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Der Rappe rennt noch immer völlig panisch in der Box umher und versucht die Tür mit den Hinterhufen aufzuschlagen. Ich kann diesen Anblick nicht länger ertragen und wende mich ab. Dann mache ich mich auf die Suche nach dem Tierarzt, der eigentlich hier sein sollte. Immerhin waren Mira und ich um 15 Uhr mit ihm verabredet. Ich suche nach dem Haupthaus und werde darin auch schon fündig. Ein Mann um die 50 sitzt gelassen an einem großen Holztisch und schlürft seinen Kaffee.

"Ihnen ist schon klar, dass im Stall ein Pferd komplett durchdreht und gerade der Rettungswagen für ein Mädchen da war? " frage ich ihn einfach mal dreist und baue mich vor ihm auf. Er erschreckt sich und verschüttet dabei sein Getränk.

"Wie bitte?"

"Sie werden im Stall gebraucht. Können Sie meinem Pferd bitte ein Beruhigungsmittel geben und ihn dann untersuchen?" frage ich ihn erneut, diesmal jedoch etwas freundlicher, da ich ja seine Hife benötige. Er nickt nur, steht auf und läuft mit mir in den Stall.

"Das ist doch das Pferd von Mira Wender. Was soll ich hier?" Er schaut mich stirnrunzelnd an.

"Der Wallach gehört mir. Ich habe seine Besitzurkunde dabei. Bitte helfen Sie ihm erstmal, danach klären wir das Formelle." Wieder nickt er nur und betritt dann langsam Champions Box. Dieser jedoch dreht wieder völlig durch und will den Tierarzt schon treten. Er springt aber im letzten Moment zur Seite, knallt deswegen jedoch mit dem Knie an einen verrosteten Eisennagel, welcher hervorsteht. Und das soll eine Luxusunterkunft sein? Ich freue mich schon, wenn Champion wieder zu Hause ist.

Der Tierarzt stöhnt schmerzerfüllt auf und hält sich das verletzte Knie. Dann krabbelt er schnell aus der Box und schließt die Tür laut hinter sich. "Ihr Pferd ist gefährlich. Er gehört eingeschläfert. Das werde ich melden. Der Wallach ist einfach nur eine Gefahr für die Menschheit. Glauben Sie mir, es wäre das beste." schnauft er und lehnt sich an die Wand. Ich hole den erste Hilfe Koffer und stelle ihn vor seine Füße. "Sie sind Arzt. Ich schätze Sie können für sich selbst sorgen." blaffe ich ihn an und krame dann in seinem Tierarzt-Koffer. "Aber ich bin doch nur Tierarzt..." sagt er mit großen Augen. "Welche Spritze ist die Beruhigungsspritze?" Ich ignoriere einfach seine letzte Antwort. Er zeigt auf eine kleine Spritze mit weißer Flüssigkeit.

Ich nehme sie heraus und nähere mich mit ihr vorsichtig Champion. Die Tür schließe ich sofort wieder hinter mir. Ich weiß, er könnte mich umbringen. Ich weiß, er würde es heute sogar tun. Aber er war und wird auch immer mein Bester Freund sein und ich würde ihm blind vertrauen. Ich weiß, dass er Angst hat. Er ist nicht aggressiv, er ist verängstigt. Alles steigt ihm zu Kopf. Zuerst die Entführung und der Aufenthalt bei Von Blumenstrauch und nun der ganze Stress hier. Er hat Mira und dem Tierarzt nicht mit Absicht wehgetan. Er wollte sich schützen, um nicht noch mehr physischen und seelischen Schmerz ertragen zu müssen. Es tut ihm leid. Das kann ich in seinen treuen, karamellfarbenen Augen erkennen, die mich noch immer wie am ersten Tag faszinieren. Er hat so viel für mich getan. Jetzt ist es an der Zeit ihm zu helfen. Jetzt braucht er meine Hilfe.

Meine Hand nähert sich langsam seiner schweißnassen Flanke, die unglaublich schnell bebt. Er zittert am ganzen Leibe. Als ich ihn schließlich berühre, dreht er ruckartig den Kopf zu mir und reißt die Augen weit auf. Das Sprichwort,: Die Augen eines Pferdes sind das Tor zu seiner Seele., ist wirklich wahr. Ich kann so viel Schmerz und Angst in ihnen erkennen, das ich mich zusammenreißen muss um jetzt nicht zu heulen. Er ist still und sieht mich nur an. Ich bewege meine Hand vorsichtig auf seinem Fell und nähere die Spritze an. Obwohl er im Moment ruhig ist, kann man ihn so nicht untersuchen. Ich verabreiche ihm sanft die Spritze und lege sie dann zur Seite. Das Pferd scheint zuerst ein wenig verwirrt, von dem plötzlichen Gefühl, das ihn empfangen sollte. Dann sinkt er langsam zu Boden und legt seinen Kopf ins Stroh. Seine Augen flattern einige Male, bevor er einschläft. Ich lasse mich neben ihm nieder und streichele sanft über sein sonst so glänzendes Fell, das jetzt nur noch matt und verklebt ist.

Ich weiß nicht wie lange ich hier gesessen habe und ihn nur beobachtet habe, aber irgendwann öffnet sich die Boxentür und der mein Tierarzt vom Internat lächelt mich zaghaft an. Wer hatte ihn angerufen? Kurz darauf erhielt ich auch schon die Antwort. Lina erschien neben ihm und betrachtete mich mit sorgenvollem Blick.

"Kannst du ihn bitte untersuchen, Max? Wir müssen noch beweisen, dass er zu mir gehört. Ich habe ihm übrigens eine Beruhigungsspritze gegeben." krächze ich leise und stehe auf. Lina nimmt mich in den Arm und setzt sich mit mir auf eine Bank in der Mitte der Stallgasse. "Es gibt auch gute Neuigkeiten, Emma. Es haben sich vier Leute wegen der Plakate gemeldet. Sie gehen hier alle bald zur Schule und suchen Pferde. Ich treffe mich morgen mit ihnen am Hof deiner Eltern und wenn alles klappt, nehmen sie sie dann direkt mit." erzählt sie mir mit einem kleinen Lächeln im Gesicht.

"Lina, was habe ich noch verpasst? Irgendwas stimmt doch nicht."

"Es ist so, dass..." sie will es mir gerade erklären, als ihr Max, der Tierarzt zuvorkommt.

"Ich kann eindeutig sagen, dass es sich bei diesem Pferd hier nicht um Black Champion de Luxe handelt. Es tut mir wirklich sehr leid, Miss Summer." spricht er und wirft mich mit diesen Worten völlig aus der Bahn.

"Nein...nein, das kann nicht sein. Ich weiß es! Ich weiß, dass er es ist. Er ist mein eigenes Pferd und ich kenne ihn besser als sonst Jemand. Das ist unmöglich...untersuche ihn nochmal! Du hast dich vertan!" beginne ich mit flüsternder, kraftloser Stimme, werde aber zum Ende hin immer lauter.

"Emma...das wollte ich dir ja erzählen...sie haben die Leiche eines schwarzen Wallaches gefunden. Es haben ihn schon viele Tierärzte untersucht und alle sind zum Entschluss gekommen, dass es sich hier um Black Champion handelt. Es tut mir leid Emma, aber dieses Pferd ist nicht Champion. Du irrst dich..." versucht sie mir zu erklären, aber ich merke, dass sie selbst mit den Tänen zu kämpfen hat.

"Er soll tod sein? Nein, er ist nicht tod. Das Pferd hier vor uns ist Black Champion. Ich weiß es. Niemand von euch kennt diesen schwarzen Engel besser als ich. Er ist mein bester Freund. Er ist mein Seelenverwandter. Er kann nicht tod sein. Ich hätte gespürt, wenn ihm etwas passiert wäre. Er ist nicht tod. Das war ein anderes Pferd." schreie ich nun völlig hysterisch und lege meinen Kopf auf den Hals des Pferdes in der Box, welches anscheinenend nicht mein Pferd sein sollte. Wie könnte ich mich täuschen? Das hier ist mein Pferd. Mein Ein und Alles. Der Einzige, für immer und ewig.



Oh mein Gott, ich hab so geheult, als ich das geschrieben habe...Emmas Leben ist im Moment echt nicht schön und ich fühle mich so, als ob das alles mir passieren würde. Ich habe versucht, das alles, was ich empfinden würde, was Emma empfindet, so gut wie möglich hervorzuheben und emotional zu gestalten. Ich finde es ist mir gelungen, oder was sagt ihr?

Übrigens danke ich euch allen so wahnsinnig dafür, dass ihr bei dieser Geschichte dabei seid und fleißig votet und kommentiert. Ich musste bei jedem eurer Kommentare grinsen und hab mich irrsinnig gefreut. Danke, dass ihr meine Motivation seid. Bleibt weiterhin aktiv und sagt mir, ob ihr am Ende auch geheult habt, oder ob ihr findet, dass es nicht so toll war. Allgemein ist Kritik genauso willkommen wie positive Kommentare. Also habt kein schlechtes Gewissen wenn ihr anderer Meinung seid als ich und schreibt mir.

Lg und bis bald, eure life_of_laura :)

Reitinternat Sunshine 2-Pferde fliegen ohne FlügelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt