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Sie lief leise keuchend den Schotterweg zum Supermarkt hinauf. Nach einem miesen Tag, hatte sie das Haus verlassen und war die zwei Kilometer bis hier her fast durchweg gerannt.
Sie brauchte das, musste ihrem Ärger Luft machen. Dieser Tag war einfach beschissen gewesen.
Es war zwar erst 8 Uhr am Abend, allerdings schon stock finster, Winter halt.

Im Laden angekommen, ging sie zielstrebig auf die Getränke Abteilung zu und griff sich eine Flasche Hochprozentigen.
Dann ging sie schnur stracks zur Kasse, um diese Uhrzeit waren nur noch Wenige einkaufen, sodass sie direkt bezahlen musste.
Sie ließ ein paar Münzen auf den Tisch fallen und rannte los, mit gerade einmal 15, hätte sie die Flasche nie bekommen, aber sie wollte weg und betäubt sein.
Gute Laune haben.

Denn das bewirkte der Alkohol hoffentlich, bisher waren ihre Erfahrungen nur auf ein paar Radler beschränkt.
Ihr Weg führte sie durch ein kleines Waldstück, über Felder, Wiesen, kleine Wege und endete schlussendlich wieder in einem Wald. Ungefähr wusste sie, wo sie war. Immerhin.

Ein dicker Baumstamm, lag quer über einem kleinen Bach und lud sie geradezu, zum sitzen ein, was sie auch machte. Die Beine über dem seichten Wasser baumeln lassend, öffnete sie die Flasche und trank einen Schluck. Und noch einen Schluck. Und noch einen.

Der Alkohol brannte in ihrer Kehle, doch sie trank weiter, bis die Flasche zur Hälfte leer war. Dann setzte sie ab und schaute in den stockfinsteren Wald.
Ein warmes Gefühl, breitete sich in ihr aus und ihr Blick wurde glasig.

Schon bald machten sich auch die anderen Auswirkungen, des Alkohols bemerkbar. Ein kichern entwich ihr
Sie nahm noch ein paar Schlücke, wollte mehr von diesem warmen Gefühl spüren.
Sich Vollzeit loseisen, vom hier und jetzt.
Bis es im Unterholz knackte.
Sie verlor das Gleichgewicht, da sie sich erschreckte und fiel in den Bach. Auch hier war es natürlich dunkel, ein paar mal probierte sie aufzustehen, bemerkte jedoch, dass mit ihrem Knöchel, wohl im Moment nichts mehr anzufangen war. Also robbte sie mehr oder weniger, durch den nassen Schlamm, auf den halbwegs trockenen Waldboden.
Alleine käme sie hier nicht mehr weg, verfluchter Mist, aber auch.

Sie machte ihrem Ärger Luft und schrie laut, in die kühle Nachtluft hinein. Diese machte sich langsam auch bemerkbar, die Kälte drang unerbärmlich durch ihre nasse Kleidung.

Vorsichtig tastete sie ihre Jackentaschen ab und bemerkte dabei, eine große Schnittwunde an ihrer Handfläche. Die kam dann wohl von der nun zerbrochenen Flasche. Es stimmte wohl, das die Reflexe durch Alkohol schlechter wurden und Adrenalin, einen Schmerzen vergessen ließ.

Wie durch ein Wunder, war ihr Handy weitgehend unbeschadet.
Als erstes knipste sie die Taschenlampen Funktion ein, was sich jedoch als recht komplizierte Aufgabe erwies, da ihr Blick total verschwommen war.

Dann machte sie sich daran zu überlegen, wen sie anrufen sollte. Ihre Eltern kamen nicht in Frage, generell keiner der älteren.
Tränen rannen ihre schmutzige Wange herunter. Tränen, durch Schmerz und Angst, ausgelöst.
Sie entschied sich schließlich für ihren Cousin, der würde ihr hoffentlich helfen. Auf gut Glück suchte sie seinen Namen in der Kontaktliste heraus, hoffentlich war es der richtige.
Sie hielt ihr Handy ans Ohr und wartete das jemand abnahm.

"Hallo", meldete sich jemand.

"David? Ich brauch deine Hilfe. Ich weiß nicht wo ich bin und...und..ich bin runtergefallen...mein Knöchel und meine Hand...bitte hilf mir..ich", schluchzte sie, in den Hörer, bis der andere sie unterbrach.

"Ich bin nicht David, ich bin Daniel, Anna? Bist du es?"

Nein, das konnte nicht sein, nicht Daniel. Daniel war einer der coolen. Er würde bald sein Abitur machen. Allseits beliebt. Wieso hatte sie ausgerechnet seine Nummer erwischen müssen? Andererseits, es hätte noch deutlich schlimmer kommen können..

"D..Daniel?", stotterte sie.

"Ja. Was ist passiert? Ganz ruhig. Der Reihe nach.", blieb der Angesprochene sachlich.

"Ich bin betrunken glaub ich. Also ich hab eine dreiviertel Flasche Schnaps getrunken, oder so. Und ich bin im Wald, ich glaub das ist gar nicht so weit von euch. Und ich kann nicht mehr aufstehen, mein Knöchel ist kaputt. Ich weiß wie doof das klingt, aber bitte hilf mir", heulte sie. Sie war Verzweifelt.

"DU trinkst was?", blöde Frage.

"Ja. Anscheinend schon", blödeste Antwort.

"Bleib wo du bist, ich komm. Mach keinen scheiß. Kannst du mir deinen Standort senden?", erkundigte er sich weiter.

"Das ist alles verschwommen", klagte sie.

"Weist du was um dich herum ist?", versuchte er es erneut.

"Bäume. Und ein Bach ist vor mir. Und ein großer Baumstamm. Und der Mond. Und die Sterne. Und Blätter. Ganz schöne Blätter", beschrieb sie ihm wie ein kleines Kind.

Daniel fluchte am anderen Ende der Leitung leise, versicherte ihr dann aber, gleich da zu sein.

Sie wartete. Er suchte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, hörte sie Schritte. Sie bekam Angst, zitterte und probierte wegzurobben, bis sie der Kegel einer Taschenlampe traf: "Anna!"

Der junge Mann, kam schnell durch das Gehölz auf sie zu und umarmte sie erst mal kurz.
Was war das denn jetzt?
Dann sagte er auch noch den Satz:"Endlich hab ich dich gefunden. Zieh nie wieder, so einen Mist ab, ja?"

Das klang fast so, als hätte er sich Sorgen gemacht. Um sie. Haha.
Sie schob es auf den Alkohol und ließ sich von ihm aufhelfen.
Sie murmelte ein:"Danke", bevor sie beide, oder besser gesagt, hauptsächlich er, überlegten, wie sie weiter vorgehen sollten.verwiesen

Das aufstehen, hatte sich für sie schon als schwierig erwiesen und er war zu Fuß da, sein Auto hatte sich ein Bekannter geborgt.
Als erstes rief er vernünftigerweise, den Notruf an, sie bräuchte einen Rettungswagen.
Dann legte sie einen Arm um ihn, stützte sich ab. Er probierte sie festzuhalten. Als sie probierten ein paar Schritte zu gehen, fiel sie fast hin.
Den lockeren Hang zum Weg, kämen sie so niemals hoch.

Dann beschloss er, sie zu tragen. Anna weigerte sich erst. Das war peinlich und auch irgendwie unangenehm. Sie wollte nicht, aber sie hatte auch keine andere Wahl.

Er hob sie einfach hoch und wunderte sich über ihr Gewicht, sie war so leicht.

Dann kraxelte er hinauf zum Weg, welche Schwierigkeiten er dabei hatte, verschwieg er ihr.
Oben am Weg angekommen, setzte er sie auf einem großen Stein ab und legte seine Jacke um sie.
Dann setzte er sich neben sie.

Nach kurzer Zeit, sahen sie das Blaulicht und hörten das Martinshorn.

Sie Sanitäter versorgten ihre Verletzungen grob und fragten nach verschiedenen Angaben.
Daniel beantwortete das meiste für sie. Sie war weggetreten.

Sie bekam gar nicht mit, wie sie zum Krankenhaus fuhren.
Wie er mitfuhr.
Mit ihrem Handy, welches er unbemerkt an sich genommen hatte, ihre Eltern benachrichtigte und mit sich rang, ob er vielleicht wenigstens ein paar Nachrichten lesen sollte. Nur um vielleicht einen Hinweis auf sich zu erhaschen, entschied sich aber dagegen.

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Hallo,
Ich würde mich über Feedback freuen.

Danke,
Euer Alien.

Ich bin da.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt