Kalter Krieg

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Es war später Abend. Im Gemeinschaftsraum der Gryffindors war nicht mehr viel los. Nur vereinzelt dösten ein paar Schüler – darunter auch Harry – in den Sofas und beobachteten schweigend, wie das Feuer langsam kleiner wurde. Der große Raum wurde in ein warmes Dämmerlicht getaucht und an den Wänden tanzten die Schatten.

PENG!

„AU!"

Alle schreckten auf. Hektisch sahen sich alle um und fanden eine wutentbrannte Hermine, die das Portraitloch so feste zugeknallt hatte, dass die fette Dame vor schmerzen schrie.


Harry wusste nicht so recht, ob er fragen sollte, was los ist. Vielleicht würde sie ja einfach nur in ihr Bett verschwinden wollen.

Sechs oder sieben Augepaare folgten ihr, wie sie den Raum durchstampfte, aber keiner wagte etwas zu sagen. Doch dann blieb Hermine plötzlich stehen und drehte sich zu ihnen um.

„Aggressiv?! Unkontrolliert?! GESTRESSST?!" , rief sie. „ICH BIN NICHT GESTRESST!"

Fassungslose Gesichter starrten sie an. Als wäre ihr Geschrei ein Stichwort zum Schlafengehen murmelten alle gleichzeitig etwas von ‚müde' und 'so spät' und verzogen sich in ihre Schlafsäle.

 Alle bis auf Harry, auf den Hermine jetzt zuging.
„Ähm... sicher?", fragte er, bereute es im nächsten Moment schon wieder, als Hermine ihn zornig ansah.

„Nein", sagte sie unwirsch. „ICH BIN STOCKSAUER!"

„Hermine, es wollen schon welche schlafen", flüsterte Harry. „Setz dich und beruhig dich erst mal."

Für einen Moment verengten sich ihre Augen zu Schlitzen, doch zu Harrys Erleichterung setzte sie sich neben ihn auf das Sofa.
„Ich habe eine offizielle Abmahnung bekommen. Das nächste Mal würde ich den Posten als Vertrauensschülerin verlieren. Professor Sprout ist nach Kräuterkunde zur McGonagall gegangen und hat ihr alles erzählt", begann sie. „Aber natürlich hat sie es ihr so erzählt, dass ich jetzt wirklich dastehe wie eine Irre! Niemand fragt sich, ob Malfoy nicht auch was zu dem Streit beigetragen hat."

„Alle haben eben nur gesehen, wie er versucht hat dich zu bändigen", sagte Harry vorsichtig. „Ich glaub dir aber natürlich!", warf er schnell hinterher.

Hermine schnaufte und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Du hast doch selber gesagt ich sei kindisch!"

„Ich verstehe nur nicht, wieso du dich so sehr darüber aufregst. Malfoy hat doch immer einen von uns schikaniert. Da musst du drüber stehen."

„Ich weiß, aber dieses Mal ist es anders! In fast zwei Wochen bin ich volljährig. Ich habe das erste Mal auch außerschulisch etwas erreicht. Ich bin einfach erwachsener geworden und ernsthafter."

Harry sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ich fand dich schon im ersten Jahr ernsthaft genug. Du warst wahrscheinlich auch schon mit vier erwachsen. Deswegen ist dein Verhalten auch, naja, seltsam."

Hermine drehte sich zu ihm. „Ich weiß einfach, dass dieses Jahr ein besonderes für mich wird, aber Malfoy versucht mir alles kaputt zu machen! Er macht mich ständig lächerlich und provoziert mich!"

„Ach Hermine." Er legte einen Arm um ihre Schulter. „Sei nicht so verbissen. Du wirst Ende diesen Jahres eh wieder die Beste sein und den Bund wird es weiterhin geben. Mach dir nicht unnötig Stress."

Hermine antwortete nicht. Sie saß reglos da und blickte ins Feuer. Harry streichelte ihr über die Schulter und machte keine Anstalten mehr mit ihr zu Diskutieren. Doch was er nicht ahnen konnte war, dass unter ihrer Fassade ihr Gehirn in Hochtouren arbeitete, und zwar nicht um das zu verarbeiten, was er ihr vorgeschlagen hat, sondern um den perfekten Plan zu entwickeln um es Malfoy heimzuzahlen.

Als sie am nächsten Morgen zum Unterricht ging, fühlte sie sich übernächtigt. Sie hatte fast die ganze Nacht wach gelegen und gegrübelt, war aber mit dem Ergebnis noch nicht hundertprozentig zufrieden. Zur Auswahl stand bisher: Malfoy verfluchen, sodass er den ganzen Tag den Zwang verspürt nur einen Satz jedem sagen zu müssen und zwar ‚ich habe heute Nacht so oft masturbiert, dass er ganz wund ist'. Hermine wusste nur nicht, ob das auch demütigend genug war. Dann gab es noch die Möglichkeit ihm ein paar Tropfen Liebestrank in den Kürbissaft zu schütten und dazu zu bringen der maulenden Myrte nachzusteigen und ihr vor der gesamten Schule einen Heiratsantrag zu machen. Das wäre aber zu offensichtlich, denn jeder würde sofort merken, dass es ein Liebeszauber war und die ganze Sache wäre nächste Woche schon wieder vergessen.

Hassliebe - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt