~21~

600 41 1
                                    

Aus meinem Spind hole ich noch schnell Longe, Longiergerte und Leckerlis. Dann binde ich Gini los und führe sie langsam neben mir her hinunter zum Roundpen. Sundancer folgt ihr wieder brav und wiehert erfreut, weil er endlich einmal das Gelände richtig sieht.
Unten lasse ich Sundancer im kleinen Roundpen etwas laufen und führe Gini in den anderen. Hinter mir schließe ich das Gatter und stelle mich in die Mitte.

Ich schnalle der Stute die Longe an und schiebe sie mit meiner Körpersprache nach außen. Dann schnalze ich mit der Zunge und lasse die Longiergerte ein paar Meter von ihrem Hinterteil entfernt auftauchen. Sie sträubt sich anfangs etwas dagegen, fällt danach aber in einen schönen Trab. Ich rufe ihr immer wieder safte Wörter wie "Fein" oder "Super machst du das" zu und sehe wie sie sich nach kurzer Zeit merklich entspannt und freudig bei der Sache ist.
Ich schnalze nocheinmal und rufe ein langgezogenes "Galopp". Sie fängt sofort an zu galoppieren und macht zwischendurch öfter ein paar Bocksprünge. Von dem geretteten Pferd von vor einer Woche ist nichts mehr zu sehen. Es ist wirklich ein Wunder.

Nach einer geschätzten Stunde lasse ich Gini wieder Schritt gehen und gehe auf sie zu. Ich ziehe mir langsam die Jacke aus und lege sie ihr behutsam auf den Rücken. So teste ich erstmal ob sie ein Problem damit hat und erspare mir im Sattel sicher einige Stürze.
Sie wiehert verwundert und schaut auf die Jacke. Sonst macht sie jedoch nichts. Das freut mich wirklich und zur Belohnung gebe ich ihr einige Leckerlis und klopfe ihr auf die Flanke.
So wie es jetzt im Moment gerade aussieht, denke ich dass ich morgen schon versuche sie zu reiten bzw ihr den Sattel auflege und einige Übungen dazu.

Ich führe die Stute aus dem Roundpen, hole Sundancer und lasse die beiden gemeinsam auf die Weide, die eigentlich für Black Champion und Royal of Dream da war. Sundancer stürmt sofort los und rennt wie wildgeworden umher. Gini wiehert ein paar Mal und wälzt sich erstmal ausgiebig, bevor sie es ihm gleichtut.
Ich lache nur über die beiden und gehe dann wieder in den Stall hoch.

Beim Vorbeigehen schaue ich in Tracys Box und bemerke, dass sie keine Decke trägt und an Brust und Flanke ziemlich stark schwitzt. Ich kontrolliere den Wassereimer, den ihr warscheinlich Isa und Mira gestern hineingestellt haben und muss erschrocken feststellen, dass das Wasser darin eiskalt ist. Sofort lege ich der Stute mehrere Decken auf und taste ihr den Bauch ab. Eine Kolik scheint sie noch nicht zu haben, jedoch möchte ich auf Nummer sicher gehen, da Tracy nicht wirklich gesund aussieht, und wähle die Nummer des Tierarztes.
Sie verspricht sofort zu kommen. Bis dahin streiche ich der Stute mit einem lauwarmen Schwamm über die nassgeschwitzten Stellen und den Bauch.

Kurz darauf trifft auch schon die Tierärztin ein und untersucht meine Stute.
"Es ist zum Glück noch nicht zu einer Kolik gekommen. Ich gebe ihr jetzt ein Medikament gegen die Schmerzen, aber ich denke mit den Decken und wenn du sie weiterhin mit dem Schwamm massierst, geht es ihr spätestens morgen Abend wieder besser." erklärt sie mir, flößt Tracy das Medikament ein und verabschiedet sich dann wieder.
Ich bin etwas sauer auf Isa, weil sie dafür verantwortlich war, dass das Wasser eiskalt war. Wenn sie das nächste Mal kommt werde ich ihr auf jeden Fall noch etwas dazu sagen. Jetzt kümmere ich mich aber erstmal um Tracy.

***Am späten Nachmittag***
Tracy geht es wieder einigermaßen gut und ich habe sie jetzt mit vielen Decken eingewickelt in der Box liegen gelassen. Im Moment mache ich mich fertig um zu Mira und ihrem Wallach zu fahren. Lina hat mir versprochen derweil auf Tracy aufzupassen und hin und wieder nach Gini und Sundancer auf der Weide zu sehen. Ich bin ihr dafür wirklich sehr dankbar.

Fertig geduscht und umgezogen steige ich in mein Auto und fahre zu der 15-Minuten-entfernten Adresse, die mir Isa heute noch geschickt hat.
Bei dem Pferdehof handelt es sich um ein wirklich edel aussehendes Gestüt. Ich fahre die lange Einfahrt hinauf, links und rechts befindet sich jeweils eine große Weide auf der prachtvolle Vollblüter grasen, und parke schließlich vor dem Stall. Mira kommt mir schon entgegen gerannt. Sie schnauft stark und sieht gehetzt aus.
"Star rastet gerade total aus. Bitte hilf mir, Emma. Ich habe Angst vor ihm." fleht sie mich an.
Ich nicke und folge ihr schnell in den Stall hinein. Mitten auf der Stallgasse steht ein pechschwarzer Wallach. Er hat keine Abzeichen, also dürfte es sich nicht um Champion handeln. Jedoch weiß ich dass etwas mit ihm nicht stimmt.
Das Pferd steigt und wiehert ängstlich. Im nächsten Moment galoppiert es schon los direkt auf Mira und mich zu. Mira springt schreiend zur Seite. Ich bewege mich nicht und bleibe stehen.

Reitinternat Sunshine 2-Pferde fliegen ohne FlügelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt