Die Akte Malfoy

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Harry war gerade mit Professor McGonagall aus Dumbledores Büro gekommen, als Hermine hinter einer Statue herlugte, ihren Zauberstab erhob und auf den richtigen Moment wartete. Der Wasserspeier drehte sich noch immer und sobald Hermine die beiden außer Hörweite vermutete flüsterte sie: "Immobile."

Sie blickte sich noch einmal um und huschte schnell unter den steindernden Flügeln hindurch die Treppe hoch. Bevor sie jedoch eintrat, verspürte sie einen kurzen Stich in ihrer Brust. Es fühlte sich falsch an, sich hier hineinzuschleichen. Sie atmete einmal tief durch und öffnete die großen Türen aus dunklem Holz. Kaum war sie eingetreten, nahm ihr ein weiterer Stich kurz die Luft zum Atmen. Es sah aus, als wäre Dumbledore gerade eben noch hier gewesen. Sein Tee war noch nicht ausgetrunken und einige Bücher lagen aufgeschlagen auf seinem Schreibtisch. Niemand hatte es gewagt, seine letzten Lebenszeichen wegzuräumen.

Okay, konzentrier dich, schalt sich Hermine. Sie blickte sich kurz um und trat an einen großen Schrank mit vielen Schubladen. Diese waren nach Buchstaben sortiert und sie öffnete die, auf der ein 'M' stand. Mit flinken Bewegungen blätterte sie sich zu 'Malfoy, Draco' vor und zog eine Akte hervor. Obwohl sie wusste, dass sie alleine war, blickte sie sich noch einmal um. Sie hatte eigentlich nur vorgehabt, sich die Akte anzusehen und dann wieder an ihren Platz zu legen. Kurz entschlossen ließ sie die Akte schließlich in ihrer Perlenhandtasche verschwinden. Sie würden es sicherlich merken, wenn er nächstes Jahr wieder hier ist. Dann hat er halt Pech, dachte Hermine. Den Abschluss zu machen, kam ihr gerade nur absurd vor.

Sie huschte genauso unbemerkt wieder die Treppe herunter auf den Flur. "Finite", flüsterte sie und der Wasserspeier bewegte sich, bis er keinen Einlass mehr gewährte.

Schnellen Schrittes ging sie zurück zum Gryffidor Turm, bevor jemand etwas bemerkte. Dort angekommen standen jedoch Harry und Ron im Gemeinschaftsraum. Als sie eintrat, blickten beide sie mit ausdruckslosen Gesichtern an.

"Wo warst du?", fragte Harry.

Hermine konnte sehen, dass er geweint hatte.

"Ich-", stammelte sie. "Ich hab Krummbein gesucht."

"Der ist in deinem Schlafsaal", sagte Ron. "Harry und ich sind fertig mit Packen und wollen jetzt los. Der nächste Zug fährt in 10 Minuten."

"Oh, okay", gab Hermine zurück und konnte ein wehleidiges Lächeln nicht unterdrücken.

"Was?", fragte Ron.

"Ich musste nur gerade daran denken, wie ich euch mal verzauberte Taschenkalender geschenkt habe, damit ihr euch besser organisiert und nicht immer zu spät zum Unterricht kommt", sagte sie.

Ihre beiden Freunde schenkten ihr ein müdes Lächeln und schulterten ihre Rucksäcke.

"Sollen wir dir beim Tragen helfen?", fragte Harry.

"Nein, danke. Ich komme zurecht", gab Hermine zurück. "geht ihr schon mal vor. Ich bin in ein paar Minuten bei euch." Schon sprang sie die Treppen hoch.

Sie war die Einzige im Schlafraum, bis auf Krummbein, der auf ihrem Bett lag, als würde er damit klarstellen wollen, von hier nicht weg zu gehen. Sie kraulte ihn am Kopf, bevor sie ihre restlichen Sachen in einen Koffer packte. Sie hätte auch alles in ihre kleine Perlenhandtasche schmeißen können, doch aus irgendeinem Grund wollte sie nicht, das jemand von diesem Zauber wusste. Jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt. Ihre Hogwarts Schuluniform, den Umhang und das Spielzeug für Krummbein landeten im Koffer. Fast alle ihrer Bücher, Tränke und Substanzen und praktische Kleidung dagegen wollte sie immer bei sich wissen, und sie landeten so in der Handtasche.

Das letzte Teil, das noch nicht verstaut war, war ein weiterer Umhang. Mit grüner Kapuze und Slytherin Emblem. Sie vergrub ihr Gesicht in dem Stoff und roch daran. Noch roch es nach ihm. Nach Eichenmoos, Leder und grünen Äpfeln. Es fiel ihr schwer von dem Teil abzulassen, als sie es in den Tiefen ihrer Handtasche vergrub.

Hassliebe - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt