Auf der Rückfahrt denke ich viel über den heutigen Tag nach. Ich habe Black Champion gefunden. Mira hat sich als doch gar nicht so nett entpupt. Es gab Probleme mit Finn. Kurzgesagt, es war ein normaler Tag. Außer dass ich natürlich mein Pferd wieder habe. Ich freue mich schon wahnsinnig darauf wieder mit ihm auszureiten und zu springen..aber er war heute wahnsinnig verängstigt. Es wird seine Zeit brauchen, damit er wieder so wird wie früher. Wie sagt man so schön? Die Zeit heilt alle Wunden. Fast alle.
*nächster Morgen*
"Emma?! Wach auf. Es ist schon halb zehn! Wir haben verschlafen, verdammt!!" schreit Lina und reißt mich so aus dem Land der Träume. Aprubt springe ich auf und reiße aus dem Kleiderschrank wahllos Sachen heraus, um sie dann anzuziehen. Lina rennt währenddessen ins Bad und macht sich dort fertig. Danach tauschen wir. Als wir beide fertig sind, laufen wir zum Unterricht.
Meine letzte Unterrichtsstunde fällt zum Glück heute aus, so dass ich um 13.30 Uhr schon auf dem Weg in den Stall bin. Bevor ich zu Mira fahre, möchte ich noch etwas mit Gini
trainieren. Unten angekommen hole ich die Stute aus der Box und binde sie an. Kurz schaue ich auch noch nach Tracy, welche schon wieder viel besser aussieht, und Sundancer, den ich schnell auf den Paddock zu Calimero bringe. Ich putze gründlich Ginis Fell und lege ihr dann das Zaumzeug an. Bisher lässt sie sich alles gefallen.
Langsam hebe ich den Sattel auf ihren Rücken und halte kurz still, da sie die Ohren zurücklegt und die Augen aufreisst. Als sie sich wieder beruhigt hat, schnalle ich den Sattelgurt an, wobei sie kurz empört schnaubt. Dann setze ich mir den Helm auf, ziehe meine Handschuhe an und führe Gini neben mir zum Sandplatz runter.Dort lasse ich sie in der Mitte stehen und setze langsam einen Fuß in den Steigbügel. Dann schwinge ich mich auf die andere Seite. Die Stute springt nach vorne und fängt an zu galoppieren. Wäre ich das nicht schon von anderen Pferden gewohnt, würde ich jetzt schon längst am Boden liegen. Ich versuche sie mit Gewichtsverlagerung zum Stehen zu bringen, was nach mehreren Minuten zum Glück auch funktioniert.
Als sie wieder im Schritt ist, lenke ich sie sanft mit den Schenkeln und lasse die Zügel auf mittlerer Länge. Sie soll sich nicht zu viel an die Zügelhilfen gewöhnen. So habe ich das mit Black Champion und Dream auch gemacht und es hat nie geschadet.Wir machen ein paar Wendungen und versuchen uns gleich auch an Bahnfiguren wie Schlangenlinien und Volten, die sie erstaunlich brav mitmacht. Sie tritt auch sicher auf, weshalb ich mir fast sicher bin, dass sie das alles schon einmal gut konnte. Warscheinlich hat sie jemand mit falscher Reitweise aus der Bahn gebracht.
Nach circa einer halben Stunde lasse ich sie wieder in die Mitte gehen und steige vorsichtig ab. Dann führe ich sie hinauf in den Stall, versorge sie und lege ihr eine Abschwitzdecke von Royal of Dream auf, welche ihr ein wenig zu groß ist. Ich muss mit Lina unbedingt wieder zu Krämer. Sundancer benötigt auch einige Sachen. Aber im Moment ist ja Sparen angesagt.
Mir fallen wieder die Zettel ein, die ich am Hof meiner Eltern entworfen habe. Schnell hole ich sie aus der Tasche und fange an sie an sie an die Pinnwand im Stall, am schwarzen Brett im Internat und einigen Säulen zu kleben. Hoffentlich meldet sich jemand. Wir brauchen das Geld wirklich dringend.
Ich schaue nochmal schnell zu Tracy und Sundancer und laufe dann hoch in mein Zimmer. Lina ist noch nicht da, warscheinlich ist sie mit Calimero ausgeritten oder hat noch Unterricht. Aus dem Schrank hole ich mir eine schwarz-weiße Bluse und eine blaue Jeans und ziehe die Sachen an. Dann schlüpfe ich noch in meine schwarzen Stiefeletten. Aus dem Safe hinterm Schrank, krame ich Black Champions Papiere, den Kaufvertrag und die Besitzurkunde heraus und stecke sie in eine schwarze Tasche, die ich mir umhänge. Ich nehme mir noch meine Autoschlüssel und eile dann hinunter in den Hof.
**Am Gestüt**
Dort angekommen, sehe ich schon viele Leute herumlaufen. Manche schreien sogar panisch. Was da wohl los ist? Mit mulmigem Gefühl im Bauch gehe ich in den Stall hinein. Hier ist es noch lauter. Kinder rennen mit aufgerissenen Augen aus dem Stall und verstecken sich hinter dem Gebäude. Langsam werde ich neugierig und drängle mich weiter durch die Menschen. Und plötzlich stehe ich vor der Box des schwarzen Pferdes, welches mir so viel bedeutet. Die Boxentür ist weit offen und ein Mädchen liegt am Boden. Bei genauerem Hinsehen erkenne ich, dass es Mira ist. Sie liegt mit dem Rücken am Boden und blutet stark aus dem Kopf.
Sofort eile ich zu ihr hin und hebe vorsichtig ihren Kopf an. Sie ist bewusstlos, was die Lage noch deutlich verschlimmert. Black Champion dreht in der Box komplett durch und ist auch schon völlig nassgeschwitzt. Er steigt und schlägt mit den Hufen wild um sich. Gerade noch kann ich einem Hufschlag entkommen. Jetzt heißt es handeln.
Ich krame mein Handy hervor und rufe die Rettung, welche verspricht sofort da zu sein. Dann schleife ich Mira schnell so vorsichtig wie möglich aus der Box und schließe die Tür hinter ihr.
Es laufen noch immer Menschen durch die Stallgasse und reden angeregt. Die Schreie sind verklungen. Jedoch bin ich kurz davor zu schreien. Die Leute hier sehen genau, dass jemand schwer verletzt ist und das einzige was sie tun ist weglaufen und schreien. Angsthasen sind das. Außerdem ist es strafbar erste Hilfe zu verweigern. Wenigstens die Rettung hätten sie rufen können.
Kurz darauf höre ich auch schon von draußen die Sirenen. Ich stehe auf, laufe nach draußen und zeige den Sanitätern die verletzte Person. Sie leisten sofort Erstversorgung und bringen sie dann in den Rettungswagen, mit dem sie gleich darauf ins Krankenhaus fahren. Ich versichere ihnen, dass ich später nachkommen werde.
Als es langsam wieder still wird im Stall, drehe ich mich zu dem schwarzen Engel, der mir heute bewiesen hat, dass er zum Teufel geworden ist.
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Reitinternat Sunshine 2-Pferde fliegen ohne Flügel
Teen FictionDie Geschichte von Emma, Lina, Black Champion und den Anderen geht weiter. Zwei Jahre später. Der Hof von Emmas Eltern steht kurz vor dem Aus. Zu viele Schulden und zu wenig Ferienkinder und Reitschüler. Emma und ihre Freunde müssen sich etwas überl...