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Am späten Nachmittag kommen wir endlich wieder am Internat an. Lina und ich parken mit den Anhängern direkt vor dem Stall, damit Sundancer und Gini es nicht so weit haben. Sundancer lässt sich wie auch schon am Hof meiner Eltern erstaunlich gut aus dem Hänger führen. Gini führe ich gleich danach in die Box damit sie schnell wieder bei ihrem neuen Freund ist. Da die beiden sich sichtlich gut verstehen, werden sie in eine gemeinsame Box gebracht.
Tracy und Calimero bringen wir in ihre üblichen Boxen.

Nachdem alle Pferde versorgt sind und das Zeug verstaut ist, machen Lina und ich uns mit dem Gepäck auf den Weg in unser Zimmer. Dort angekommen hole ich den Schlüssel aus meiner Tasche und schließe auf. Jedoch ist das Zimmer schon besetzt. Noah, Finn und zwei Blondinen sitzen auf unserer Couch und lachen fröhlich über irgendetwas. Das Problem ist, dass die Blondinen auf dem Schoß der Jungs sitzen, was Lina und mir natürlich garnicht gefällt.

"Ähm...was macht ihr hier?" frage ich sie irritiert und etwas verärgert. Immerhin sitzen da zwei fremde Mädchen mit knappen Röcken in unserem Zimmer.

Finn und Noah springen auf und überlegen, was sie sagen sollen. Anscheinend haben sie uns erst jetzt bemerkt. Ich werfe einen Blick zu Lina, die Noah und das Mädchen neben ihm mit säuerlicher Miene betrachtet. Ich kann sie gut verstehen, und auch wenn ich nicht wirklich weiß, was das zwischen Finn und mir ist, verspüre ich so etwas wie einen kleinen Stich ins Herz.
Noah kommt auf Lina zu und nimmt ihre Hand.

"Ich weiß, wie scheiße das hier gerade aussieht, aber es ist nicht so wie du denkst." versucht er zu erklären. Lina nickt einfach nur und rennt aus dem Zimmer. Noah flucht und läuft ihr hinterher. Obwohl ich Finn noch gerne länger so angestarrt hätte, wende ich meinen Blick zu den ungebetenen Gästen.

"Ich denke nicht, dass euch jemand jetzt noch hier haben will. Also los, haut ab." sage ich dezent unfreundlich zu ihnen und zeige auf die Tür. Das Mädchen, welches neben Noah stand, folgte meiner Anweisung. Die andere jedoch klammerte sich nur noch mehr an Finns Arm und grinste.

"Ich denke schon. Vielleicht solltest du gehen. Dich braucht hier niemand und außerdem können Finnyboy und ich dann da weitermachen, wo wir aufgehört haben." antwortet sie mir dreist.

"Du kannst aber auch deinen Finnyboy nehmen und es in einem anderen Zimmer mit ihm treiben." Meine Stimme ist eiskalt, denn diese Situation erinnert mich einfach viel zu viel an die anderen Jungs, die bisher in meinem Leben waren und schnell wieder gingen. Ich gehe auf die Blondine zu und schubse sie aus meinem Zimmer. Dann schaue ich Finn an. Dieser jedoch denkt nicht daran zu gehen.

"Du kannst dich jetzt auch verziehen." Er kommt auf mich zu und bleibt circa einen halben Meter vor mir entfernt stehen.

"Emma...ich..es ist nichts...passiert..." stammelt er und blickt mich entschuldigend an.

"Du musst mir nichts erklären, wir sind nicht zusammen oder soetwas...ich will das nur nicht in meinem Zimmer. Und jetzt geh bitte." Er nickt und verschwindet aus dem Raum. Kurz darauf kommt Lina wieder herein. Ohne uns abgesprochen zu haben, gehen wir aufeinander zu und umarmen uns.

"Was hat Noah gesagt?" flüstere ich in die Stille hinein.

"Er meinte, dass nichts passiert ist und sie sich nur zum Lernen hier getroffen haben. Ihr Zimmer ist anscheinend schon besetzt gewesen oder so. Ich bin dann einfach gegangen." antwortet sie und löst sich aus der Umarmung. Erschöpft stellt sie ihren Koffer in die Ecke und legt sich ins Bett.

"Ich gehe nochmal in den Stall, okay?" Da sie mir nicht mehr anwortet, verlasse ich leise das Zimmer und mache mich auf den Weg in den Stall.

Unten angekommen muss ich leider Finn erneut sehen, der gerade seine Stute aus der Box holt. Er schenkt mir ein kurzes Lächeln, was ich nicht erwidere. Schnell nähere ich mich Gini und Sundancers Box und halte der Stute meine ausgestreckte Hand hin. Sie schnuppert kurz daran und schaubt entspannt. So habe ich sie ja noch nie erlebt. Ich öffne die Boxentür und führe Gini am Halfter heraus. Sundancer kommt automatisch mit raus, was mir allerdings nichts ausmacht. Er ist sowieso immer in Ginis Nähe.

Ich binde die Stute an einem Balken an und hole die Putzkiste aus meinem Spind. Langsam lasse ich sie an allen Bürsten zuerst schnuppern, bevor ich ihr damit vorsichtig durch das immernoch verdreckte Fell fahre. Am Anfang ist sie noch etwas skeptisch gegenüber einigen Bürsten und die Hufe lässt sie mich noch garnicht auskratzen, aber für den ersten Tag macht sie das wirklich gut. Dasselbe versuche ich dann bei Sundancer, der immer wieder in den Striegel beißen will, sich aber sonst gut anstellt. Zum Schluss gebe ich den beiden noch jeweils ein Apfelstück und bringe sie wieder in die Box. Reiten werde ich Gini noch längere Zeit nicht, da ich mir sicher bin, sie damit wieder zu erschrecken. Bei so einem Pferd muss man eben Geduld haben.

Da ich aber heute noch reiten will, hole ich Tracy aus der Box und sattle sie auf. Ich setze mir noch meinen Reithelm auf und steige dann auf. Wir reiten hinunter auf den Springplatz, damit Tracy wieder etwas mehr Muskeln aufbaut. Dazu bin ich ja in den letzten Wochen nicht gekommen und Isa scheint auch immer weniger zu kommen.

Am Anfang mache ich mit der Isländerstute noch Cavalettiarbeit, danach jedoch lasse ich sie schon über ein paar Steilsprünge und Oxer springen. Den Wassergraben überwinden wir ebenfalls öfters. Nach einiger Zeit bemerke ich jemanden am Zaun stehen. Ich trabe mit Tracy auf sie zu und erkenne Isa und ein anderes Mädchen.

"Hallo Isa. Bist du doch noch gekommen?"

"Ja, tut mir leid, dass wir so spät kommen, aber ich musste noch etwas für die Schule erledigen."

"Kein Problem, aber ich glaube, dass mit der Bodenarbeit verschieben wir auf ein anderes Mal, oder? Ihr könnt aber gerne noch ein bisschen mit ihr auf dem Gelände spazieren gehen, wenn ich sie abgesattelt habe."

"Okay. Ach ja, das ist übrigens Mira. Wir kennen uns aus der Schule."

"Freut mich dich kennenzulernen, Mira. Ich bin Emma." begrüße ich das schwarzhaarige Mädchen freundlich.

"Hallo. Isa hat mir schon viel von dir erzählt und wie gut du mit Pferden kannst. Ich habe vor kurzem ein Pferd gekauft, er ist wirklich toll. Ein schwarzer Wallach, den ich Star getauft habe. Aber er lässt sich nicht von mir reiten. Jedesmal wenn ich aufsteigen will, legt er die Ohren zurück und beißt mich oder rennt davon. Außerdem musste ich ihn schon viele Male aus dem Wald zurückholen, da er öfters über den Weidezaun springt. Jetzt kann er nurnoch im Stall stehen. Weißt du vielleicht etwas, dass uns helfen könnte?" erzählt sie mir sogleich.

Als sie erwähnt, dass es sich um einen schwarzen Wallach handelt, muss ich sofort an Black Champion denken und in mir keimt kurz die Hoffnung auf, ihn wiederzufinden.

Reitinternat Sunshine 2-Pferde fliegen ohne FlügelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt