Stille Vorwürfe

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„Jetzt wird alles anders, hab ich recht?", fragte Hermine, als sie mit Harry und Ron auf dem Astronomieturm standen.

„Dieser Ort hier", sagte Harry „bringt mich immer noch zum Staunen."

Hermine folgte seinem Blick über die Ländereien von Hogwarts. Dem dunkel glitzernden See und den unzähligen Grüntönen der Baumkronen des Verbotenen Waldes. Hermine verspürte einen Stich im Bauch.

Ihre Gedanken wurden von schnellen Schritten unterbrochen und Neville kam die Treppe hoch. „Hier seid ihr", bemerkte er unter schwerem Atmen.

Hermine fühlte sich kurz ertappt, dass nach allem, was sie durchgemacht hatten, waren sie trotzdem immer ein Dreiergespann geblieben waren. Sie sah erst Neville, dann Harry und Ron an und musste erkennen, dass es vor allem die Geheimnisse waren, die sie mit ihren zwei besten Freunden teilte, die sie enger zusammenschweißten. Sie waren die einzigen drei, die wussten, was Dumbeldore wusste. Neville, Luna, Ginny, sie alle hatten es zwar mehr als verdient genau so viel zu erfahren, doch zu ihrem Schutz ging das leider nicht. Und so kam es, dass nach all den Jahren Hermine, Harry und Ron immer noch der harte Kern blieben, wenn es darauf ankam eine geschlossene Gesellschaft.

„Ich werde jetzt nach Hause fahren", sagte Neville. „Aber nicht, ohne mich zu verabschieden."

Das zweite Mal versetzte es Hermine einen Stich. Würde sie jemals wieder nach Hogwarts zurückkehren? 

Sie umarmten Neville einer nach dem anderen und begleiteten ihn hinunter. Dort schwirrten Schüler und Lehrer hektisch umher. Koffer wurden hastig die Treppen herunter gehievt und letzte Abschiedsworte gesprochen. Doch anders, als in all den anderen letzten Schultagen des Jahres, war die Stimmung alles andere als Ausgelassen. Hermine sah, wie sich Freunde weinend in den Armen lagen, andere eilten ohne sich noch mal umzusehen zum Zug.

Nachdem Dumbledores Leiche geborgen wurde, war Professor McGonagall vor die gesamte anwesende Schüler- und Lehrerschaft getreten und hat allen geraten, Hogwarts fürs erste zu verlassen. Sie wollten eigentlich erst in einer Woche in die Sommerferien entlassen werden. Doch das war jetzt offenbar nicht wichtig.

Sie gingen mit Neville in die große Halle und verabschiedeten sich von ihm und Luna mit einer langen Umarmung.


Hermine saß später am Abend zusammen mit Ron und Harry im Gryffindor Gemeinschaftsraum. Sie sahen ins Feuer des Kamins und waren froh für einen Moment nur das leise Knistern zu hören. Die hektischen Schritte in den Fluren verhallten allmählich, als sich das Schloss langsam leerte. Die drei Freunde ließen sich jedoch nicht scheuchen. Sie wussten, dass vorerst keine Totesser ins Schloss kommen würden. Sie haben schließlich erreicht, was sie wollten und würden sich nun zurück ziehen, um die nächsten Schritte zu Planen.

Professor McGonagall trat ein und unterbrach die wohltuende Stille. Sie verweilte kurz auf der Stelle und sah die drei besorgt an. Ein seltsamer Anblick, dachte Hermine, da sie sonst immer wusste, was zu sagen war.

„Ich schlage vor, sie begeben sich nun auch nach Hause", sagte Professor McGonagall schließlich.

„Wir müssen den Orden zusammenrufen", sagte Harry.

„Der Orden kann sich auch morgen noch treffen", gab sie streng zurück. „Sie drei gehören zuerst in Sicherheit."

„Nach Hause", flüsterte Harry verächtlich.

„Kommt mit zu mir!", sagte Ron. „Wir sollten jetzt zusammenbleiben."

„Das halte ich für eine gute Idee, Mr. Weasley.", sagte Professor McGonagall.

Hassliebe - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt