Eine letzte Träne

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Ich war nun mit den anderen im Transporter.

Der Wagen rüttelte auf der Straße und meine Magen gleich mit.

Mir wurde es übel.

Ich hörte von weitem Geschrei und Kanonen.

Ein Bombe hier und eine andere dort.

"In den vordersten Reihen zu kämpfen ist die wahre Mannestugend.", sagte der Lehrer in der Lektüre, die wir im Deutschunterricht gelesen hatten.

Galt das auch für Frauen?

Ein Mädchen?

Ein Kind?

Keiner sagte was.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hielt der Wagen an.

Die Waffe fest an der Brust stieg ich mit den anderen aus.

"Alles gut?", fragte der Offizier.

Ich nickte.

Wahrscheinlich sah er, dass ich kurz vorm Zusammenbruch war, denn er trat näher und drückte mich.

"Ich hab selber eine Tochter. 2 Jahre jünger als du. Niemals könnte ich mir vorstellen, sie gehen zu lassen. Erst recht nicht für diesen widerlichen und dreckigen Krieg. Ich habe größten Respekt vor dir, dass du als Mädchen, ein 16-jähriges Mädchen sich freiwillig bereit meldet zu kämpfen."

Ich zuckte zusammen, als ich einen lauten Knall hörte.

Der Offizier wand sich von mir ab und nun wurde es wieder ernst.

Hinter dem Wall machten sich alle bereit rauszustürmen.

Einige, mit denen ich zusammen trainierte, wirkten auf einmal nicht mehr ganz sicher.

Sie standen einige Momente nur da, als ob sie gerade nachdachten, wer vorne hin laufen soll.

"Ich geh nach ganz vorne!", schrie ich.

"Was tust du denn da?", rief Boldoo entsetzt.

"Mein Vaterland möchte mich umbringen! Kapierst du das nicht?"

Ich schubste die Männer, die wesentlich älter waren als ich zur Seite und , machte mich an die Leiter.

Der Offizier rief den Schlachtruf aus und alle stürmten los.

Im kalten Wind wehte meine letzte Träne von den Augen und ich konnte nur noch meinen Herzschlag hören.

Ich sah meine Kameraden neben mir herlaufen.

Da lag der eine und dort der andere.

Und dann?

War ich weg.


Das Mädchen, das in den Krieg zogWo Geschichten leben. Entdecke jetzt