Rückblende #5

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Kirmes

Es waren Sommerferien und damit stand auch die große Kirmes im Nachbarort am Wochenende an. Anna und Daniel würden hin gehen, zusammen mit mehreren anderen.

Eigentlich machten die Buden und Fahrgeschäfte heute schon auf, morgen war aber erst richtig was los. Ein paar Menschen würden bei ihr schlafen, denn sie wollten am Sonntag gemeinsam zum Frühshoppen gehen. Es ließ sich vermuten, dass es für ihre Leber zwei anstrengende Tage werden würden.

Samstag trafen sie sich zum Vorglühen bei Björn, es dauerte nicht lange, bis die ersten Flaschen geleert waren und sie gut angeheitert weiter zur Kirmes pilgerten.

Daniel probierte sie davon zu überzeugen, mit einem Fahrgeschäft zu fahren, dass sich immer schneller drehte und dabei überschlug. Anna musste daran denken, was  sie bis jetzt zu sich genommen hatte und weigerte sich daher, bis ihr Freund schließlich alleine los zog.
Sie selbst blieb bei den anderen, sie waren zu ihrer Überraschung doch recht viele geworden. Ihr Cousin, der Mirco und einen ihr kaum bekannten Roman dabei hatte. Felix, Maxi, und Björn, sowie Lina. Dazu noch Nelly mit Timo und Nina. Letztere war mit ihr in einem Kurs und wirkte immer ganz nett, weswegen sie sie kurzerhand auch noch gefragt hatte.

Nina, Daniel und Nelly würden bei ihr schlafen, der Rest wohnte entweder selbst in der Nähe, oder kam wo anders unter.

David tippte sie an und drückte ihr einen Klopfer in die Hand, ab und zu fragte sie sich ja, wieso er in letzter Zeit so oft etwas mit ihr unternahm. Andererseits fand sie es auch schön.
Sie war schon immer in ihren älteren Cousin vernarrt gewesen und hatte ihm früher auch regelrecht nach geeifert, dass hatte sich zwar größtenteils gelegt, doch trotzdem ertappte sie sich manchmal dabei, wie sie sich an seinem Verhalten orientierte.

Irgendwer rief:“Zur Titte, zur Mitte, zum Sack, zack zack“ und sie kippte den Inhalt der kleinen Flasche in ihrer Hand, herunter.

Daniel kam wieder, und beschwerte sich, dass sie schon ohne ihn angefangen hatten. Schließlich war er nur kurz weg gewesen. Das war wie beim Essen, man wartete bis alle am Tisch saßen, oder in diesem Fall viel mehr am Tisch standen, bemängelte er das Verhalten seiner Freunde.

Anna gab ihm zum Trost einen Kuss, was ihn weitestgehend entschädigte. Nun sah er rüber zu Björn, sein Kumpel flirtete heftigst mit Lina, was ihn nicht überraschte. Seine Freundin hatte ihm erzählt, was am Maiabend zwischen beiden abgelaufen war und nun warteten sie alle praktisch nur darauf, dass die beiden zusammen kamen.

Mit fortgeschrittener Zeit spaltete die Gruppe sich mehr und mehr auf, und er ging mit David, Roman und Felix nochmal eine Runde über den Rummel, mit dem Ziel alle Attraktionen einmal besucht zu haben.
Anna ging mit allen außer Nelly, Maxi und Lina etwas tanzen, die drei wollten lieber am Tisch stehen bleiben, was vielleicht auch daran lag, dass sie die Nüchternsten waren.

Anna war selbst schon aufgefallen, dass sie in letzter Zeit häufiger und mehr trank, als eigentlich gut für sie war. Allerdings hinderte sie es trotzdem nicht am Konsum, der wohl beliebtesten legalen Droge weltweit.
Im Moment war sie relativ dicht, weshalb sie nichts sagte, als Mirco sie antanzte und ebenfalls gelassen reagierte, als dieser sie etwas abseits, weg von den Menschen brachte. Ihr Gehirn arbeitete etwas langsamer und so realisierte sie erst, was Sache war, als er und sie sich küssten. Hätte sie ihn weg gestoßen, wäre es sicherlich keine große Sache gewesen, dann wäre er der alleinige Arsch. Aber sie machte mit, ließ zu das er sie am Hintern packte und an sich drückte. Eigentlich fühlte sie sich sogar ganz wohl in seinen Armen, bis sie verstand, was genau sie damit Daniel antat. Dieser hatte von ihrem Ausrutscher zum Glück nichts mitbekommen und war auch nicht in Sicht.

Aus diesem Grund machte sie auch erst einmal Mirco zur Sau:“Du Arsch, du weißt genau, dass ich einen Freund habe und das du mir viel zu alt bist! Und vor allem, das ich total betrunken bin. Wehe du sagst irgendwem etwas davon! Ich schwöre, ich kastriere dich eigenhändig, wenn mir demnächst irgendjemand etwas davon erzählt. Verstanden?!“, der Nachdruck in ihrer Stimme, war unüberhörbar.
Jedoch ließ Mirco sich davon nicht sonderlich beeindrucken und grinste sie blöd an, bevor er sich dann doch noch äußerte. Aber er meinte nur, sie solle sich doch nicht so anstellen und es wäre doch nichts dabei.

Ohne ihm darauf zu antworten, ging Anna weg um Daniel zu suchen. Sie wollte nachhause gehen. Bevor sie aber wirklich weit kam, wurde sie von jemand anderen beiseite genommen. Björn und Maxi schauten sie an und ihr wurde bewusst, dass wohl dich jemand etwas von dem was eben passiert war, mitbekommen hatte. Fragte sich nur wie viel.
Etwas ängstlich blickte sie die beiden mit großen Augen an, die jedoch auch nur fordernd sie ansahen.

“Was war das eben? Das kann doch nicht dein Ernst sein?! Und auch noch der Vollidiot“, raunzte Maxi schließlich los, als Anna auch weiterhin schwieg. Björn blieb still, er schaute sie nur undefinierbar an. Allerdings wurde sie das Gefühl nicht los, dass auch er ähnliches dachte.

Sie wusste, dass sie nun etwas sagen musste, trotzdem tat sie sich schwer. Dann begann sie doch zu reden:“Ich bin betrunken und ihr könnt mir glauben, dass ich das bereue. Wirklich! Aber bitte sagt das keinem. Bitte. Wenn muss ich das selber klären. Und es sah vermutlich anders aus, als es wirklich war. Also ich..es tut mir auch leid“, ihre letzten Worte gingen in einem Schluchzen unter, da ihr bewusst wurde, was sie gerade getan hatte. Anna fühlte sich schrecklich, sie hatte ihren Freund gewissermaßen betrogen. Sie war zwar nicht mit Mirco im Bett gewesen, aber wer sagte, dass Betrug erst da anfing?

Um ihre Fassung ringend, drehte sie sich weg von den beiden jungen Männern, die da vor ihr standen. Oder wollte es zumindest, kam aber nicht dazu, denn Björn nahm sie in den Arm. Wohlbedacht wählte er seine Worte, die er ihr anschließend zu flüsterte.
“Wir wissen beide, dass du das hier nicht aus Boshaftigkeit gemacht hast. So eine bist du nicht. Aber du weißt auch, dass Daniel einer meiner besten Freunde ist und ich nicht einfach so dastehen werde, solltest du ihn anlügen. Also sag es ihm. So schnell wie möglich“

So schnell wie möglich, hatte er gesagt. Naja, sie hatte es auch gewollt, sich fest vorgenommen, doch irgendwie, hatte sich dieses “So schnell wie möglich“, auf einen Monat ausgedehnt.
Dann kam der Streit, wo sie es ihm einfach an den Kopf schmiss, schonungslos. Und jetzt saß sie hier alleine, in ihrem Zimmer und vermisste Daniel schrecklich. Aber es war vorbei zwischen ihnen. Das wussten sie doch beide. Oder?

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