Pov Zombey
Ich saß im Wohnzimmer der kleinen Wohnung, in der ich die letzten Wochen, nein Monate, verbracht hatte, auf der Couch und band meine Schuhe. Heute war es endlich soweit... das Treffen mit Marcel. Wir wollten uns in einem kleinen Café in der Innenstadt treffen und einfach reden, einen Kaffee trinken und überlegen wie es weitergeht. Chessie hatte sich eben von mir verabschiedet und war los, mit den Hunden gehen. Ich warf einen letzten Blick zu meinem Ebenbild auf der spiegelnden Oberfläche des Fernsehers und seufzte. Dann stand ich auf und machte mich auf den Weg.
Es hatte leicht zu schneien begonnen, der Himmel war schon etwas dunkler als noch vor ein paar Minuten, weshalb die Straßenlaternen schon eingeschaltet waren. Und trotzdem waren noch viele Menschen unterwegs. Eine alte Dame zog sich ihren Schal fester um den Hals, eine Mutter zog ihr Kind hinter sich her, welches laut protestierte. Eine Gruppe Leute, die noch einkaufen war, räumte ihre Tüten in ein Taxi und vor einem Sportplatz gaben sich ein paar Jugendliche eine Schneeballschlacht. Ein Ball traf den Hausmeister am Kopf, der gerade dabei gewesen war den Platz vom Schnee zu befreien, woraufhin er sie anbrüllte und sie ihr Spiel woanders fortsetzen mussten.
Ich grinste bei dem Gedanken an den bestimmt schon halb erfrorenen Marcel und lief schneller, um nicht zu spät zu kommen. Das Café lag in einer Altbausiedling, zwischen großen hellen Häusern im Erdgeschoss eines Bürogebäudes, direkt neben einem Zeitungsstand. Um dort hinzukommen lief ich über einen flachen Kreisverkehr und es begann stärker zu schneien.
Als ich um die Ecke bog, sah ich ihn schon zitternd vor dem hell beleuchteten Eingang stehen. Ich lief schneller und zog ihn in eine lange Umarmung, legte meine Arme um seinen dünnen Körper. „Hey", hauchte er und löste sich nach ein paar Sekunden von mir. „Na du?", antwortete ich lächelnd. „Lass uns reingehen", schlug ich vor, er nickte zitternd und wir lachten. Ich blieb mit der Hand an der Türklinke stehen und sah ihm in die Augen, verlor mich sofort wieder in ihnen. Ihm ging es offensichtlich genauso. Seine blonden Haare vielen unter der grauen Mütze in sein Gesicht, seine Nase war von der kälte ganz rot geworden, doch seine Augen waren das einzige, was mich momentan wirklich interessierte. Ich blendete unsere Umgebung aus, keiner von uns beiden bewegte sich.
Nicht mal die Kinder vom Sportplatz bemerkte ich, die jetzt in den eingefrorenen Straßen der Stadt lautstark fangen spielten und welche in beunruhigendem Tempo auf uns zu rannten. Ich grinste weiter und drückte schließlich die Klinke herunter um ihm die Tür aufzuhalten. In diesem Moment rannten die Kinder zwischen uns und stießen ihn aus dem Weg, um den zu Fangenden nicht zu verlieren. Marcel schrie leise auf und stolperte zurück. Er rutschte auf einer gefrorenen Pfütze aus, viel nach hinten. Das Auto, das in diesem Moment rasend schnell an uns vorbeifuhr, konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Es traf ihn in die Seite und er wurde einige Meter weiter, auf den Gehweg geschleudert. Der Fahrer verlor die Kontrolle über den Wagen, schlitterte mir quietschenden Bremsen gegen einen Laternenpfahl, doch das bekam ich nur im Augenwinkel mit. Mein Blick war starr auf meinen am Boden liegenden Freund gerichtet.
Ich stand erst da, wusste nicht mich zu bewegen und stürzte dann zu ihm. Ich schrie ihn an, er solle aufwachen, die Kinder hinter mir riefen um Hilfe und um uns brach ein riesiges Chaos aus. Die Schreie der Menschen, das Hupen der Autos, das Läuten der Ladentür, der Autofahrer der aus dem Auto stieg und laut fluchte, ja selbst meine eigene Stimme vermischten sich in meinen Ohren zu einem lauten, unangenehmen und monotonen Geräusch.
Ich sah meine Hände an Marcels Schultern rütteln und wie er erst zuckte und sich dann langsam aufrichtete. Er setzte sich leicht auf und ich sah seine Augen, die er plötzlich aufschlug. Die Panik darin und die Verwirrtheit taten weh, vor allem im Nachhinein, aber am schlimmsten war seine Stimme. Seine sonst so wunderschöne, engelsgleiche Stimme war hoch und verzerrt vor Angst. Doch was am Allermeisten schmerzte waren die Worte, die er mir panisch ins Gesicht schrie, während er vor mir zurückwich, bis er mit dem Rücken gegen die Hauswand stieß.
„Fassen sie mich nicht an!"
Diagnose: Retrograde Amnesie
Hier endet die Geschichte unserer beiden Lieblingsyoutuber. Es ist vielleicht nicht das Ende, was sich einige erhofft hatten, aber so kann Marcel die schlechten Dinge vergessen, die in der letzten Zeit geschehen sind... Und naja, ob das jetzt positiv oder negativ ist, muss jeder für sich selbst endscheiden.
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Do you need me? [ZomdadoFF]
FanfictionZomdado FanFiction mehr müsst ihr nicht wissen^^