Kapitel 11

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Sicht von Ravyn
Die Wochen nach der Krönung waren anstrengend. Der Drachenkönig Rajaion hatte mir neben seinem Beileid auch einen Plan unterbreitet, wie wir uns gegenseitig schützen könnten mit Drachenmagie und etwas Vampirmagie, wenn man es so nennen wollte. Heute Nacht war es dann soweit. Wir begannen den Schutzzauber für Drachen und Vampire zu weben.

Sicht von Leaena
Ich setzte mich hin und legte meine Beine hoch. Es war entspannend mit einer Tasse Honigmilch da zu sitzen und ein wenig zu lesen. Obwohl es mich schmerzte, arbeitete ich nicht mehr bei der Bibliothek. Ich war einmal entführt worden, Ravyns Mutter war entführt worden, seine Eltern warten tot und jeden Tag hörte man von zivilen Opfern. Mir jagten solche Infos die Gänsehaut über den Körper. Doch was sollte ich schon tun? Wenn es drauf an kam, konnte ich mich verteidigen und verschwinden, ich war trotzdem eher eine Last als eine Hilfe.
"Herein!" kam es von mir, als ich ein klopfen hörte. Ich sah auf und es war Fiona, welche den Raum betrat. "Der König bat mich Euch das zu geben, wenn er unterwegs ist." Sie brachte mir einen Brief. "Danke" sagte ich und sah sie leicht verwirrt an. "Kann ich sonst noch etwas für Euch tun? Noch eine Tasse Honigmilch?" "Danke, aber ich habe noch. Ich komm selbst in die Küche, wenn ich etwas brauche, ja?" Sie nickte und ließ mich allein in meinem Zimmer. Verwirrt sah ich auf den Brief und holte ihn aus dem Umschlag. Die Schrift war ordentlich und die Zeichen waren aus der Vampirsprache. Eine Weile hatte ich sie nicht gelesen und stockte noch bei den ersten Worten, dann wurde es flüssiger.

Hallo Leaena,
ich hoffe du bist der Vampirsprache inzwischen mächtig, falls nicht, werde ich dir das hier wohl doch persönlich sagen... Eigentlich würde ich es dir auch gerne persönlich sagen, aber die Gespräche mit dem Drachenkönig nehmen viel Zeit in Anspruch und so  bin ich jede Nacht unterwegs. Hoffentlich pegelt sich das noch ein.
Nun ja, was ich dir eigentlich sagen wollte... Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll... So auf Papier...

Ich schmunzelte dabei. Einiges war da auch durchgestrichen und nicht mehr lesbar. Was auch immer er mir damit sagen wollte, es machte ihn verlegen oder er war einer, der Worte nicht so gut niederschreiben konnte. Letzteres bestätigte sich, als ich weiter las.

Also nun... Ach verdammt... Kommst du heute Nacht zu mir, wenn ich wieder da bin? Ich rede doch lieber persönlich mit dir.
Ravyn

Ich musste ein wenig lachen, als ich das las und legte den Brief beiseite. Ich überlegte. Ich wollte nicht in seinem Zimmer auf ihn warten und hob den Blick zum Fenster, vielleicht sah ich ihn ja nach Hause kommen. Wobei wohl eher unwahrscheinlich. Er teleportierte sich doch immer. Ich sah trotzdem aus dem Fenster und hatte dabei meine Tasse Honigmilch in der Hand. Erst sah ich zum Eingang mit den böse drein guckenden Statuen, dann sah ich hinauf zu den Sternen. Sie waren so wunderschön. Ich genoss den Anblick. Der Mond schimmerte hell und sorgte für gute Sicht. Als meine Milch alle war ging ich in die Küche. Schon komisch, dass ich wieder normal laufen konnte. Nach vier Tagen war mein Bein wieder heil gewesen. Klar wusste ich von den Selbstheilungskräften meines Volkes, aber so richtig glauben konnte ich das nicht.
In der Küche stiefelten einige Köche herum, sowohl männliche als auch weibliche. Ich schüttelte den Kopf, als ich einen der männlichen am liebsten um ein wenig Blut angeknabbert hätte. Okay hier meldete sich mein Blutdurst wieder ein mal an. Na Hilfe. Ich wollte hier eigentlich nicht wieder fast jedes männliche Wesen anhimmeln wegen Blut. Das war mir einmal passiert war mir immernoch peinlich. Bisher hatte ich von Ravyn getrunken, aber ob er das weiterhin zuließ war die Frage. Ich würde ihn einfach fragen.
"Lady Leaena, was kann ich für euch tun?" fragte ein Beikoch. "Ach ich wollte nur meine Tasse zurück bringen. Die Honigmilch war wirklich lecker, wer auch immer die für mich gezaubert hat" antwortete ich mit einem strahlenden Lächeln.
Hinter mir ging die Tür auf und Fiona kam herein. "Oh man sieht unser König fertig aus heute" bemerkte sie nur nebenher und holte etwas aus einem Kühlfach. "Ravyn ist zurück?" fragte ich und ließ den Titel einfach weg. Niemand hatte mich ermahnt es lieber doch zu tun und zumindest war ich mit ihm befreundet, also sah ich keine Schwierigkeiten darin Ravyns Titel weg zu lassen, obwohl ich ganz genau wusste, wer er war. "Ja, er ist eben angekommen und hat sich auf seinen Sessel gefletzt. " Ich nickte als Zeichen, dass ich sie gehört hatte. "Dann geh ich mal" sagte ich und verließ die Küche und ging einige Treppen nach oben, dann den Gang entlang und nach links. Am Ende war eine dunkle Eichenholztür zu Ravyns Zimmer. Ich klopfte vorsichtig an. "Ravyn, ich bins" sagte ich und wartete, dass er mir erlaubte hinein zu kommen. "Komm rein" kam es dumpf von drinnen und ich folgte der Aufforderung.

Vampirchroniken - Erbe der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt