Mein Kopf schmerzte furchtbar, als ich die Augen öffnete und das gressliche Licht auf mich wie eine Bombe einschlug. Reflexartig verdeckte ich mit der Hand die Hälfte meines Gesichtes, schielte jedoch zur Seite, um mich daran zu gewöhnen. Mein Körper lag auf einem harten Krankenbett, von dem man ständig Rückenschmerzen bekam, sofern man länger als 10 Minuten darauf verbrachte. Ich erkannte die schäbigen Wände des Sanitätszimmer und die Erste- Hilfe Kästen, die sich an ihnen befanden. Für einen Moment war ich verwirrt und ich versuchte mich krampfhaft an das Geschehene zu erinnern, da fiel es mir wieder ein.
Mir fielen die vielen Menschen ein, die vor mir gestanden haben. Mir fiel auch das billige Aftershave ein und Mike, wie er mich beschimpft und gegen den Spind gepresst hatte. Wie die anderen jubelnd zusahen und er mir einen Schlag verpasste. Ich fuhr mit meinem Finger über meine Nase entlang und spürte die hartnäckige Kruste unter ihr.
,,Du bist ja wach, wie schön!"
Ich starrte die Sanitäterin an, welche mich begeistert musterte und setzte mich vorsichtig auf. ,,Du warst nicht lange weg, vielleicht 5 Minuten. Um deine Nase habe ich mich gekümmert, keine Sorge." Mein Kopf nickte verständnisvoll. ,,Kannst du dich an irgendetwas erinnern?" Ich schluckte. ,,Man hat mich geschlagen." ,flüsterte die raue Stimme. ,,Das stimmt. Ein Lehrer fand dich bewusstlos mit einpaar Schülern." ,,Was passiert jetzt mit ihm?" ,fragte ich einwenig ängstlich, als sie sich auf den Stuhl setzte.
,,Soweit ich weiß, drohen Schülern, die andere absichtlich verletzen, eine Klassenkonferenz, doch versprechen kann ich nichts. Ach, bevor ich es noch vergesse, das Sekretariat hat bei dir zuhause angerufen, da wir uns, was deinen gesundheitlichen Stand angeht, nicht sicher waren. Deine Mutter wird wohl bald hier sein."
Insgeheim fragte ich mich, wie sie auf meinen Anblick reagieren würde und die Tatsache, dass ihre Tochter in der Schule von einem Schüler geschlagen wurde. Es kam oft vor, dass man mir Backpfeifen verpasste, wenn ich mich unschuldig im Wald herumtrieb, denn ausgerechnet dann konnte mir niemand helfen.
Doch es war das erste Mal gewesen, dass meine Eltern informiert wurden und ich rechnete mit Fragen, für die ich mir eine simple Ausrede zusammenreimen musste und zwar so schnell wie möglich. Sie sollten nicht von meinen Problemen erfahren, geschweige denn von der Ursache, dessen Akzeptanz ich mir erkämpfen müsste, aber nun war nicht der richtige Zeitpunkt für so etwas gewesen. Zuerst musste ich dafür sorgen, dass sie nichts von dem, was mit mir Geschah, mitbekamen, denn verstehen würden sie es sowieso nicht.
Es dauerte nicht all zu lange, bis ich die mir bekannten High Heels hörte, welche durch die Schulflure stöckelten. Meine Mutter erschien in ihrem blutroten Mantel im Türrahmen und schaute mich schockiert an, als sie mich zu Gesicht bekam. ,,Um Gottes Willen, was ist denn mit dir passiert!" In ihr brach der altbekannte Mutterinstinkt aus und sie betäschelte mein Gesicht wie einer ihrer Porzellantassen, die aufkeinfall zu Boden fallen durfte.
,,Sie wurde anscheinend von einem Schüler geschlagen, aber es ist alles in Ordnung. Ihre Nase zeigt keinen Bruch und sie scheint auch keinerlei Probleme zu haben, nicht?" Die Sanitäterin warf mir einen fragenden Blick zu und ich verneinte. Sofort drehte sich meine Mutter um, voller Wut, wie eine wildgewordene Furie. ,,Und das soll ich Ihnen glauben?! Sie hätten einen Krankenwangen rufen sollen! Man sagte mir, sie seie bewusstlos gewesen und da schleppen Sie sie in diesen schlecht belüfteten Raum? Was ist das hier nur für eine Schule, die ihre verletzten Schüler so widerwärtig behandelt?"
Die Worte flossen nach und nach aus ihrem Munde und ich zog fest an dem roten Mantel. ,,Mir geht es doch gut!" ,sagte ich zu ihr und stand auf. ,,Wir sollten gehen, einen schönen Tag noch!" ,rief sie stutzig und griff nach meiner Hand. Ich war froh, dass sie mich nicht mit jeglichen Fragen bombardierte, obwohl mir bewusst war, dass sich dies heute Abend noch zutragen würde. Bis dahin hatte ich Zeit, Zeit um mich aus diesem ganzen Schlamassel zu retten.
Song: Big Jet Plane - Angus & Julia Stone
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Different
Ficção AdolescenteNachdem die 15 Jährige Alice sich ihrer Geschlechtsdysphorie bewusst wird, trifft diese auf ein äußerst helles Köpfchen, welches ihr bei dem schweren Prozess der Selbstfindung hilft.