weiterreden. 

„Mama., murmelte ich mit gehärtetem Blick. „Was hast du im Fernsehen gesehen?“, drängte ich barsch.

„Justin.“ Sie atmete aus und sah mich an. „Er wurde wegen Mordes festgenommen, Süße.“

Und das war der Moment, in dem mich die bittere Erinnerung mit der flachen Hand ins Gesicht schlug. 

- - - 

Carly griff nach meiner Hand und zog sie zu sich. Ich zog meine Hand aus ihrem Griff und sah sie an.

Ein kläglicher Blick machte sich auf ihrem Gesicht breit, als sie sich zu mir lehnte und mit ihren Fingerspitzen über meine Wangen wischte. Ich blinzelte einige Male, als ich erst jetzt bemerkte, dass ich geweint hatte. Ich verfluchte mich innerlich und zog mich von Carly‘s Berührung zurück, um meine Tränen selbst wegzuwischen.

Alle Blicke waren auf mich gerichtet und brannten Löcher durch mich hindurch, was mir ein wirklich unbehagliches Gefühl gab und ich nervös auf meinem Sitz herum rutschte.

Ich schniefte und sah auf meine Hände hinab. Ich werde mich jetzt nicht unterkriegen lassen. Ich muss stark sein. 

Ich richtete meinen Blick auf und weigerte mich, noch ein weiteres Mal Schwäche zu zeigen.

Nach einigen Minuten der Stille hat Bruce es endlich geschafft, anzukommen und fuhr die Straße hinauf, die zu dem Parkplatz führte. 

Nachdem er mehrere Runden herumgefahren ist und endlich einen Platz gefunden hatte, stellte er den Motor aus. 

Niemand bewegte sich und unser Atem war das einzige, was zu hören war.

Carly biss auf die Innenseite ihrer Wange und sah John an, der ihren Blick erwiderte, als sie wortlos kommunizierten. Er nickte und war der erste, der das Eis brach und durch die Barrikade des Schweigens brach. 

Carly gab mir einen leichten Stupser in die Seite und zeigte auf die offene Tür. Ich starrte die offene Tür an, bevor ich John entdeckte, der davor stand und mich ansah. Ich schluckte und rutschte von dem Sitz, bevor ich mich neben ihn stellte.

Er nahm Carly‘s Hand und sah mich an. „Bist du sicher, dass du das schaffst?“, murmelte er besorgt und hatte einen verständnisvollen Ausdruck auf seinem Gesicht.

Ich atmete tief ein und nickte. „Ja, lass uns gehen.“ Ich ging an ihm vorbei und folgte Bruce, Marco und Marcus.

Carly hielt meinen Arm fest und zog mich zurück. „Du musst das nicht machen, wenn du nicht willst. Wir können auch Zuhause warten, wenn du willst. John kann uns zurückfahren–“

„Nein.“ Ich schüttelte mit dem Kopf und fiel ihr damit ins Wort. „Ich bin jetzt den ganzen Weg mitgekommen, ich bleibe.“, seufzte ich.

„Außerdem, was wäre ich denn für eine Freundin, wenn ich heute nicht hier erscheinen würde?“ Mein Herz zog sich zusammen, als dieses für meinen Wortschatz fremde Wort nach drei Jahren meinen Lippen entkam.

„Okay.“ Carly atmete aus und ließ mich los. Sie wendete sich wieder zu John, der mit seinem Getuschel fortfuhr, was sicherlich über mich war.

Verdammt, ich wusste noch nicht einmal, wie ich reagieren sollte, wenn ich ihn sehen würde.

Alles was ich wusste, dass ich nicht noch einmal ohnmächtig werden konnte, wie als ich das erste Mal herausgefunden habe, was passiert ist.

Bruce blieb kurz vor dem Eingang des Gebäudes stehen. „Wartet bitte hier vorne, ich bin gleich wieder da.“, informierte er uns, bevor er hinein ging.

Ich scharrte mit meinen Füßen auf dem Boden herum und konnte diese Spannung nicht mehr länger aushalten. Mein Magen zog sich krampfhaft zusammen, meine Hände waren schwitzig und meine Kopfschmerzen wurden von Sekunde zu Sekunde stärker.

Carly schlang einen Arm um mich und zog mich an sich, als John‘s Arm währenddessen um sie geschlungen war. „Wir sind alle für dich da, okay? Mach dir keine Sorgen.“, ermutigte sie mich sanft.

Ich nickte ihr zu und lächelte sie trübe an, als ihr Griff sich um mich verfestigte.

Ich atmete einige Male tief durch meine Nase ein. Mir war völlig übel, und ich war bereit, die Menge der Emotionen, die durch mich liefen, alle auf einmal zu erbrechen.

Mein Kopf schnellte zu der Eingangstür, als Bruce uns wieder entgegenkam. "Sie haben gesagt, er würde jetzt kommen. Lasst uns gehen." Er deutete mit dem Kopf auf die Seite des Gebäudes, wo jeder von uns begann, ihm zu folgen. Außer ich. 

„Kelsey?“, fragte Carly, als sie bemerkte, dass ich nicht mehr neben ihr lief. Sie drehte sich um und runzelte die Stirn. „Kelsey, kommst du?“

„Ja.“ Ich atmete aus. „Gib mir nur noch einen Moment, bitte.“

Sie nickte und wartete mit John, als ich mit den Fingern durch mein Haar fuhr und innerlich bis zehn zählte, als ich die Augen schloss. Ich beruhigte mich und ließ mein Haar los und ließ es wieder fallen, bevor ich auf Carly zuging.

„Alles okay?“

„Ja, mir geht‘s gut. Lass uns jetzt gehen.“ Ich hakte mich bei ihr ein und wir erreichten die anderen Jungs vor uns, als sie durch die Tür in einen verlassenen hinteren Bereich des Gebäudes gingen. Dort war nichts als eine Tür, die zu der Rückseite des Zentrums führte.

Ich sah mich um und zog meine Augenbrauen verwirrt zusammen. „Wo ist er?“

Bruce zuckte mit den Schultern und schob seine Hände in seine Hosentaschen, als er sich ebenfalls umsah. „Die Frau an der Information meinte, dass er hier rauskommen würde.“

„Vielleicht–“ Marcus wurde unterbrochen, als die Tür sich öffnete und der Schatten einer Silhouette sich auf den Weg nach draußen machte. 



Er sah...irgendwie anders aus, aber doch unverändert. Sein Haar war an den Seiten etwas kürzer und auf dem Kopf nach oben gestylt. Seine Augen waren in eine dunkle Farbe getaucht und sein Kiefer war angespannt. Seine Arme bewegten sich in dem Muskelshirt, das er trug, die Jeans lag tief auf seiner Hüfte und er trug schwarze Supra‘s.

Er fuhr mit den Fingern durch sein Haar, bevor er seine Hände in seine Hosentasche schob und seine Daumen herausschauten. 

Als er in unsere Richtung blickte, weiteten sich seine Augen überrascht und sein Mund öffnete sich leicht.

Er sah Bruce an und wanderte mit seinem Blick über Marco, Marcus, John, Carly und blieb schließlich bei mir stehen. Er starrte mich an und ich spürte, wie mein Herz sich anspannte, als ich unter seinem Blick erstarrte und nicht in der Lage war, mich zu bewegen.

Sein ernster Blick löste sich auf, als er mich sah und mir eine Reihe von Gefühlen aus den Tiefen seiner Augen übertrug, was mich unter seinem Intensiven Blick erschaudern ließ.



„Kelsey...“, krächzte er und auf einmal verflog alles, was sich in mir angesammelt hatte; Die Wut, die Enttäuschung, die Traurigkeit, der Schock und das Leid.

Ich schluckte und sah zu meiner Rechten, wie alle Justin anstarrten, bevor auch ich ihn wieder ansah. Ich konnte mich nicht länger beherrschen, als mir Tränen in die Augen stiegen und meine Lippen zu zittern begannen. Ich ging einen Schritt nach vorne, und dann noch einen, und ehe ich es mich versah, rannte ich auf ihn zu.

Er öffnete seine Arme und ich stieß ein ersticktes Schluchzen aus, bevor ich in sie hineinlief und meine Arme fest um seinen Hals schlang, meine Beine um seine Hüfte schlang und meinen Kopf gegen seinen Hals schmiegte. „Ich habe dich so vermisst.“, schluchzte ich und hielt ihn so fest, als ob er wieder verschwinden würde, wenn ich ihn loslassen würde.

„Ich habe dich auch vermisst.“, atmete er gegen mein Haar aus und fuhr mit seinen Fingern hindurch, als er mich fest hielt und mich mit seiner freie Hand unter meinen Oberschenkel festhielt, damit ich nicht runterfallen konnte. „Verdammt, Baby, ich habe dich so sehr vermisst.“, murmelte und hielt mich noch fester.

Ich ließ seinen Hals los und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, bevor ich ihn ansah. Seine großen, rehbraunen Augen, seine Stupsnase, seine perfekten herzförmigen Lippen...ich konnte mich nicht länger zurückhalten und hielt seine Wangen fest, als ich meine Lippen auf seine presste.

Überrascht von meiner ruckartigen Bewegung verschmolz auch Justin in den Kuss und bewegte seine Lippen synchron mit meinen. Er hielt meinen Hinterkopf fest, als er meine Lippen sanft liebkoste und diesen Moment für die Ewigkeit genießen wollte. Er setzte mich auf meinen Füßen ab und unsere Lippen lagen immer noch aufeinander, als er meine Hüften umfasste und mich ganz nah an sich zog.

Nach einigen Sekunden ließ er sich atemlos von meinen Lippen ab und sah mir tief in die Augen, als er mein Haar zur Seite schob und mich mit seinen intensiven Blick musterte, als wolle er sich alles exakt einprägen, als er über seine Lippen leckte. „Du bist so wunderschön.“, murmelte er und legte seine Stirn gegen meine.

Eine leichte Röte schoss in mein Gesicht, als ich meine Arme um ihn schlang. Ich schloss meine Augen und genoss diesen Moment, denn ich wollte dieses überwältigende Gefühl niemals verschwinden lassen.

Er umfasste meine Wangen mit seinen Händen und streichelte mit seinen Daumen über meine Haut. „Ich liebe dich so sehr.“, flüsterte er, als er seine Lippen sanft auf meine legte und mir all seine Leidenschaft durch den Kuss überbrachte.

Ich lehnte mich aus dem Kuss zurück und er hielt meine Hände in seinen, als er über meine Knöchel streichelte und sich zu mir lehnte. „Gott, ich liebe dich.“, wiederholte er und schloss seine Augen.

Ich lehnte mich zu ihm und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. „Ich liebe dich auch.“, flüsterte ich und es war nichts als die Wahrheit. 

Egal wie ich mich heute gefühlt hatte und mir unwohl bei der Sache war, mitzukommen, letztendlich werde ich ihn immer lieben.

Er nahm mich noch einmal in seine Arme und hielt mich fest, als er meinen Geruch inhalierte und seine Nase an meinen Hals schmiegte und die Haut sanft küsste. „Ich habe dich vermisst.“

Ich konnte nicht anders, als anfangen zu kichern, weil er sich immer wiederholte. „Das hast du schon gesagt.“, flüsterte ich als seine Fingerspitzen über meinen Rücken strichen. 

Er grinste und zuckte mit den Schultern. „Es ist aber die Wahrheit...“, murmelte er und küsste meine Lippen erneut. Und ein zweites, und ein drittes Mal, bevor er sich von dem Kuss zurücklehnte. „Alles, woran ich denken konnte, als ich in der Zelle saß, war dich in meinen Armen halten zu wollen.“

„Justin...“, murmelte ich gequält. Ich schüttelte mit dem Kopf und signalisierte, dass ich darüber nicht jetzt reden wollte.

Er zog seine Augenbrauen zusammen und sah mich etwas irritiert wegen meiner Reaktion an. Als er mit meinem Haar spielte, griff er nach meinem Kinn und brachte mich dazu, ihn anzusehen.

„Alles okay?“

Ich nickte etwas zaghaft und presste meine Lippen zusammen, als mich die ganzen Emotionen wieder einholten und mir ein unbehagliches Gefühl bereiteten. 

„Mir geht‘s gut.“, flüsterte ich.

Er sah ausdruckslos auf mich hinab und leckte über seine Lippen, als er darüber nachdachte, ob er weiter nachfragen sollte, oder es lassen sollte, doch er entschied sich schließlich dagegen. 

Er griff nach meiner Hand und drückte sie beruhigend. „Okay, dann lass uns gehen.“ Er zog mich an seine Seite und wir machten uns auf den Weg zu den Jungs und Carly, deren Blicke über mich zu unseren ineinander verflochtenen Fingern bis zu Justin wanderten.

Bruce riss seinen Blick von uns und ging zu Justin. 

Seine Augen blitzten auf und er pfiff grinsend. „Verdammt, Bieber, du bist ganz schön gewachsen.“

„Ich kann nicht für immer achtzehn bleiben, oder Bruce?“, grinste Justin zurück und ließ meine Hand los, um Bruce einen Handschlag zu geben, bevor sie sich brüderlich umarmten und mein Magen drehte sich um, als ich Justin‘s letzte Worte gehört habe.



Ich scharrte etwas unbehaglich mit den Füßen auf dem Boden herum und starrte auf meine Hände. Ich wollte nicht wieder hinauf sehen, denn ich konnte spüren, wie Carly‘s Blick mich durchbohrte, denn sie wollte wissen, was hier los war, aber ich konnte ihr darauf keine Antwort geben, denn um ehrlich zu sein wusste ich das selbst nicht. 

Ich habe offiziell den Verstand verloren.

„Junge,“ Mein Blick schoss zu Justin, der jetzt vor Marcus stand. „Du bist ja fast größer als ich.“ Er schlug ihn gegen seinen Oberarm und nickte zustimmend. „Du hast trainiert.“

„Ich muss doch in Form bleiben, denn das Geschäft läuft weiter. Du warst vielleicht weg, aber das heisst nicht, dass für uns alles aufgehört hat. Wir mussten immer noch so einiges regeln.“ Marcus stieß Justin, um ihm zu zeigen, dass er eigentlich nur Spaß machte, aber Justin hat ihm das nicht abgekauft.

Anspannung verschärfte seine Muskeln, als seine Hände sich zu Fäusten ballten und er seine Finger wieder entspannte, als er tief ausatmete und sich beruhigte. „Seid ihr gut ohne mich zurecht gekommen?“ Auch wenn er versucht hat, dabei ausgeglichen zu klingen, konnte man die Bitterkeit dahinter bemerken.

„Natürlich sind wir das.“, sagte Marco achselzuckend und bemerkte die Anspannung zwischen Justin und Marcus. „Wir würden jetzt nicht hier vor dir stehen, wenn wir das nicht wären.“

Justin nickte und versuchte, seinen Blick frei von irgendwelchen Hinweisen auf seine momentanen Gedanken zu halten.

„Das ist gut zu hören.“ Er hielt für eine Weile inne, als er John ansah, seine Augenbrauen in die Höhe schossen und er seine Lippen schürzte, als er sah, dass er Carly‘s Hand hielt.



„Alles klar, man?“, nickte John zu ihm und ließ Carly los, um Justin in eine freundlich-brüderliche Umarmung zu ziehen, bevor er wieder Carly‘s Hand nahm.

Ein Grinsen machte sich auf Justin‘s Lippen breit. „Ich glaube, du hast mir da was zu erklären, man.“ Er grübelte noch über die Überraschung die er gerade erhalten hat.

Carly presste ihre Lippen zusammen und fühlte sich ziemlich nervös unter Justin‘s prüfenden Blick. Ihre rot lackierten Fingernägel krallten sich an John‘s Hand, als sie nervös mit den Füßen auf dem Boden scharrte.

John setzte ein schiefes Grinsen auf. „Ich glaube, das kannst du dir doch denken.“, gluckste er und seine Wangen erhitzten sich, als Justin die beiden auf einmal inspizierte.

Justin schmunzelte und schüttelte mit dem Kopf. „Wer hätte gedacht, dass du mal mit Risi zusammenkommst...“ Er hielt inne und ließ diese Information noch einmal auf sich wirken. „Von all den anderen Menschen.“ 

Carly‘s Kinnlade fiel hinunter. „Was soll das denn heissen?“ Sie sah ihn kühl an und ihre blauen Augen durchbohrten ihn förmlich.

Justin grinste und schob seine Hände wieder in seine Hosentaschen. „Genau das, was ich gesagt habe.“

„Und das wäre...?“ Carly presste ihre Lippen ernst zusammen und ihre Augen blitzten vor Wut auf.

Justin antwortete nicht. Stattdessen klopfte er John auf den Rücken. „Viel Glück.“

Wieder öffnete Carly empört ihren Mund, doch bevor sie etwas zu Justin sagen konnte, wurde sie von John davon abgehalten.

„Ich bin froh, dass du immer noch den selben Humor hast.“, erwähnte Bruce und lachte.

„Nicht alles in mir ist gestorben, seitdem ich eingesperrt wurde.“, antwortete Justin barsch und hatte ein Grinsen auf seinen Lippen.

Mein Herz zog sich zusammen, als ich meinen Atem anhielt. Was zur Hölle sollte das denn bedeuten? Seine abfälligen Bemerkungen trieben mich völlig in den Wahnsinn und ich war kurz davor, durchzudrehen. 

Bruce räusperte sich und war selbst überrascht von Justin‘s unerschrockener Antwort. Er wusste nicht genau, wie er darauf antworten sollte und hielt seinen Blick standhaft auf ihm. „Wir sollten besser gehen. Ich bin mir sicher, dass du dein Bett vermisst hast.“

Justin unterdrückte sich ein Lachen. „Das kannst du laut sagen.“ Er atmete tief aus. „Ich habe genug davon, dass sich jede Nacht eine Feder in meinen Rücken bohrt.“ Er verdrehte seine Augen. „Aber ich kann nicht wirklich sagen, dass ich das am meisten vermisst habe...“

Bruce hob eine Augenbraue und wartete auf eine Antwort von Justin. „Oh?“

„Mhm,“, summte Justin und griff nach meiner Hand. „Ich habe es vermisst, bei meiner Süßen zu sein.“ Er zog mich zu sich und schlang seinen Arm um meine Taille, als er seinen Kopf gegen mein Haar schmiegte und ich auf meine Lippe biss und versuchte, diese angespannte Verwirrtheit der anderen zu ignorieren. 

Als ich schluckte, versuchte ich, ein Lächeln auf meine Lippen zu zwängen, als Justin zu mir hinab sah, als ob er gar nicht glauben könnte, dass ich hier gerade neben ihm stand. Er küsste meine Nasenspitze, bevor er einen Schritt zurück ging und meine Hand nahm. „Komm, ich will jetzt nach Hause.“

„Das wird aber auch langsam mal Zeit.“ Bruce verdrehte seine Augen und grinste Justin an, um ihm zu zeigen, dass er nur Spaß machte. Er drehte sich um und führte uns zurück zum Parkplatz.

Als wir am Auto angekommen waren, öffnete John die Tür für Carly und als sie sich auf die Rückbank gesetzt hatte, setzten sich auch Marco und Marcus neben sie. Ich wollte mich gerade daneben setzen, da ging Justin an mir vorbei und setzte sich stattdessen auf den freien Platz und zog mich auf seinen Schoß.

Er grinste mich an und küsste mein Kinn, als die Tür neben uns von Bruce geschlossen wurde. 

Ich griff nach Justin‘s Kinn und sah das Muttermal auf seiner rechten Wange und die wohlgeformten Herzlippen, die nur zu einladend aussahen. Ich biss auf meine Unterlippe und lehnte mich zu ihm und mein Haar fiel nach vorne, als ich meine Lippen ungeduldig gegen seine presste und diesen Moment genießen wollte.

Er stöhnte leise in meinen Mund und hielt mich an meinem Hintern fest und seine Finger fest in den Stoff meiner Jeans krallte. Er knabberte vorsichtig auf meiner Unterlippe und erregte mich damit total. 

Ich schnappte vorsichtig nach Luft und öffnete meine Augen, um in seine karamellbraunen Augen zu sehen.

Das Bedürfnis, die Lust...Die Liebe, es war alles wieder da. Alles spiegelte sich in dem Blick seiner wunderschönen Augen wider.

Ich atmete tief aus, denn ich wusste, dass dieser Moment fast schon wieder vorbei war.

Als ich meine Augen schloss, hielt ich die Tränen zurück, die beinahe meine Wangen hinuntergelaufen wären. Warum musste uns das passieren? Als ich meine Augen wieder öffnete, lehnte ich mich gegen seine Brust zurück und wollte seine Arme um mich haben.

Instinktiv schlang er seine Arme um meinen Körper und hielt mich ganz fest an sich. 

Ich inhalierte seinen Duft und schloss meine Augen erneut, als Justin meinen Rücken beruhigend meinen Rücken streichelte und ein sanftes Summen aus seinem Mund entkam, nicht fern von meinen Ohren.

„Wir sind da.“ Bruce‘s Worte zogen mich aus meinem friedlichen Zustand und ich spürte auf einmal wieder diesen Kloß in meinem Hals.

Ich stöhnte und stand von Justin‘s Schoß auf und kletterte durch die bereits geöffnete Tür hinaus. Als ich draußen stand, erblickte ich sein großes Haus unmittelbar vor mir.

Justin griff nach meiner Taille und zog mich an seine Seite, als wir die Stufen auf die Veranda hinaufgingen und vor der Haustür stehen blieben. „Hier hat sich ja nichts verändert.“, bemerkte er und sah zufrieden aus.

Ich biss auf die Innenseite meiner Wange und weigerte mich, seinen wahren Worten entgegenzuwirken. 

Justin drückte die Türklinke hinunter, nachdem er den Schlüssel in dem Schloss gedreht hatte und trat mit mir an seiner Seite ein. Sofort machte sich ein überraschter Ausdruck auf seinem Gesicht breit, als er weiter in den Wohnbereich ging. 

„Wow.“, atmete er aus und seine Augen waren weit aufgerissen.

John blieb neben uns stehen. „Gefällt es dir?“

Justin presste seine Lippen zusammen und zeigte keine Spur von Emotionen. Er drehte sich zu uns und zuckte mit den Schultern. „Es ist...anders.“

„Ich weiss, es ist nicht das, was du erwartet hättest, aber wir dachten alle, dass eine kleine Veränderung ganz angebracht wäre.“, tadelte Marcus und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.

„Ihr habt die Sofas ausgewechselt.“ Justin‘s Kiefer zuckte und sein Gesichtsausdruck offenbarte nun, was er wirklich hinter seiner Fassade dachte. „Und den Teppich...“ Er hielt inne.

„Wow.“

Bruce hat die burgundroten Sofas durch moderne, schwarze Ledersofas ersetzt. Auch der Teppichboden wurde entfernt und nun von einem dunklen Parkett verdeckt. 

„Ja.“ Ich lehnte mich zu ihm und küsste seine Wange, um ihn zu beruhigen, was auch funktionierte, weil er meine Berührung erwiderte. „Ich mag es. Es passt zum Rest des Hauses.“

Justin sah zu mir hinab und seine Augen warfen missfallende Schatten. „War das deine Idee?“, murmelte er sanft.

Ich biss auf meine Lippe. „Vielleicht.“, flüsterte ich.

Justin seufzte und sah sich ein weiteres Mal um. „Es ist nicht schlecht...“ Er suchte in seinen Gedanken nach der einfachsten Antwort, die ihm einfallen konnte. 

„Es ist seltsam, weil wir vorher jahrelang die gleiche Einrichtung hatten, aber ich denke eine Veränderung ist gut.“ Er zuckte mit den Schultern und ich konnte einfach nicht anders, als ihn anzulächeln.

Marco zischte spottend und wusste genau, warum Justin gesagt hat, was er gesagt hat.

Mein Blick schoss zu ihm und er erwiderte diese Geste, als er mich anstarrte und sich ein finsterer Blick auf seinem Gesicht breit machte. Ich kicherte leise und wusste, dass er nicht sauer auf mich sein konnte.

„Was ist so lustig?“, schnappte Justin und gab ihm seine absolute Aufmerksamkeit, als mein Magen sich unter seinem intensiven Blick verkrampfte.

„Nichts.“, murmelte ich und drehte mich, sodass ich nun mit dem Rücken zu Marco stand.

Justin runzelte die Stirn und festigte seien Griff um mich. „Und mein Zimmer...“

„...Ist noch genauso wie vorher.“, beendete John den Satz für ihn. „Wir haben darüber nachgedacht, es auch neu einzurichten, aber Kelsey hat uns das wieder ausgeredet.“

Justin sah mich dankbar an und presste seine Lippen auf meine Stirn. „Das ist mein Mädchen.“, flüsterte er so leise, dass nur ich es hören konnte.

Ich sagte nichts. Stattdessen blieb ich wie versteinert dort stehen und wusste, dass seine liebe Verhaltensweise gleich sowieso ganz schnell wieder verschwinden würde.

„Na kommt.“, schnitt Bruce ein und ging an uns vorbei, sodass er nun vor uns allen stand. „Setzen wir uns.“ Er nickte mit seinem Kopf in Richtung Couch und wir gehorchten ihm alle, als wir ihm folgten.

Justin setzte sich neben John und zog mich auf seinen Schoß. Als er meinen Nacken küsste, zog er mich näher an sich. 

Ich rutschte nervös herum und zog an Justin‘s Händen, sodass er mich losließ. Er sah mich verwirrt an, als ich aus seinem Schoß aufstand und mich einige Zentimeter neben ihn auf die Couch setzte. 

Er zog die Augenbrauen zusammen und wollte seinen Mund öffnen, um etwas zu sagen, als Bruce ihn unterbrach.

„Hast du Hunger, man? Willst du irgendwas essen? Ich weiss, Gefängnisessen schmeckt echt scheiße.“, rief er.

Justin schüttelte mit dem Kopf. „Ich habe jeglichen Sinn für Appetit in diesem gottverdammten Drecksloch verloren. Ich weiss noch nicht einmal mehr, wie richtiges Essen aussieht.“

„Dann werde ich das mal ganz schnell ändern.“ Bruce stand auf und lächelte ihn an. „Es ist schön, dass du wieder da bist.“

Justin strahlte und nickte zustimmend mit dem Kopf. „Ich finde es auch schön, wieder hier zu sein.“

Bruce klatschte seine Hände zusammen , bevor er in den hinteren Bereich des Hauses durch die Hintertür auf die Terrasse ging, wo ein Grill verwendungsbereit stand.

„Kelsey, kann ich kurz mit dir reden?“ Carly stand auf und bevor ich die Chance hatte, zu antworten, nahm sie meine Hand und zog mich in die Küche. „Was zur Hölle machst du denn da?“

„Wovon redest du?“ Ich blinzelte sie an und war völlig überrascht von ihrer groben Frage.

Sie stieß einen verärgerten Seufzer aus. „Du weisst, wovon ich rede, Kelsey.“

Als ich nichts sagte, fuhr sie mit den Fingern durch ihr Haar. „Justin, Kelsey. Du musst aufhören, ihm Hoffnungen zu machen.“ 

„Mache ich doch nicht–“

„Doch, das tust du. Du kannst nicht von ihm erwarten, dass er versteht, warum du erst auf Friede-Freude-Eierkuchen machst, und in der nächsten Sekunde seine Nähe meidest.“

„Ich bin nur noch von dieser ganzen Situation überwältigt...“, murmelte ich und starrte auf meine Finger hinab.

„Nein, was du im Auto gemacht hast, ist keine Entschuldigung dafür...“ Sie schüttelte mit dem Kopf.

„Was erwartest du denn, was ich tun soll?“

„Sag ihm die Wahrheit und wie du dich wirklich fühlst.“, betonte Carly und ihre Augen durchbohrten mich mit einem mitleidigen Blick. „Ich habe das alles mit dir durchgemacht. Ich habe gesehen, was er dir angetan hat und wie verletzt du warst, als er auf einmal nicht mehr da war. Er muss wissen, wie viel Schmerz er dir zugefügt hat.“

Ich schluckte und sah weg, denn ich wusste, dass sie Recht hatte. Ich konnte es nicht länger unterdrücken, selbst wenn ich es wollte. Egal wie sehr ich meinen Schmerz überspielen wollte, es holte mich doch immer wieder ein. Ich biss auf meine Lippe und nickte. „Okay, es tut mir leid.“

„Du musst dich nicht entschuldigen. Ich weiss, dass es schwierig ist...aber so ist es nur das beste für dich.“ Sie schloss mich in eine Umarmung. „Nur die Wahrheit wird dich weiterbringen, Kelsey.“

Ich nickte und löste mich wieder aus der Umarmung, als ich eine Haarsträhne hinter mein Ohr schob. „Du hast Recht.“, atmete ich aus. „Jetzt oder nie, nicht wahr?“

Carly warf mir ein wehleidiges Lächeln zu, denn sie wusste, wie schwer das für mich werden würde. „Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst.“

„Danke, Carly.“ Ich seufzte und ging zurück in das Wohnzimmer, als Carly mir folgte. Bruce kam von der Terrasse zurück und setzte sich wieder zu den Jungs auf das Sofa und legte seinen Arm auf Justin‘s Schulter, als er etwas flüsternd mit ihm diskutierte. 

Als sie unsere Schritte auf dem Parkett hörten, sahen sie uns alle an. Bruce murmelte etwas in Justin‘s Ohr, welcher daraufhin nickte.

Ich setzte mich gegenüber von ihnen hin und atmete tief ein, bevor ich auf meiner Unterlippe kaute. Carly setzte sich neben mich und legte ihre tröstende Hand auf mein Bein, um mir zu zeigen, dass sie mir beistand.

Ich sah sie an und lächelte müde. Dabei ignorierte ich Justin‘s Blick, der die ganze Zeit auf mir lastete, als er nur darauf brannte zu wissen, warum ich mich so weit weg von ihm gesetzt hatte.

„Worüber habt ihr geredet?“, fragte Carly neugierig und grinste die Jungs an, als sie sich zurücklehnte, die Lippen schürzte und ihre Arme vor der Brust verschränkte.

„Geschäfte.“, entgegnete Bruce gewitzt und seine Augen leuchteten dabei glanzvoll auf.

„Und?“ Carly hielt inne und verengte ihre Augen. „Wie läuft es mit den Geschäften?“

„Das geht dich nichts an.“, konterte Justin und sein Kiefer war angespannt, als er sie aggressiv anstarrte.

„Ich glaube nicht, dass ich mit dir geredet habe, Bieber.“, zischte Carly und ich wusste, dass wenn Blicke töten könnten, wären die beiden jetzt schon tot.

„Carly...“, murmelte ich und schüttelte mit dem Kopf, aber sie ignorierte mich.

„Und ich glaube, das ist mein Haus, in dem du gerade sitzt, also würde ich mich an deiner Stelle mal ganz schnell geschlossen halten.“, warnte Justin, als ein Orkan der Wut in seinen Augen aufbrauste.

„Oder was?“, forderte Carly ihn heraus und weigerte sich, sich von Justin‘s barschen Eskapaden unterkriegen zu lassen.

Justin schmunzelte finster. „Lass es mich so sagen, ich habe einiges im Gefängnis gelernt...“ Er grinste krankhaft und sein Gesichtsausdruck war frei von jeglichem Mitleid. „Dinge, von denen du sicher nicht willst, dass ich sie tue. Also wenn du schlau wärst, würdest du jetzt lieber die Klappe halten.“

Carly hielt ihren Mund geschlossen und traute sich nicht, zu antworten und ich wusste, dass er es endlich geschafft hat, sie einzuschüchtern und ruhig zu stellen.

„Beruhig dich mal, man.“, mischte John sich ein und sein Blick wanderte von Carly zu Justin. „Sie hat nur Spaß gemacht.“ 

Justin zuckte mit den Schultern. „Das erschien mir aber nicht so.“ Er lehnte sich zurück und drehte sich von John zu Carly. „Hast du nur Spaß gemacht?“ Er leckte über seine Lippen und faltete seine Hände auf seinem Schoß zusammen.

Carly spürte, wie die Luft zwischen uns dicker wurde und ihre Brust bebte unter ihrer unregelmäßigen Atmung auf und ab.

„Antworte mir.“, fauchte Justin und seine Stimme war hasserfüllt.

Carly schnappte mit ihrem Kopf zu Justin, ihre Augen waren weit geöffnet, als sie ihn überrascht ansah. „Was?“

„Du hast mich schon gehört.“ Justin zeigte mit der Hand auf sie. „Antworte mir. Nicken bringt einen Scheiß. Ich will hören, wie die Worte aus deinem Mund kommen.“

„Justin...“, begann Bruce, aber wurde schon bald von ihm unterbrochen, als er seine Hand in die Luft warf, um ihn zum Schweigen zu bringen.

„Nein, lasst sie reden. Ich war vielleicht für ein paar Jahre weg, aber das heisst nicht, dass sie hier einfach so respektlos mit mir umgehen kann und ihre Nase in unsere Geschäfte steckten kann.“, schimpfte Justin.

„Also Carly, hast du nur Spaß gemacht?“

Carly sagte kein Wort. Stattdessen starrte sie Justin nur wortlos an.

„Carls...“ Ich stieß ihr mit dem Ellbogen vorsichtig in die Seite, um sie aus ihren Gedanken zu ziehen. 

Sie schüttelte mit dem Kopf und behielt ihren Standpunkt. „Nein.“

Justin‘s Augenbrauen schossen erstaunt in die Höhe. „Was?“

„Du hast mich gehört.“ Sie setzte sich aufrecht hin und ließ sich von Justin nicht weiterhin unterkriegen. „Ich habe nein gesagt.“

Justin lachte und ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, doch es passte nicht zu dem Rest seines Gesichtsausdrucks. „Raus hier.“

Wir sahen ihn verdutzt an und uns überkam sofort eine unangenehme Stille. Carly erblasste und wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. „Was?“, murmelte sie völlig entgeistert.

„Ich sagte, raus hier!“

„Justin.“ John stand auf. „Komm mal wieder runter.“

„Du kannst ja mit ihr gehen, wenn du ein verdammtes Problem damit hast.“, zischte Justin und erdolchte ihn praktisch mit seinem Blick. „Denk bloß nicht, nur weil sie jetzt deine Freundin ist, dass ich solche Dinge hier einfach so durchgehen lassen werde!“

„Alles was ich von dir will, ist dass du dich mal wieder beruhigst, okay? Niemand geht irgendwo hin. Das war alles nur ein Missverständnis.“ Er seufzte und fuhr mit seinen Fingern durch sein Haar. „Sag ihm, dass es nur Spaß war, Carly.“ John sah sie an und sein Blick flehte sie förmlich an, einfach mitzuspielen, damit die Sache endlich über den Tisch war. 

Trotz der Tatsache, dass sie eingeschnappt war, schnaubte Carly und war nicht gerade amüsiert darüber, wie sich das alles entwickelt hat. „Es war nur Spaß.“, murmelte sie.

„Entschuldigung, was?“ Justin legte seine Handfläche hinter sein Ohr. „Ich habe dich nicht gehört.“

Carly sah ihn mit einem finsteren Blick an. „Ich habe gesagt, dass es nur Spaß war.“ Sie leckte über ihre Lippen. „Ich wollte dir nicht respektlos gegenübertreten.“, murmelte sie.

„Und?“ Justin grinste, denn er wusste, was er wollte. Er wollte eine Entschuldigung.

Carly bemerkte schon bald, worauf er hinaus wollte. Sie wäre ihm am liebsten an die Gurgel gegangen, doch stattdessen seufzte sie nur. „Es tut mir leid.“

„Ich vergebe dir, aber wenn du sowas noch mal machst, wird dir eine Entschuldigung nicht reichen. Dann fliegst du hier im hohen Bogen raus, hast du das verstanden?“

Carly nickte und traute sich nicht mehr, noch ein weiteres Wort zu sagen. Sie wusste, dass wenn sie das tun würde, wäre es nur eine Reihe von Beschimpfungen, die sie Justin an den Kopf werfen würde.

John setzte sich wieder hin und war froh, dass das jetzt vorbei war und ich konnte seine Erleichterung nur zu gut nachempfinden. 

„Also.“ Marco stand auf. „Wer hat Hunger?“

Wir sahen ihn alle an, als hätte er fünf Köpfe. Nach allem, was gerade passiert ist, kommt er jetzt damit an, essen zu wollen?

Ich kicherte leise und schüttelte mit dem Kopf. „Du bist so verrückt.“

Marco grinste. „Irgendwie musste ich doch diese Unbehagliche Stille unterbrechen.“ Er zwinkerte mir neckisch zu. „Also.“ Er sah uns alle an. „Bin ich etwa der einzige?“

Bruce schüttelte mit dem Kopf und stand ebenfalls auf. „Also ich bin auch dabei.“ Er klopfte mit der Hand auf Marco‘s Rücken und sah uns alle an. „Lasst uns was essen gehen.“

Justin sah uns an, als wir alle aufstanden und ließ seinen Blick dabei nie von mir ab. „Ihr könnt schon mal ohne uns raus gehen.“

„Uns?“ Marcus sah ihn an.

Er nickte in meine Richtung. „Ich will noch kurz mit Kelsey reden.“

Marcus sah mich wissentlich an, bevor er zu Justin nickte und danach dem Rest durch den Flur in Richtung Terrasse folgte.



Ich sah ihn an. „Was ist denn?“

„Komm her.“ Er legte seine Hand auf den freien Platz neben ihn und mein Herzschlag verschnellerte sich augenblicklich.

„Nein.“, flüsterte ich.

Er zog seine Augenbrauen zusammen. „Warum nicht?“ 

Ich sah auf meine Hände hinab und war nicht in der Lage, ihm in die Augen zu sehen. 

„Ich will nicht.“

„Du hattest doch eben auch kein Problem damit, im Auto auf meinem Schoß zu sitzen.“, zischte er bitterlich.

„Das geschah alles so plötzlich...“ Ich versuchte es zu vermeiden, barsch zu klingen. Ich wollte mich beherrschen.

„Das geschah alles so plötzlich...“, wiederholte er spottend. „Was zur Hölle soll das denn bedeuten?“

„Es sollte eigentlich gar nicht passieren.“, konterte ich. „Das soll es bedeuten.“

„Und warum zur Hölle nicht?“, zischte er.

„Weil ich nichts mehr mit dir zu tun haben will.“, murmelte ich und sofort herrschte Totenstille zwischen uns. Ich sah auf und musste fast erschrocken nach Luft schnappen, als ich in Justin‘s leeren, dunklen Augen sah.

„Was?“, fragte er verwirrt, nachdem wir beide für einige Sekunden kein Wort gesagt haben.

„Du hast mich gehört.“ Ich fummelte mit meinen Daumen rum und mein Magen fühlte sich an, als ob er in tausend Stücke gerissen werden würde.

„Nein, das denke ich nicht.“, fauchte er ungläubig.

Ich verfluchte mich selbst innerlich und bereitete mich mental auf das, was jetzt zwischen uns beiden vorgehen würde, vor.

„Was meinst du, du willst nichts mehr mit mir zu tun haben?“, fragte er ernst und trotzdem war noch eine Spur von Weichheit in seiner Stimme zu hören. 

„Ich kann das nicht.“, flüsterte ich und mied jeglichen Blickkontakt. „Ich kann nicht einfach so tun, als ob du nicht für drei Jahre weg gewesen wärst.“

Er schüttelte perplex den Kopf. „Wo kommt das denn auf einmal her?“

„Ich wollte es dir schon seit einer Weile sagen...“, murmelte ich leise.

„Und du hast dich dazu entschieden, dass der Tag, an dem ich entlassen werde, die beste Gelegenheit dazu ist?“

Ich zuckte mit den Schultern.

„Das kann doch jetzt nicht wahr sein.“, murmelte er und sein Blick lastete intensiv auf mir. „Vor einer Stunde war doch noch alles okay. Du bist in meine Arme gelaufen, hast mich geküsst und gesagt, wie sehr du mich vermisst hast...“

„Ich habe dich auch vermisst, aber das ändert trotzdem nichts daran, wie ich mich gerade fühle.“, murmelte ich und weigerte mich, ihm in die Augen zu sehen und starrte deshalb nur auf meine Füße. Ein Teil von mir hoffte, dass ich dieser Situation einfach aus dem Weg gehen könnte und einfach im Erdboden versinken könnte.

„Wie fühlst du dich denn gerade?“, fragte Justin skeptisch.

„Also...“ Ich schloss meine Augen und nahm mir vor, stark zu bleiben. 

„Zwischen uns hat sich eine Menge verändert, Justin.“

„Du sagst die ganze Zeit so undeutliches Zeug, aber ich verstehe nicht ganz, was du meinst.“ Er sah mich mit finsterem Blick an und sein Geduldsfaden drohte, zu reißen. „Was hat sich verändert?“

„Alles.“, flüsterte ich trocken. „Als ich herausgefunden habe, dass du festgenommen wurdest...“ Ich hielt inne und fühlte mich auf einmal von all den Erinnerungen, die auf mich hinzukamen, völlig erdrückt.

Justin leckte über seine Lippen und lehnte sich zu seinen Knien nach vorne, sodass er seine Ellbogen darauf stützte und seine Hände darüber zusammenfaltete. „Kelsey...“

„Nicht.“, murmelte ich. „Lass mich ausreden.“, verlangte ich vorsichtig und etwas kleinlaut.

„Bitte...“, fügte ich schnell hinzu und wollte, dass er sich meinen Teil der Geschichte anhört.

Er presste seine Lippen fest aufeinander und ließ mich weiterreden.

„Ich fühlte mich lächerlich, idiotisch, betrogen...Ich konnte einfach nicht begreifen, wie du so etwas verantwortungsloses tun konntest...“ Ich schloss meine Augen erneut und atmete tief ein. „Das war alles zu viel für mich, was ich verarbeiten musste.“ Ich schob eine Haarsträhne hinter mein Ohr und biss auf meine Lippe. „Ich bin in der Nacht, in der du festgenommen wurdest, zusammengebrochen...“

Seine Augen weiteten sich und waren mit Trauer erfüllt, als sein Mund sich vor Schock öffnete, weil er davon definitiv nichts mitbekommen hatte.

„Meine Mutter musste mich daran erinnern, was der Grund für meine Ohnmacht war, als ich aufwachte. Ich erfuhr, dass ich mit sechs Stichen genäht wurde und eine Gehirnerschütterung hatte.“ Ich konnte spüren, wie sein Blick mich durchbohrte, doch ich ignorierte es. „Und um es noch besser zu machen,“ Ich hielt inne und spürte, wie das Leid in mir Überhand nahm. „ist Bruce gekommen, um mir alles weitere zu erzählen und mein größter Alptraum ist Realität geworden.“



Es klopfte an der Tür, was mich überraschte. Ich drehte mich um und sah in die braunen Augen, die zu Bruce gehörten und plötzlich blieb mein Herz fast stehen.

„Hey, kann ich mal kurz mit dir reden? Es ist wichtig.“ Er sah ziemlich nervös und aufgebracht aus.

Ich nickte und stand auf. „Klar, komm rein.“

Er trat ein und schloss die Tür wieder hinter sich, bevor er mich ansah. „Geht es dir gut? Ich habe dich auf deinem Handy angerufen und dein Bruder hat mir erzählt, was passiert ist.“

„Ja.“, sprach ich mit heiserer Stimme. Ich lehnte mich nach vorne und nahm die Plastikflasche, um einen Schluck Wasser daraus zu trinken. „Mir geht‘s gut.“

Seine Augen sahen mich voller Trauer an. „Ich habe auch gehört, dass du über Justin bescheid weisst...“, murmelte er leise.

Ich nickte betäubt. „Deswegen bin ich auch zusammengebrochen.“, antwortete ich knapp und stellte die Flasche wieder ab. „Wie geht es ihm?“

„Er ist...“ Bruce hielt inne und versuchte, das richtige Wort zu finden. „ziemlich fertig.“

„Das ist verständlich.“, murmelte ich und meine Brust fühlte sich schwer belastet an.

Bruce sah auf seine Hände hinab und wusste nicht, was er noch sagen sollte.

„Hör zu, da gibt es noch was, was du wissen musst.“

Ich schluckte, als ich erfuhr, dass er noch aus einem anderen Grund vorbeigekommen ist. „Was denn?“

„Es tut mir leid, dass ich derjenige bin, der es dir sagen muss...“ Er sah mich an. „Aber Justin wird für eine Weile nicht zurückkommen.“

„Was meinst du?“

„Er steckt ganz schön tief in der Scheiße, Kelsey.“ Er leckte über seine Lippen. „Ich glaube, dieses Mal kommt er da nicht so leicht raus.“

Tränen stiegen in meine Augen. „Nein...“, flüsterte ich. „Nein, es wird schon alles okay sein.“ Ich winkte abschätzig mit der Hand. „Er kommt da schon wieder raus, das schafft er doch sonst auch immer.“ 

„Sie haben Beweise, Kelsey. Sie haben gesehen, wie er es getan hat. Es gibt keine Möglichkeit mehr für ihn, freizukommen. Die Polizei hat nun das, worauf sie schon jahrelang gewartet hat. Sie haben Beweise, um ihn hinter Gitter zu setzen...zurecht.“

Ich konnte die Tränen, die mittlerweile unkontrolliert meine Wangen hinunterliefen, nicht mehr aufhalten. 

„Nein.“, rief ich. „Nein, er hat gesagt, dass er nach Hause kommen wird. Er hat mir gesagt, dass alles wieder in Ordnung sein wird...“

„Es tut mir leid.“

„Nein!“, schrie ich. „Es wird wieder alles in Ordnung sein. Er wird da rauskommen und wieder nach Hause kommen.“

„Er wird nicht nach Hause kommen, Kelsey.“ Bruce ging einen Schritt auf mich zu und versuchte, mich zu trösten.

„Doch, das wird er.“, brüllte ich. „Er wird vorbeikommen und sich entschuldigen, dass er nicht zum Abendessen kommen konnte und es wieder gutmachen wird.“ Ich weinte und hämmerte mit meinen Fäusten gegen Bruce‘s Brust.

„Nein, das wird er nicht, Kelsey.“ Bruce versuchte, es mir vernünftig zu erklären und meine Fäuste konnten ihm nicht sonderlich viel antun, als er meine Handgelenke kurz darauf festhielt.

„Justin hat mir gesagt, dass er es rechtzeitig schaffen wird. Er würde mich nicht anlügen, Bruce.“ Ich schüttelte mit dem Kopf und versuchte, mir einzureden, dass das alles nur Lügen waren, die er mir da auftischte.

„Er hat sein Versprechen gebrochen, Kelsey.“

„Nein!“, schrie ich noch lauter und meine Hände flogen in alle möglichen Richtungen, als ich versuchte, ihm von mir loszukriegen. 

„Kelsey!“ Bruce griff wieder nach meinen Handgelenken und hielt mich davon ab, erneut um mich zu schlagen. „Er ist weg.“, flüsterte er und das war der letzte Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte, bevor ich in Bruce‘s Arme fiel und in Tränen ausbrach und hysterisch zu weinen begann.



„Du hast es mir versprochen...“

„Ich hatte gehofft, dass es alles klappen würde.“, sprach Justin das erste Mal, seitdem wir miteinander redeten. „Ich hatte gehofft, dass es nicht so enden würde und das wäre es auch nicht, wenn Luke sich verdammt noch mal nicht mit mir angelegt hätte.“

„Du denkst immer nur mit deinem Zorn anstatt mit deinem Kopf. Hast du nicht daran gedacht, wie mich das betreffen würde?“ Ich starrte ihn verwirrt über seine Ignoranz an. „Hast du ernsthaft geglaubt, dass Luke nicht sowas abziehen würde? Wenn ich mich nicht irre, hat Bruce dir unzählige Male gesagt, dass man keinen Anschlag auf jemanden ausübt, direkt nachdem man gerade erst in einem Verhör war. Man muss warten und das hättest du auch tun müssen, aber stattdessen machst du, was du immer machst. Du hörst nie zu.“

„Wie zur Hölle hätte ich mich sonst an ihm rächen sollen–“ Er atmete tief ein und ließ seinen Kopf sinken, sodass er auf den Boden starrte, bevor er mich wieder ansah. „Ich–woher kommt auf einmal dieser schnelle Gemütswechsel?“ Er rieb nervös mit der rechten Hand über seinen Nacken. „Es war alles okay und jetzt...sind wir, ja keine Ahnung was jetzt mit uns ist.“, flüsterte er.

Ich verspürte den Drang meine Augen zu verdrehen, ignorierte es jedoch. 

„Du verstehst es nicht, oder? Ich bin nicht mehr das Mädchen, dass du vor drei Jahren verlassen hast.“

„Ich habe dich niemals verlassen.“, zischte er. „Ich war immer da...in deinem Herzen, und das weisst du auch.“

„Du warst nie körperlich anwesend und das war, was ich brauchte. Ich brauchte deinen Trost. Ich brauchte jemanden, der mir sagen würde, dass alles wieder in Ordnung sein würde.“ Ich sah ihn an. „Und das konntest du nicht tun.“

„Wenn ich das könnte, dann hätte ich das getan und du weisst, dass das die Wahrheit ist.“, antwortete er leise und Trauer erfüllte seine Augen, als er mich vom anderen Ende des Raums anstarrte.

„Bei dir weiss ich leider nicht mehr, was Wahrheit ist.“, antwortete ich wahrheitsgemäß.

„Du bedeutest mir so viel.“, murmelte er mehr zu sich, als ob er mir ein Geheimnis verraten würde. „Die ganze Zeit, als ich in dieser gottverdammten Zelle eingesperrt war, konnte ich nur an dich denken; deine Berührung, deine Küsse, dein Lächeln, dein Haar, deine Augen, einfach...“ Er sah mich an. „Nur an dich.“

„Hör auf.“ Ich schüttelte mit dem Kopf. „Nichts von dem was du sagst oder tust, wird es besser machen.“

Er starrte mich völlig ungläubig an und konnte die Worte, die gerade aus meinem Mund kamen, nicht glauben. „Was kann ich tun, um deine Meinung zu ändern?“

„Nichts.“, murmelte ich. „Es gibt nichts, was du tun kannst, denn ich habe meine Entscheidung bereits getroffen.“ 

„Ich kann dich nicht verlieren.“, flüsterte Justin und seine Schultern sackten nach unten, bevor er sich mit den Fingern durch sein Haar fuhr. „Ich kann dich nicht verlieren, verdammt!“, brüllte er und stand ruckartig auf, bevor er den Tisch umschmiss, der mit einem lauten Krach wieder auf dem Boden aufschlug. Ich beobachtete ihn konzentriert mit einem traurigen Blick, als er auf dem Parkett hin und her lief und unverständliche Worte vor sich her murmelte, bevor er sich wieder zu mir drehte. „Du kannst mich nicht verlassen.“, murmelte er und wurde von sich selbst besiegt, als er wegen meiner Anwesenheit schwach wurde. „Nicht nach allem, was wir durchgemacht haben...“

Ich schluckte und spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Ich schüttelte mit dem Kopf, um das Zeichen meines Leids in meinen Augen loszuwerden. „Wir können das nicht mehr so weitermachen.“

„Was weitermachen?“, zischte er und war nicht in der Lage, woher mein Verhalten auf einmal kam. „Ich liebe dich, ist das nicht genug?“

„Wenn du mich geliebt hättest, hättest du mich nicht angelogen!“, höhnte ich und meine Wut war gerade auf einem Höchststand und ich wusste, dass ich endgültig genug hatte. „Du hast mir versprochen, dass du da sein würdest. Du hast gesagt, dass es vielleicht ein bisschen später wird, aber du auf jeden Fall kommen würdest.“ Mein Kinn zitterte, als ich mich davon abhielt sofort loszuheulen. Ich würde nicht in Tränen ausbrechen und Schwäche zeigen. Ich habe mich so angestrengt, um mich wieder aufzurappeln und weiterzugehen, ich würde das auf keinen Fall wieder rückgängig machen.

Justin sah mich überrascht über meinen plötzlichen Ausbruch an. 

„Du hast mir noch nicht einmal gesagt, dass Luke mich beobachtet hat...“ Ich hielt inne und kniff meine Augen zusammen. „Ich habe von John erfahren, dass Luke da war...in meinem Bett.“ Ich biss auf meine Lippe und konnte die Wörter genauso wenig glauben, wie als John mir sie das erste Mal gesagt hat.

„Er hat mich angefasst und du hast mich in dem Glauben gelassen, dass es irgendwas anderes war! Du hast mir weisgemacht, dass ich das nur geträumt habe, aber in Wirklichkeit wusstest du, wer es war und du hattest nicht einmal den Anstand, mir zu sagen, dass es Luke war?!“

„Ich wollte das mit ihm allein regeln. Deswegen habe ich dir nichts gesagt!“, schrie er und zog an seinen Haarspitzen, seine Augen verfärbten sich in ein dunkles Braun. „Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Ich dachte, ich würde ihn schnell loswerden und dann gäbe es nichts mehr, worüber man sich Sorgen machen müsste–“

„Aber stattdessen bist du festgenommen worden.“, rief ich und sah auf meine Hände, als ich die warme Flüssigkeit meiner Tränen meine Wangen hinunterlaufen spürte. Und dann wusste ich, dass meine Standhaftigkeit versagt hatte. „Gott, wie konntest du nur so dumm sein?“

„Ich habe versucht, dich zu beschützen!“, brüllte er.

„Beschützen...“, wiederholte ich spottend. „Beschützen vor was?“, zischte ich und die Anspannung zwischen uns stieg immer schneller an.

„Luke.“, konterte er. „Als erstes, als ich herausgefunden habe, dass dieser nutzlose Bastard dich beobachtet hat–“

„Warte, was?“ Ich starrte ihn schockiert an.

Justin erstarrte und verfluchte sich innerlich für das, was er gesagt hatte. „Scheiße.“, krächzte er frustriert.

„Er hat mich beobachtet?“

Justin sah mich an. „Ja.“ Er seufzte und fuhr erneut mit seinen Fingern durch sein Haar, als ob die Erinnerung daran noch klar vor seinen Augen lag. „Er hat mich eines Nachts angerufen und hat mir genau beschrieben, was du getragen hast, deswegen bin ich so schnell vorbeigekommen, um dich zu beschützen.“

„Wow, das wird ja hier immer besser.“, fauchte ich und die Wut pulsierte durch meine Adern. „Gibt es sonst noch was, was du mir von dieser Nacht verschwiegen hast?“

„Nein.“, zischte Justin, bevor er seinen Kopf schüttelte und versuchte, sich zu beruhigen. „Es tut mir leid.“, murmelte er. „Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich das machen, aber das geht nicht.“ Er atmete tief ein und legte seine Hände auf seine Hüfte, als er sich mental auf das vorbereiten würde, was jetzt kommen würde. „Als du mir gesagt hast, dass du irgendwelche Berührungen gespürt hast und ich wusste, dass ich es nicht war...habe ich vollkommen den Verstand verloren. Alles woran ich denken konnte, war dich aus der Gefahr zu bringen und diesen Hurensohn umzubringen, weil er sich gewagt hat, auch nur daran zu denken, dir etwas anzutun.“

Tränen stiegen wieder in meine Augen. „Meine Familie war auf dem besten Weg, dir eine zweite Chance zu geben...sie haben uns endlich akzeptiert und alles wendete sich wieder zum normalen...“ Ich sah ihn an und meine Sicht verschwamm, als ich mit dem Kopf schüttelte. „Aber du hast alles ruiniert.“, flüsterte ich. 

„Wir können das alles wieder richten.“, flehte er mit verzweifelten Blick. „Ich bin mir sicher, dass wir das können. So wie all die anderen Probleme, die wir gemeistert haben. Wir haben schon viel schlimmeres durchgemacht–“

„Bitte.“ Ich hob spottend eine Hand. „Bitte sag mir eine Sache, die schlimmer als das war.“ Ich sah ihn ungläubig an, als ob er seinen Verstand verloren hatte. „Wir haben eine Menge durchgemacht, ja...aber nichts ist vergleichbar damit.“

„Ich habe dir von Anfang an gesagt...“ Er hielt inne und schloss seine Augen, als er tief einatmete und durch seine Nase wieder ausatmete und mir dann wieder in die Augen sah. „...Dass es nicht einfach sein wird. Ich habe dir gesagt, dass mein Leben kein Spaziergang im Park ist und weisst du, was du dazu gesagt hast?“ Er wartete gar nicht auf meine Antwort, sondern beantwortete seine Frage direkt für mich. „Du hast gesagt, dass du mich niemals verlassen würdest. Dass du für mich da sein wirst, egal wie oft ich Scheiße baue.“



„Und du hast mir versprochen, dass du mich niemals verletzen würdest.“, konterte ich und verschluckte mich an den Tränen, die mittlerweile unkontrolliert aus meinen Augen quollen und sah ihn mit all dem Schmerz an, den ich nur aufbringen konnte. All die Emotionen, die ich über diese drei Jahre zurückgehalten hatte, sprudelten nun aus mir heraus. „Du hast mir gesagt, dass du da sein würdest...und du hast gesagt, dass du schon aufpasst, dass dir nichts passiert. Erinnerst du dich?“

Er erstarrte auf der Stelle und erinnerte sich daran, dass er das gesagt hatte.

Er hatte etwas getan, was ich am wenigsten von ihm erwartet hatte. Er hat mein Herz in eine Million Stücke zerfetzt. „Kelsey...“

„Du hast gelogen...Du hast mich in dem Glauben gelassen, dass zwischen uns alles wieder okay sein wird! Du hast mir die Hoffnung gegeben, dass wir vielleicht endlich zusammen sein könnten, ohne dieses unerträgliche Drama Tag ein, Tag aus. Aber es war alles nur eine riesengroße Lüge, oder?“

„Nein.“ Er schüttelte mit dem Kopf. „Ich hatte auch gedacht, dass das endlich alles vorbei war! Deswegen habe ich Luke umgebracht; Ich wollte, dass er von der Bildfläche verschwindet! Er musste weg sein, damit ich nichts mehr hatte, worum ich mir Sorgen machen müsste.“ Er fuhr mit den Fingern zum dritten Mal durch sein Haar und zog frustriert daran. „Ich wollte dich nicht anlügen. Ich wollte es dir sagen, aber ich konnte nicht einfach gehen und Luke erledigen, wenn ich wusste, dass du besorgt Zuhause auf mich warten würdest. Ich konnte dich nicht mit da reinziehen!“

„Aber stattdessen hast du es mich durch die Nachrichten erfahren lassen?“ Ich sah ihn mit großen Augen an und sprang völlig ungläubig auf. „Ich hätte lieber wenigstens von dir gewusst, dass du etwas so gefährliches und achtloses machen würdest...und mir über die Konsequenzen Sorgen machen, als es von jemand anderem als dir zu erfahren!“, schrie ich hysterisch. „Weisst du, wie schmerzvoll es war, zu verstehen, was mit dir passiert ist und dass du für eine lange...sehr lange Zeit aus meinem Leben verschwunden bist?“

„Ich wollte dich niemals verletzten.“, sprach er ruhig und seine Augen glänzten, von dem ich annahm, dass es Tränen waren.

„Das spielt keine Rolle, Justin, weil am Ende ändert das auch nichts an dem, was passiert ist. Was geschehen ist, ist geschehen.“

Justin ließ seine Arme und seine Schultern hinuntersacken, denn er wusste, dass er diese Diskussion mit mir nicht gewinnen würde. „Du bist mein Leben.“, flüsterte er völlig auseinander gerissen. „Du bist alles für mich. Ohne dich bin ich nichts.“
„Ich bin mir sicher, du findest jemand anderes.“, murmelte ich.

„Niemand ist vergleichbar mit dir.“ Er sah mich an, als ob ich völlig den Verstand verloren habe. „Ich könnte mit tausend Mädchen ausgehen und keine einzige würde auch nur einen Tag in meinem Leben aushalten. Du bist die Einzige für mich; Du warst immer für mich da.“

„Tu das nicht.“, flüsterte ich und ballte meine Hände zu Fäusten, um das, was er mir erklärte, aus meinen Gedanken zu blockieren.

„Was soll ich nicht tun?“, sprach er leise.

„Solche Dinge zu sagen...vor allem, wenn du sie gar nicht ernst meinst.“ Ich scharrte mit meinen Füßen auf dem Boden und schluckte.

Er sah mich ungläubig an. „Wie kannst du das nach allem sagen? Du weisst sehr wohl, wie viel du mir bedeutest und wie sehr ich dich liebe. Egal, wie oft ich es vermassele, du weisst, dass du mich tief in deinem Inneren liebst.“

Ich beobachtete ihn, wie er mir intensiv in die Augen starrte, seine Hände in den Hosentaschen und seine Brust bebte wegen seinem unregelmäßigen Atem auf und ab.

Ich biss auf meine Unterlippe und wendete meinen Blick von ihm ab, weil ich es nicht länger aushalten konnte, wie er mich anstarrte.

Ich schob eine Haarsträhne hinter mein Ohr und wippte nervös auf meinen Zehenspitzen herum. 

Wir standen dort für eine Weile und niemand von uns sagte ein Wort oder bewegte sich, bis Justin schließlich auf mich zuging. Mein Atem stockte, als er immer näher kam, bis er schließlich unmittelbar vor mir stand und ich ihn atmen hörte. Ich erstarrte und hatte keine Chance, zu entfliehen.

Er lehnte sich zu mir und fuhr mit seinen Fingerspitzen über meine Wange, sein Atem war immer noch unregelmäßig.

„Wa–was machst du da?“, flüsterte ich und schloss meine Augen unter seiner zarten Berührung.

Er schwieg still, als seine Finger meine Haut berührten und zu meiner Unterlippe wanderten. „Du bist so sexy, wenn du nervös bist.“, flüsterte er und sein heißer Atem kollidierte mit meinem.

„Justin...“, begann ich sprachlos.

Er sah auf mich hinab und griff nach meinem Kinn, sodass ich ihn ansehen musste, als er mit seiner anderen Hand meine Taille umfasste und mich näher an sich zog. Er lehnte sich zu mir hinab und legte seine weichen Lippen auf meine Halsbeuge und küsste sie sanft, bevor er seinen Kopf völlig in meinem Hals versenkte. „Ich liebe dich.“, murmelte er.

Ich stieß ein zittriges Schniefen aus und war überrascht von seinen plötzlichen, hypnotisierenden Berührungen.

Er fuhr mit der Nase meine Halsbeuge hinunter zu meiner Schulter und lehnte sich wieder zurück, aber er entfernte sich nicht von mir. Er war immer noch so nah und seine Lippen waren nun nur noch wenige Zentimeter von meinen entfernt. „Wir werden das schon schaffen.“, flüsterte er. „Ich werde alles dafür tun, damit du wieder glücklich wirst.“

Ich kämpfte gegen den Drang, zu weinen und mein Herz zerschmolz unter seinen Worten. „Ich würde dir gerne glauben...“ Ich schüttelte mit dem Kopf und meine Zähne bohrten sich in meine Unterlippe.

„Dann tu es.“, murmelte er. „Glaub mir, wenn ich dir sage, dass ich dich wieder dazu bringe, mich zu lieben.“

Ich stieß ein leises Wimmern aus und starrte traurig in seine Augen. Ich habe niemals aufgehört, ihn zu lieben; Ich wollte es laut aussprechen, aber ich hielt mich davon ab, überhaupt irgendwas zu sagen.

„Ich werde alles tun, um dir zu zeigen, wie leid es mir tut. Ich weiss, dass die Zeit, die wir verloren haben, unwiderruflich ist. Aber ich bin mir sicher, dass ich dein Vertrauen wieder gewinnen kann.“

Ich sah ihn an und mein Herzschlag verschnellerte sich mit jedem Millimeter, den er mir näher kam. „Ich werde uns nicht einfach aufgeben.“, murmelte er. „Ich werde für dich kämpfen. Ich werde dich nicht gehen lassen, egal wie sehr du mich von dir stößt.“
Ich biss auf meine Lippe und wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich sollte eigentlich wütend auf ihn sein, aber ein Teil von mir konnte nicht anders, als sich in seine schützenden Arme fallen lassen. 

„Versprichst du es mir?“ Ich ärgerte mich innerlich über mich selbst, weil ich wusste, dass ich mich noch mehr in etwas hineinritt, was ich eigentlich zu vermeiden versuchte.

Er legte seine Stirn gegen meine Stirn und sah mir liebevoll in die Augen. „So wahr ich hier stehe, Baby.“ Er küsste meine Nase und schmiegte schon bald seine eigene daran. „Es wird alles wieder gut...“ Er küsste mich sanft auf den Mund. „Ich verspreche es.“

Dangers back,Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt