Liebe war kompliziert. Das hatte Anna nach nicht mal zwei Wochen Beziehung festgestellt.
Also eigentlich war gar nicht die Liebe kompliziert, sondern die Tatsache, das man die Liebe nicht kund tat und vor allem den Partner, nicht immer sehen konnte.Daniel steckte mitten in seinem Abitur, weshalb sie ihn kaum zu Gesicht bekam. Außerdem hatten sie beide sich dazu entschlossen, in der Schule darauf zu verzichten allen zu sagen und zu zeigen, dass sie ein Paar waren.
Einfach, weil es so viele Gerüchte gab und sich einige Leute das Maul über sie beide zerreißen würden, natürlich nur im übertragenen Sinne.
Na ja, genau genommen hatte Anna das beschlossen. Daniel war so was egal. Sie war es, an der so Kommentare nicht einfach abperlten und die in ihrer Stufe verhältnismäßig unbeliebt war.
Viele kannten sie, aber wenige mochten sie und das hatte Gründe.
Fand sie zumindest.Daniel mochte fast jeder, das war ihr nicht entgangen. Er war teilweise komplett durchgeknallt, machte sich oft zum Affen und verhielt sich manchmal fragwürdig, aber er zog sein Ding durch. Er machte was er dachte und ignorierte schiefe Blicke einfach.
Das mochten die Leute, noch dazu sah er auch nicht ganz unattraktiv aus, was er auch wusste.
Kurz, sein Ego hatte unmessbare Ausmaße, er war dezent verrückt und sie liebte ihn trotzdem abgöttisch.Das könnte damit zusammenhängen, dass sie ihn auch anders kannte.
Er war Musik verrückt, offen für Abenteuer, Tierlieb, eigentlich Freundlich, durchaus intelligent und hatte ein Herz aus Gold. Nur zeigte er das eben nicht immer.Aber eigentlich hatte sie momentan andere Probleme, morgen war ihre Geburtstagsfeier und sie hatte immer noch nichts geplant oder gekauft. Das würde sie jetzt ändern. Zum Glück hatte Daniel gemeint, von Freitag bis Sonntag, würde er mal eine Lernpause einlegen. So, konnte er jetzt mit ihr zum Supermarkt fahren, was auch gut war, da sie zum einen kein Auto hatte und zum anderen nicht wusste, wieviel man überhaupt so brauchte.
Da ertönte auch schon die Klingel, sie packe schnell ihre Jacke und rannte runter um die Tür stürmisch zu öffnen, wo ...der Postbote stand?
Scheiße war das peinlich.
Der junge Kerl grinste breit und bat sie dann darum, ein Paket für die Nachbarn anzunehmen.
Anna nickte mit hochrotem Kopf, stellte den Karton hinter sich und unterschrieb auf diesem Display-Dingen, was der Mann ihr hin hielt.Als er sich umdrehte und ging rief dieser noch:"Da kommt der erwartete Märchenprinz...Und steigt jetzt bitte in sein Auto ein und setzt einen Meter zurück, damit ich weiter kann"
Schnell zog Anna die Haustür zu und rannte zu Daniel in's Auto, welcher auch sofort Platz machte, damit der Postbote fahren konnte.Im Laden angekommen, staunte Anna über die Mengen an Getränken und Snacks, die Daniel in den Einkaufswagen lud, ihr kam das so vor, als würde er das dreifache an Leuten erwarten. Aber er wusste schon was er tat, da war sie sich sicher.
An der Kasse weinte sie gedanklich ihrem Geld hinterher, gleichzeitig konnte sie den nächsten Tag gar nicht abwarten.
Aber das war nicht das einzige, was sie freute.
Daniel würde heute das erste mal bei ihr übernachten dürfen.Ein klein wenig aufgeregt, war sie allerdings auch, schließlich waren sie erst seit zwei Wochen zusammen, egal wie lange sie sich schon kannten.
Und auch die Tatsache, das sie ja schon mal zusammen in einem Bett gelegen hatten, beruhigte Anna nicht wirklich.
Zu diesem Zeitpunkt, waren die Umstände anders, und sie beide nur Bekannte gewesen.
________Wieder bei Anna Zuhause, räumten sie erst die Getränkekästen weg und luden dann auch die restlichen Einkäufe, in die Vorratskammer.
Danach musste Anna noch ein paar wichtige Hausaufgaben machen. Daniel hatte sich derweil unbemerkt eine Kiste, welche auf ihrem Schreibtisch stand, geschnappt.Als sie das bemerkte, musste sie grinsen. Da drin war ihre alte Tierpostkartensammlung, verschiedene andere Sammelkärtchen, meist ebenfalls mit Tieren darauf, diverse Urlaubsgrüße von Verwandten, Briefe von Freunden und einige mehr oder weniger alte Fotos.
Die Briefe ließ er brav in Ruhe, die anderen Karten schaut er einmal kurz durch, aber die Fotos betrachtete er mit einer Seelenruhe.
Sie ließ ihn gewähren und wandte sich wieder dem Gedicht, welches vor ihr lag zu.
Textanalysen waren die Hölle, vor allem bei den Ansprüchen ihrer Lehrerin, welche vermutlich selbst in ein komplett schwarzes Blatt irgendeine Absicht des Künstlers reininterpretieren würde._______
Er hingegen hatte es sich auf ihrem Bett bequem gemacht und musste bei manchen Bildern einwenig schmunzeln. Auf manchen Bildern war Anna noch im Grundschulalter, auf anderen waren sie und Vicky abgebildet, etwa in der sechsten Klasse.
Manche waren auch erst ein bis zwei Jahre alt, zum einen Bilder mit verschiedenen Bekannten von ihr, welche wohl in einer Kneipe in der Nähe aufgenommen wurden.
Dann gab es noch Bilder, die offensichtlich irgendwo im Urlaub entstanden waren, die Leute die neben ihr standen kannte er zumindest nicht, ebenso wie den Hintergrund.Plötzlich riss ihn etwas aus seinen Überlegungen. Ein wildes Anna hatte sich auf ihn gestürzt und klammerte sich nun an ihm fest.
"Was ist denn mit dir los?", erkundigte er sich lachend.
"Ich bin gut drauf, lass mich! Und jetzt umarm mich, du..., du Du!", motzte sie ebenfalls grinsend.
Daniel beschloss sie noch ein wenig zu Ärgern:"Ich bin also ich? Krass. Oder was wolltest du mir damit sagen? Und warum sollte ich dich umarmen? Ich wüsste nichts womit du das verdient hast.."
Sie knuffte ihn in die Seite und streckte die Zunge aus, dann stand sie auf, schnappte sich ein Buch und setzte sich in ihren Schaukelstuhl.
Jetzt stutzte er:"Wollten wie heute nicht was zusammen unternehmen?"
Sie wies ihn zurecht:"Es ist später Nachmittag, kalt und es regnet. Außerdem bist du blöd. Aber das Buch ist langweilig, lass uns einen Film schauen!""Auf deinem Mini-Fernseher? Und ich werde mir garantiert keinen Mädchenfilme anschauen!", nörgelte er sofort.
"Hey, willst du lieber unten mit meinen Eltern hocken? Und ich wollte 'Thor' schauen.", konterte sie sichtlich gereizt.
Er klopfte da einfach neben sich auf ihr Bett und schaute sie auffordernt an. Anna kam zu wortlos ihm, ließ sich neben ihn fallen, vergrub ihr Gesicht in seinem Pulli und kuschelte sich an ihn.
Sein überraschtes: "Was ist denn das jetzt?" ignorierte sie geflissentlich und er drückte sie etwas mehr an sich, einfach weil er das Gefühl hatte das es angemessen war. Ohne große Worte, spürte er, dass irgendetwas nicht stimmte und da er insgeheim kein großer Redner war, vor allem auf der gefühls Ebene, wollte er wenigstens durch diese Geste für sie da sein.
Natürlich hatten sie sich vor ein paar Minuten noch geneckt und er wusste, das sie sich vieles tief im Inneren doch zu Herzen nahm, allerdings war es das nicht.
Ihr plötzliches Bedürfnis nach Nähe, lag vielleicht auch nur an den Stimmungs Schwankungen, welche bei ihr schon mal vorkamen. Oder an einem Ereignis was sie belastete und ihr gerade wieder in den Sinn kam.
Irgendwie so was musste es sein, aber nachfragen wollte er nicht. Nicht das sie dachte, er hielte sie für launisch, oder labil.Und so in seine eigenen Gedanken versunken, bemerkte Daniel nicht, das nach und nach, immer mehr stumme Tränen über Annas Wangen flossen.
Anna selbst wusste nicht wieso genau, aber von einen auf den anderen Moment war sie von Emotionen überwältigt gewesen und alles mögliche prasselte in Gedanken auf sie ein.
Das kannte sie, das war sie fast schon gewohnt. Aber dieses mal, war das erste mal, das jemand da war.Deshalb drückte sie jetzt Daniel ebenfalls fester, klammerte sich fast schon an ihn, wie an einen rettenden Ast und schluchzte.
Und erst jetzt bemerkte er, wie sehr im Moment etwas nicht in Ordnung war, was ihn definitiv überforderte.Wie eine Mantra flüsterte er immer wieder die Worte "Ich bin da" in ihr Ohr, strich beruhigend über ihrem Rücken, bis ihr Griff sich lockerte und er ein gleichmäßiges Atmen vernahm.
Sie schlief.--------
Lückenfüller Kapitel, gewissermaßen. Ich bin ehrlich gesagt unzufrieden damit, allerdings weiß ich's nicht besser, also bleibt es wohl so.
Ich freue mich immer über Feedback,
Euer Alien.
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Ich bin da.
Teen FictionNur eine weitere Liebesgeschichte von zwei Teenagern. Mit Streit, mit Zweifel und mit jedem anderen Klischee, welches einfach dazu gehört.