» Epilog

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  »Du fährst vor!«, rief Tim zu mir herüber. Unsere Autos standen vor dem Haus von Emmi und Phil und die allgemeine Aufbruchstimmung steckte schon den ganzen Morgen in unseren Knochen. Die Hochzeit war zwei Tage her, die beiden führten ein Eheleben, ich war mit Tim zusammen und Lenny mein bester Freund – so wie er es damals auch gewesen ist.
»Wird gemacht, Chef!«, rief ich zurück und schlug meine Autotür zu. »Danke, für die schöne Feier.«, ging ich lächelnd auf Emmi und Phil zu.
»Danke, dass ihr da wart. Ohne euch wäre sie niemals so schön geworden!«, gab Emmi nur zurück und ließ sich in meinen Arm fallen. Fest drückte ich sie an mich. Keiner wusste, wann wir uns wiedersehen würden. Schließlich würde jeder wieder seinem geregeltem Alltag nachgehen müssen und wann das nächste freie Wochenende, welches es zulassen würde, dass wir uns wiedersehen würden, vor der Tür stand, stand in den Sternen.
»Ich werde dich vermissen.«, hauchte ich noch und drückte ihr einen Kuss auf die Wange, ehe ich mich von ihr abwendete und Phil ein letztes Mal in den Arm nahm.
»Macht es gut, ihr drei! Und fahrt vorsichtig.«, rief Emmi, als wir zu unseren Autos aufbrachen.
»Wird gemacht.«, gab Tim zurück.
»Ich passe auf.«, rief Lenny lachend und deutete mit einem Kopfnicken auf mich. Dass er mit mir mitfahren würde, war von vornherein klar. Eigentlich war alles klar. Alles war geklärt, jeder verstand sich. Besser konnte ich mein Leben zu dem Zeitpunkt nicht beschreiben.
»Einen Kuss noch.«, rief Tim und kam auf mich zugelaufen. »Fahr vorsichtig, mein Mädchen. Und Treffpunkt ist Raststätte Börde!«, schnell hauchte er mir vereinzelte Küsse auf meine Lippen, einen letzten auf die Stirn, hob noch einmal seine Hand um Lenny einen High Five zu geben und sprintete zurück zu seinem Auto.
»Auf geht's.«, grinste ich Lenny überglücklich an.
»Auf in ein neues Leben.«, grinste er zurück.
Die Türen schlossen sich mit einem Knallen, ich ließ den Motor starten, die Kupplung kommen, trat auf das Gaspedal und lenkte hinter Tim mein Auto aus dem kleinen Dorf. Wieder sah ich mir die Vorgärten an, den Spielplatz und das Gemeindehaus. Der Platz, an dem ich Tim kennen und lieben gelernt hatte. Das letzte Mal hatte ich geweint, als ich an die Zeit zurückdachte, doch heute hatte ich ein Lächeln auf den Lippen. Ich wusste, dass wir eine lange Reise vor uns hatten, eine Reise mit Höhen und Tiefen, doch ich wusste, dass unsere Liebe stark genug war, um all das zu überbrücken.
Die Zeit im Gemeindehaus war der Prolog, die Einführung in eine Geschichte, die ich erlebt hatte. Bis zur Hochzeit von Emmi und Phil konnte man einen dicken Wälzer füllen und das Zusammenkommen von Tim und mir schloss das Buch, schloss den ersten Teil einer langen Reihe mit einem Epilog. Sobald ich die Autotür öffnen würde und zurück in Berlin war, begann der nächste Teil der Reihe mit einem Prolog. Einem Prolog, der voll mit Liebe beginnen würde. Ein ganzer Wälzer nur mit unserer Liebe.
Unsere Liebe sollte ewig halten, bedingungslos sein und mein Leben endlich vollkommen machen.
Und das war sie. Bis zum heutigen Tag.



»Geschichten zu schreiben ist eine Art, sich das Vergangene vom Halse zu schaffen«
- Goethe

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